Wolfenbüttel. In einigen Teilen des Stadtgebietes könnte es bald Bereiche geben, in denen Fahrradfahrer einen besonderen Schutz und Vorrang genießen. Wie die Fahrradzonen gestaltet werden sollen, stellt die Verwaltung im kommenden Ausschuss für Bau, Stadtentwicklung und Umwelt vor. Auch werden von der Verwaltung einige Bereiche vorgeschlagen, die zukünftig Fahrradzone sein könnten.
Mit der ‚Fahrradzone‘ hat die Bundesregierung 2021 ein neues Instrument der Radverkehrsförderung eingeführt. Eine Fahrradzone übernimmt die Regelungen der bereits bekannten Fahrradstraße, wird im Gegensatz dazu jedoch nicht linien-, sondern flächenhaft angeordnet. In ihr bestimmen Radfahrer die Geschwindigkeit und dürfen auch nebeneinander fahren, andere Verkehrsmittel wie Autos sind nur mit Zusatzzeichen wie beispielsweise ‚Anlieger frei‘ erlaubt. Fahrradzonen sollen einen bedeutenden Beitrag zu einem schnellen, sicheren und attraktiven Radverkehrsnetz leisten, erläutert die Verwaltung.
Gestaltungsstandards müssen festgelegt werden
Und eben solche Fahrradzonen soll es bald auch in Wolfenbüttel geben. Doch um das zu erreichen, müssen neben den rechtlichen Voraussetzungen der StVO und der zugehörigen Verwaltungsvorschrift bestimmte Grundsätze eingehalten werden. Diese sollen im kommenden Bauausschuss am 7. Februar festgelegt werden. Daher soll das Gremium in erster Linie die Gestaltungsstandards festlegen. In einem weiteren Schritt soll die Verwaltung bevollmächtigt werden, die Einrichtung von Fahrradzonen in den vorgeschlagenen Quartieren zu prüfen und bei positivem Ergebnis die konkrete Ausgestaltung zur Beschlussfassung vorlegen.
So sollen die Fahrradzonen gekennzeichnet werden
In einer Fahrradzone sollte nur der Kfz-Verkehr fahren, der hier ein ‚Anliegen‘ hat. Dazu gehören Anwohner, aber auch Besucher von Einrichtungen oder Kunden von Geschäften. Durchgangsverkehr soll allerdings nicht stattfinden. Dazu sollen entsprechende Schilder wie „Anlieger frei“ aufgestellt werden.
Des Weiteren sollen Fahrradzone und Fahrgasse klar abgebildet werden. Das soll durch Beschilderungen an den Eingängen der Fahrradzone erfolgen. Außerdem sollen Zusatzschilder, soweit erforderlich, die Nutzung für den Kfz-Verkehr freigeben. Die Eingangssituationen von Fahrradzonen sollen deutlich und intuitiv erkennbar sein. Daher sollen sie durch Beschichtung rot eingefärbt und mit Piktogrammen ‚Radverkehr‘ inklusive Richtungspfeilen versehen werden. Zusätzlich zur Beschilderung wird außerdem ein Sinnbild ‚Fahrradzone‘ auf die Fahrbahn aufgebracht. Die Fahrradzonen in Wolfenbüttel sollen künftig eine Fahrgassenbreite von vier Meter haben und nicht breiter als fünf Meter sein.
Stellplätze sollen in Fahrradzonen immer markiert werden. Um zu vermeiden, dass es an Parkstreifen zu Unfällen, beispielsweise durch das Öffnen von Türen kommt, soll ein Sicherheitstrennstreifen von insgesamt 75 Zentimeter den Abstand zwischen Radfahrenden und parkenden Autos sichtbar machen. Dazu müsse zunächst eine Ordnung des ruhenden Verkehrs stattfinden. An den Eingängen soll außerdem das Zeichen ‚eingeschränkte Haltverbotszone‘, gegebenenfalls inklusive dem Zusatz ‚Parken in gekennzeichneten Flächen erlaubt‘, angebracht werden.
Erste Quartiere ausgesucht
Außerdem wurden in einer ersten Sondierung drei Quartiere ermittelt, in denen nach Auffassung der Verwaltung die Einrichtung einer Fahrradzone besonders sinnvoll wäre. Dabei handelt es sich um die Gebiete Schützenstraße, Lessingstraße und Alter Weg. Alle drei seien wichtige Bestandteile des zurzeit in Arbeit befindlichen Radverkehrsnetzes, führt die Verwaltung zu dem Vorschlag aus und erklärt, warum die Zonen vorgeschlagen werden.
Schützenstraße: Als Alternative für Radfahrende zur stark von Kfz befahrenen Dr.-HeinrichJasper-Straße soll die parallel verlaufende Route Schützenstraße/Gabelsbergerstraße in Form einer Fahrradzone ertüchtigt werden. Schon jetzt wird sie von vielen Radfahrenden aus Richtung Groß Stöckheim und Salzgitter-Thiede genutzt.
Lessingstraße: Durch das Quartier Lessingstraße / Sophienstraße fahren viele Radfahrende aus Richtung Norden und Nordwesten in die Innenstadt. Auch der Schülerverkehr ist hier immens. Die Einrichtung einer Fahrradzone würde dieser hohen Radverkehrsdichte gerecht werden und für eine höhere Verkehrssicherheit sorgen, insbesondere für Schüler. Darüber hinaus ist der Bereich um die Sophienstraße die Verlängerung der Radroute Schützenstraße.
Alter Weg: Auch im Quartier Alter Weg / Am Roten Amte ist die Radverkehrsdichte sehr hoch. Es liegt zwischen Innenstadt und Klinikum und ist zusätzlich für Pendler nach Braunschweig eine wichtige Route. Ein Teil der aktuell in Wolfenbüttel bestehenden Fahrradstraßen liegt in diesem Gebiet. Fahrradstraßen müssen an jeder Kreuzung neu ausgewiesen werden – eine Fahrradzone an dieser Stelle würde die Regelungen vereinfachen und dem „Schilderwald“ im Quartier entgegenwirken.
Grünen legen Antrag nach
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen haben dem Vorschlag der Stadt gleich einen Antrag hinterher geschoben. Sie beantragen, dass die Verwaltung die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Einrichtung von Fahrradzonen prüft und bei Eignung der Gebiete diese zu planen oder auch planen zu lassen und einzurichten. Der Antrag der Grünen sieht allerdings nur zwei Zonen vor. Fahrradzone 1 würde die Straßen Alter Weg (zwischen Neuer Weg und Mittelweg), Kolpingstraße, Mittelweg (zwischen Am Kälberanger und Alter Weg), Am Roten Amte, An der Schildwiese, Am Kälberanger und Ungerstraße umfassen.
In Fahrradzone 2 sollen die von der Verwaltung vorgeschlagenen Bereiche Schützenstraße und Lessingstraße zusammengefasst werden. Die Zone soll dann die Straßen Schützenstraße, Töpferstraße, Hellerstraße, Am Heller, Dr.- Kirchheimer-Straße, Fritz-Fischer-Straße, Gabelsbergerstraße, Paul-Eyferth-Straße, Sophienstraße, Lauenstraße, Lessingstraße, Anna-Vorwerk-Straße und Leibnizstraße umfassen.
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