Fachoberschule-E: Ergänzungsangebot für Auszubildende und für Berufstätige

von Thorsten Raedlein




Wolfenbüttel. Das Bedürfnis vieler Menschen, sich besser auszubilden, wächst und es wächst auch der Bedarf an akademisch ausgebildeten Mitarbeitern in den Wirtschaftsunternehmen. Mit Blick auf diese Entwicklung sind die Angebote der Schulen und Ausbildungseinrichtungen weiter zu entwickeln. 

Seit dem Jahr 2010 sind die Eingangsvoraussetzungen für ein Studium an einer Hochschule in Niedersachsen gesetzlich neu geregelt. Sowohl an Fachhochschulen als auch an Universitäten werden auch berufliche Vorbildungen bei der Zugangsberechtigung für Studiengänge berücksichtigt. Wer ein Hochschulstudium aufnehmen will, muss nicht unbedingt vorher ein Abitur oder eine Fachhochschulreife erwerben. Auch einschlägige berufliche Erfahrungen,zum Beispiel als Elektroniker, berechtigen zur Aufnahme eines entsprechenden Hochschulstudiums. Im genannten Beispiel des Elektronikers ist ein Hochschulstudium der Elektrotechnik möglich. Weil aber die inhaltlichen Ansprüche, erforderliche Vorkenntnisse in Mathematik, Fremdsprachen, unverändert bestehen, müssen sich interessierte Berufspraktiker selbständig entsprechend auf ein Studium vorbereiten.

Die Carl-Gotthard-Langhans-Schule (CGLS), bietet bereits seit August 2012, neben den tradierten Fachoberschulen und dem Beruflichen Gymnasium Wirtschaft allen, die sich in einer Berufsausbildung/Berufstätigkeit befinden und  an einem Hochschulzugang interessiert sind, entsprechende Vorbereitungskurse an.

Für die Berufsstarter in einem dualen Ausbildungsberuf, die an der CGLS zur Berufsschule gehen, wird ein Ergänzungsbildungsgang angeboten. Dieser Ergänzungsbildungsgang heißt Fachoberschule E – E wie Ergänzung. Berufsschüler in den Ausbildungsberufen Kauffrau/-mann im Einzelhandel, Kraftfahrzeugmechatroniker/-in und Elektroniker/-in für Energie- und Gebäudetechnik, die bereits einen Sekundarabschluss I (Realschulabschluss) erworben haben, haben die Möglichkeit, parallel zu ihrem Berufsabschluss die Fachhochschulreife zu erwerben. Dazu müssen sie in ihrem Berufsschulunterricht spezielle fachtheoretische Aufgaben mit erhöhtem Niveau bearbeiten. Und sie besuchen zusätzlich zum Berufsschultag an einem weiteren Wochentag einen Abendlehrgang in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch. Das Ziel der Zusatzkurse ist es, erfolgreich eine Prüfung zur Fachhochschulreife abzulegen, um ein Studium an einer Hochschule aufzunehmen und erfolgreich zu absolvieren.

"Die Carl-Gotthard-Langhansschule bietet damit einen Bildungsgang an, der zusätzlich zum Ausbildungsabschluss einer dualen Berufsausbildung die allgemeine Fachhochschulreife ermöglicht. Angesprochen werden Menschen, die erst nach ihrer Berufsausbildung oder nach einer längeren Berufsphase ein Studium beginnen wollen", erklärt Schulleiter Peter Walte.

Voraussetzung zur Teilnahme am Unterricht ist der Sekundarabschlusses I – Realschulabschluss und dass der Teilnehmer sich in einer dualen Berufsausbildung befindet.  Im Jahr 2012 wurde mit zehn Schülern gestartet, derzeit sind noch drei davon übrig geblieben. Die anderen haben ihr Vorhaben aufgegeben. "An die Teilnehmer werden im regulären Berufsschulunterricht erhöhte Anforderungen gestellt", berichten die Lehrkräfte Thomas Meyer, Dirk Tänzer, Alexandra Ehrenberg und Melanie Spatzker unisono. Für einen Zeitraum von zwei Jahren – im zweiten und dritten Ausbildungsjahr ­einer dualen Berufsausbildung - wird zusätzlich zum Berufsschulunterricht ein Zusatzunterricht besucht. In jeder Woche werden fünf Unterrichtsstunden zusätzlich erteilt: drei Stunden Mathematik und abwechselnd zwei Stunden Deutsch/Kommunikation oder zwei  Stunden Englisch. In diesen Fächern finden abschließend Prüfungen statt. Der Zusatzunterricht erfolgt an einem Werktag von 17 bis 21 Uhr. Da nicht immer genau am normalen Berufsschultag unterrichtet wird, bedeutet dies für den einen oder anderen Teilnehmer direkt vom Arbeitsplatz auf die Schulbank zu wechseln.

"Das ist schon stressig", gibt Markus Rosentreter zu. Er hat sich 2012 entschlossen ein Studium der Fahrzeugtechnik an seine Ausbildung als KFZ-Mechatroniker anzuschließen. "Es ist nicht einfach, sich nach einem vollen Arbeitstag noch zu konzentrieren", sagt der Crammer. Bis 16.30 Uhr arbeitet er, um 17 Uhr beginnt der Unterricht. Lucia Matsene hat es da einfacher. Auch sie ist seit 2012 dabei und kann an ihrem regulären Berufsschultag weiterlernen. Sie lernt Einzelhandelskauffrau, da wäre es aufgrund ihrer Arbeitszeiten anders auch nicht machbar. Sie möchte nach ihrer Ausbildung noch ihren Handelsfachwirt machen.

Noch deutlich entspannter sind die "Neuen". 20 Schüler haben gerade mit der FOS-E begonnen. Sie hätten noch alle Luft nach oben. Gleichwohl sind sie sich allesamt sicher, nach der Ausbildung nicht als Geselle oder einfacher Angestellter in ihrem Beruf arbeiten zu wollen. Schulleiter Peter Walte macht ihnen Mut: "Wenn Sie das hier schaffen, schaffen Sie auch das Studium."

Die CGLS will zukünftig auch den Menschen helfen, die ihre Berufsausbildung bereits seit einigen Jahren hinter sich haben und oder die nach einigen Jahren der Berufserfahrung ein Studium an einer Hochschule aufnehmen wollen. Die CGLS plant, Bildungsangebote zukünftig auch für diese Personengruppe zu öffnen. Durch die Teilnahme an ausgesuchten Unterrichtsveranstaltungen an der CGLS könnten Berufspraktiker als Gasthörer die für die Aufnahme eines Studiums benötigten Kenntnisse erwerben. Wer Interesse hat: einfach in der CGLS melden.


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