Einfach mal ein Leben retten


| Foto: Anke Donner)



Wolfenbüttel. Die Woche der Wiederbelebung ist vorüber. Hunderte Menschen aus Stadt und Landkreis ließen sich an den Aktionstagen in den Maßnahmen der Ersten Hilfe unterrichten, wie Notarzt Klaus Niebuhr vom städtischen Klinikum erfreut feststellte. Die bundesweite Werbewoche wurde in Wolfenbüttel vom Krankenhaus und dem DRK-Kreisverband organisiert.


Großen Zulauf hatte noch einmal die öffentliche Vorführung in der Fußgängerzone. Nachdem sich zunächst angemeldete Kinder vom Kindergarten Alter Weg über den Dreiklang "Prüfen, Rufen, Drücken" informiert hatten, stellten sich sogar Überraschungsgäste aus anderen Kindergärten ein. "Die waren auf einem Ausflug in die Stadt, sind spontan stehen geblieben und haben mitgemacht", freute sich Niebuhr.


Überhaupt war die Resonanz groß. "Wir hatten ja auch Glück mit dem Wetter. Bei Nieselregen bleibt kein Mensch stehen." So aber konnte das zwölfköpfige Team seine Informationen an den Mensch bringen: "Im Notfall muss man prüfen, ob die Person ansprechbar ist. Wenn nicht, gleich über 112 den Rettungsdienst rufen. Und dann heißt es drücken."


Vor diesem Drücken haben viele Menschen großen Respekt. "Die meisten machen lieber nichts, als etwas falsch zu machen", weiß Melanie Niestrop, die Ausbildungsleiterin des DRK. Diese Einstellung sei bei Herz- oder Atemstillstand aber falsch. Ihren Statistiken zufolge ist der plötzliche Herztod mit mehr als 100 000 Fällen pro Jahr die häufigste Todesursache außerhalb der Krankenhäuser. "Viele könnten noch leben, wenn Passanten Wiederbelebungsmaßnahmen ergriffen hätten."


Wie einfach es ist, mit bloßen Händen die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes zu überbrücken, lernten in der Fußgängerzone auch die Passanten Ulrich Higl und Michael Stier. "100 bis 120 Mal pro Minute muss man auf das Brustbein drücken", erklärte Niebuhr, "und zwar so lange, bis der Arzt kommt oder der Patient wieder ansprechbar ist." Das könne einige Minuten dauern - und anstrengend werden. "Im Zweifel lassen sie sich von anderen Passanten ablösen. Aber nicht aufhören!"


"Es ist unheimlich wichtig, mal wieder diese Information zu bekommen", lobte Ulrich Higl die Aktion. Sein Erste-Hilfe-Schein stamme noch aus den Tagen der Führerscheinprüfung, gab der 61-Jährige zu. "Inzwischen wäre ich doch recht hilflos als Helfer in einer solchen Situation." Da kam die Auffrischung wie gerufen.


"Ich habe viel mit Menschen zu tun", sagte Michael Stier, der als "Okerpirat" mit Bootstouristen die Flussarme befährt. "Für mich als Verantwortlichen an Bord sind das ganz wichtige Kenntnisse für die erste Hilfe." Zwar habe er immer einen entsprechenden Kasten mit dabei. "Aber es kann gar nicht schaden, wieder daran erinnert zu werden, was in einem Notfall zu tun ist."


Die Ausbildung in der Fußgängerzone ging sogar noch einen Schritt weiter: Melanie Niestrop erläuterte den Einsatz eines AED (Automatisch elektrischer Defibrillator). "Solche Klein-Defibrillatoren sind schon ganz schön verbreitet", sagte die DRK-Ausbilderin. "Sie hängen in Behören und Firmen - und ihr Einsatz ist ganz leicht zu erlernen."


Einfach mal ein Leben retten, das war die Botschaft der Woche der Wiederbelebung. Vor allem die Hemmschwelle der Menschen in Stadt und Landkreis sollte abgebaut werden. Wiederbelebung ist in vielen Fällen keine Kunst. Wilhelm Borchert, stellvertretender Leiter des DRK-Rettungsdienstes: "Einfach machen!"


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