Ein Jahr danach: Wer steckt hinter dem Cyberangriff auf das DRK?

Vor ziemlich genau einem Jahr kam es zu einem Hackerangriff auf die IT-Infrastruktur des DRK Wolfenbüttel. regionalHeute.hat nach dem Ermittlungsstand gefragt.

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Symbolfoto.
Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Wolfenbüttel. Der Angriff auf die IT-Infrastruktur des DRK Wolfenbüttel hatte im Oktober 2024 bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Unbekannte hatten über ein internes E-Mail-Konto Nachrichten mit vertraulichen Inhalten verschickt, sensible Daten abgegriffen und den Kreisverband anschließend erpresst. Wir wollten wissen, wie weit die Ermittlungen sind und ob ein Verantwortlicher gefunden werden konnte.



Der Hackerangriff auf den DRK-Kreisverband Wolfenbüttel bleibt ungeklärt. Wie die Staatsanwaltschaft Göttingen auf Nachfrage von regionalHeute.de mitteilt, wurde das Ermittlungsverfahren bereits im Juli eingestellt, da kein Täter oder keine Tätergruppe ermittelt werden konnte. „Es gab im Verlauf des Verfahrens mehrere Hinweise auf Personen, die in das Tatgeschehen involviert sein könnten. Diesen Hinweisen wurde nachgegangen, ohne dass sie bestätigt werden konnten“, erklärte Dr. Mohamed Bou Sleiman, Erster Staatsanwalt und Pressesprecher für Wirtschafts-, Umwelt- und Internetkriminalität bei der Staatsanwaltschaft Göttingen.

Daten gestohlen und veröffentlicht


Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden beim Angriff Daten aus den Systemen des DRK erlangt und im Internet veröffentlicht. Dabei handelte es sich um ältere Datensätze, deren Art unterschiedlich war: Materialbestellungen des Rettungsdienstes, Mitarbeiterdaten und auch Patientendaten. „Die betroffenen Patienten wurden seitens des DRK entsprechend informiert und über die Umstände aufgeklärt“, so Bou Sleiman weiter. Ob eine Beteiligung aus dem Umfeld des DRK bestand, sei ebenfalls geprüft worden, habe sich aber nicht belegen lassen. „Da kein Täter abschließend ermittelt werden konnte, kann dieser Umstand nicht abschließend aufgeklärt werden.“



Das sagt das DRK zur Entscheidung


 Björn Försterling, Präsidiumsvorsitzender des DRK-Kreisverbands Wolfenbüttel
Björn Försterling, Präsidiumsvorsitzender des DRK-Kreisverbands Wolfenbüttel Foto: Werner Heise


Auch Björn Försterling, Präsidiumsvorsitzender des DRK-Kreisverbands Wolfenbüttel, äußerte sich gegenüber regionalHeute.de zur Entscheidung der Staatsanwaltschaft: „Das ist eine Entscheidung der Staatsanwaltschaft. Natürlich hätten wir uns gewünscht, wenn das Verfahren zu einer Anklage gegen die oder den Täter geführt hätte.“ Der Verband gehe davon aus, dass „Tatbeteiligte im zeitlichen Umfeld zur Tat bei uns beschäftigt gewesen sind oder waren“.

IT-Sicherheit verbessert


Försterling betonte zugleich, dass der Verband nach dem Angriff umfangreiche Maßnahmen zur Verbesserung der IT-Sicherheit ergriffen habe. „Wir haben in der Folge in die IT-Sicherheit investiert und organisatorische Maßnahmen umgesetzt, die wir aber vor dem Hintergrund der offenen Täterfrage nicht weiter ausführen möchten.“ Das Vertrauen innerhalb der Belegschaft sei ungebrochen. „Mein persönlicher Eindruck ist, dass die Mitarbeitenden sehr vertrauensvoll zusammenarbeiten und wir gestärkt aus den Angriffen hervorgegangen sind. Wir haben ein großartiges Führungsteam um unsere Vorständin Aline Gauder herum, die den Mitarbeitenden Vertrauen und Wertschätzung entgegenbringt. Das tut dem Verband richtig gut.“

Ein Jahr danach


Heute, rund ein Jahr nach dem Angriff, zieht Försterling ein positives Fazit: „Die Ereignisse haben uns natürlich beschäftigt und waren sehr zeitintensiv, aber der Verband geht gestärkt daraus hervor. Wir arbeiten seit über zwei Jahren daran, den Verband kontinuierlich weiterzuentwickeln, und wir sind auf einem sehr guten Weg – dank toller Mitarbeitenden.“

Offen bleibe letztlich nur eine Frage, so Försterling: „Wer steckt hinter dem Angriff?“ Doch anstatt in der Vergangenheit zu verharren, richte das DRK Wolfenbüttel den Blick nach vorn. „Unser Auftrag ist es, Menschen in verschiedensten Not- und Unterstützungslagen Hilfe anzubieten. Die offenen Fragen sind also immer: Wer benötigt Hilfe – und wie können wir helfen?“

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