"Es geht hier nicht um Almosen": Vortrag über Rechte von Menschen mit Behinderung


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Wolfenbüttel. Viele Angehörige und Betroffene besuchten den Vortag über Rechte von Menschen mit Behinderung des DRK-Kreisverbands Wolfenbüttel. Zu Gast im Integrations- und Therapie-Zentrum (ITZ) am Exer war die Fachanwältin für Sozialrecht, Gila Schindler, aus Heidelberg.

Zwar wurden in den vergangenen Jahren die Rechte von Menschen mit Behinderungen und ihrer Angehörigen gestärkt. Gila Schindler berichtete darüber und ermutigte dazu, diese Rechte auch einzufordern: "Jeder Mensch hat einen Anspruch auf die Teilhabe an der Gemeinschaft." Um diese Teilhabe auch den Menschen mit Behinderungen zu ermöglichen, sei individuelle Unterstützung aber noch immer unabdingbar.

Die Unterstützung kann für jeden Menschen je nach Art seiner Behinderung anders aussehen. Im ITZ zum Beispiel gibt es Hilfen im schulischen Bereich oder in der Freizeitgestaltung. Die Anwältin erklärte den Angehörigen, wie und woher sie diese Hilfe bekommen. „Es geht hier nicht um Almosen, sondern um eine Unterstützung, die in unserer Verfassung festgeschrieben ist‟, ermutigte Gila Schindler.

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Viele Angehörige, Betroffene und Mitarbeiter des ITZ folgten der Einladung des DRK-Kreisverbands Wolfenbüttel. Foto: DRK



Viele Angehörige berichteten nach dem Vortrag von verzwickten Erfahrungen mit Behörden und Fristen. Gerade im Bereich der Behindertenrechte gibt es viele verschiedene Leistungsträger: Sozialamt, Jugendamt, Arbeitsamt, Schulen und Kindergärten. Die Sozialrechtlerin verwies auf Paragraph 14 des SGB IX, in dem die Zuständigkeiten geklärt werden. "Und nach dem Eingang eines Antrags hat die Behörde drei Wochen Zeit, um darüber zu entscheiden." In der Praxis funktioniere das meistens nicht, berichteten viele Betroffene. "Sie dürfen nach einem Ablehnungsbescheid nicht den Mut verlieren", betonte Schindler und erläuterte die nächsten möglichen Schritte.


Viele Angehörige tauschten sich an diesem Abend im ITZ aus und suchten Hilfe im Gespräch mit Schindler und den anderen Betroffenen. Eine Mutter erzählte von ihrem aufgeweckten geistig behinderten Sohn, der gerne einen Schulabschluss machen möchte, doch nicht geprüft werden darf. „Am Ende jedes Schuljahres ist die Enttäuschung über das ausbleibende Zeugnis groß‟, berichtete die Mutter unglücklich. Schindler reagierte erschrocken auf diese Schilderung und ermutigte die Mutter, auf die entsprechenden Behörden zuzugehen und weiter für ihren Sohn zu kämpfen. Auf ähnliche Weise erhielten viele Eltern neben dem Rat der Anwältin neue Hoffnung, den harten bürokratischen Kampf weiterzuführen.

Fazit des Abends: Trotz vieler Verbesserungen der letzten Jahre sind noch längst nicht alle Lücken in den Rechten für Menschen mit Behinderungen geschlossen. Da so viele Betroffene, Angehörige und Mitarbeiter der Einladung des DRK-Kreisverbands Wolfenbüttel zu dem Vortrag gefolgt sind und die Sorgen in der Region besonders hoch zu sein scheinen, plant ITZ-Leiter Thomas Stoch, für Kunden des DRK künftig eine regelmäßige anwaltliche Sprechstunde einzurichten. Zudem stand Gila Schindler am Nachmittag vor dem öffentlichen Vortrag der Einrichtung für eine interne Schulung zur Verfügung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ITZ beraten und begleiten viele Angehörige von Menschen mit Behinderungen regelmäßig und konnten so noch einmal ihr fachliches Wissen im Sozialrecht vertiefen. Stoch: „Das ist eine große Hilfe, denn oftmals fühlen sich Klienten und Angehörige allein gelassen und brauchen jemanden, der einem den Rücken stärkt oder bei Streitigkeiten mit der Behörde vermittelt“,.


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