Feine Herren: Krimi-Genuss aus Wolfenbüttel

von Thorsten Raedlein




Wolfenbüttel. Jetzt, wo die Tage wieder kürzer werden, da nimmt man sich am Abend am besten ein gutes Buch zur Hand. Da trifft es sich doch gut, dass gerade Stephan Pinkert sein sechstes Buch veröffentlicht hat. War er bisher für seine Sachbücher zum Thema bekannt, wagte er sich diesmal an einen Kriminalroman…

Der spielt in Wolfenbüttel und das Thema (Wein)Genuss kommt darin auch nicht zu kurz. "Eigentlich hatte ich ja die Idee für ein neues Weinbuch gehabt", erzählt Pinkert. Sein Verlag aber hatte ihn gefragt, ob er sich auch einen "Weinkrimi" vorstellen könnte. "Da habe ich spontan ja gesagt." Da der Handlungsort eine reale Stadt sein sollte und das Thema Genuss im Buch aufgegriffen werden sollte, lag es für ihn nah, den Tabakhändler Julius Fels als Protagonisten zu erschaffen, der in Wolfenbüttel an den Krambuden sein Geschäft hat und viel auf reisen ist. Ein echter Genussmensch - auch äußerlich. "Wer sich in Wolfenbüttel auskennt, wird den einen oder anderen Handlungsort (auch wenn er einen verfremdeten Namen trägt) erkennen", sagt der Autor. Auch die eine oder andere Person dürfte einem bekannt vor kommen. Manch einer "spielt" sogar mit echtem Namen mit. "Yusef Darouiche zum Beispiel ist auch im Roman Inhaber des Restaurants ,Rhodos' und verwöhnt seine Gäste mit Ouzo" erzählt Pinkert. "Er konnte es gar nicht erwarten, das Buch in Händen zu halten", grinst er. Real seien auch die im Roman erwähnten Sterneköche.

Der Ursprung seiner Kreativität werde dadurch noch realistischer. Dazu trage auch bei, dass alle Hotels, Weingüter und Restaurants, die im Buch vorkommen tatsächlich existieren und von Pinkert auch besucht wurden. Gleiches gilt für die erwähnten Weine und Menüs. Sie wurden von ihm verkostet. Das Buch ist also nicht nur ein Krimi, sondern auch ein kleiner Gourmetführer. Bei seinen Besuchen habe sich auch die eine oder andere lustige Begegnung zugetragen. So war ein Koch in Halle zu DDR-Zeiten Kripo-Hauptmann und schreibt selbst Krimis. "Da ergab sich ein netter Ideenaustausch", erinnert sich der Autor. Während des Schreibens hat sich Pinkert auch immer wieder bei seinem Hausarzt oder einem Chemieprofessor rückversichert, ob seine  im Buch gesponnene Handlung auch aus medizinischer oder chemischer Sicht realistisch sei oder nicht.

Rund neun Monate hat es gedauert, bis er den letzten Satz geschrieben hat."Es war manchmal schon eine Herausforderung", erinnert sich Pinkert. Geändert habe sich auf jeden Fall seine eigene Sichtweise Romanen gegenüber. Die Leistung der Autoren sieht er nun aus einem ganz anderen Blickwinkel. Und wenn er selbst einmal mit einer Schreibblockade zu kämpfen hatte, dann suchte er das Gespräch mit seiner Familie. "Meine Frau und meine Tochter haben mich sehr unterstützt", betont er. Am Ende ist es ihm gelungen, die Hauptpersonen des Buches als starke Charaktere zu schaffen - mit all ihren Stärken und Schwächen. Und daraus entwickeln sich dann ihre Handlungsmotive. Dann gab es aber auch Tage, da lief es wie am Schnürchen. "Dann lebte ich einige Stunden wie in einer anderen Welt. Das Buch wurde dann real, so habe ich das nicht vermutet", erzählt er.

Feine Herren, ein Genuss-Krimi bei KSB, ISBN 978-3-941564-55-8, 12,50 Euro

Kurzbeschreibung: Zu tief ins Rotweinglas geschaut? Rechtsanwalt Martin Bellheim leidet nach einer Portugieser-Verkostung in einer Wolfenbütteler Weinhandlung Höllenqualen. Hochschuldozent Helge Wannhoff quält die Angst vor schwerer Krankheit und die Vergangenheit, die nicht vergehen will. Lena Auerswald quält noch immer der Tod ihres Vaters vor zehn Jahren. Er hätte noch leben können – die feinen Herren haben es verhindert. Nie hat sie diesen Gedanken verloren: Rache! Tabakhändler und Feinschmecker Julius Fels erkennt nach vielen geleerten Gläsern und genossenen Sterne-Menüs die moralische Verkommenheit und kriminelle Energie seiner Mitbürger. „Feine Herren“ ist ein ebenso genussreiches wie hintergründiges Sittengemälde aus der beschaulichen Kreisstadt im Niedersächsischen.

Über den Autor: Stephan Pinkert, Jahrgang 1966, Studium der Soziologie, Politik- und Rechtswissenschaften, Referent in einer Bundesoberbehörde, Redakteur des Wein-Informationsdienstes wein-post.de, Kellermeister der Weinbruderschaft Wolfenbüttel e. V. Zahlreiche (Buch-)Veröffentlichungen, Zeitungskolumnen und Hörfunkinterviews zu den Themen Wein und Kulinarik , vieljähriger Mitarbeiter des Deutschen Weinbau-Jahrbuchs, regelmäßige Vortragsveranstaltungen und Seminare rund um den Wein.


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