Wolfenbüttel. Auf Einladung der Großen Schule informierte Stadtrat Thorsten Drahn am heutigen Dienstagvormittag die zehnten Klassen des Gymnasiums über die aktuelle Flüchtlingssituation. Neben einer informativen Präsentation und anhand eines Gedankenexperimentes veranschaulichte er die derzeitige Lage. Im Anschluss übergab er auch das Wort an die interessierten Zehntklässler, die nun ihre Fragen, Anliegen und Sorgen zur Flüchtlingsproblematik loswerden konnten.
Rund 1,1 Millionen Flüchtlinge aus 30 verschiedenen Ländern erreichten im Jahre 2015 die Bundesrepublik. Etwa 360.000 Flüchtlinge warten noch auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge und ein Blick in das gegenwärtige Jahre zeige, dass die Situation sich vermutlich vorerst nicht entspannen werde. Thorsten Drahn gab einen Überblick über die aktuelle Lage und stellte dar, welche Aufgabe auch in 2016 gemeistert werden müssen. So sei man daran, neue Unterbringungsmöglichkeiten sowohl dezentral durch den Ausbau von Wohnungen als auch zentral durch die Errichtung von Erstaufnahmeeinrichtungen zu schaffen. Hier seien beispielsweise der Umbau der Samson-Schule und des Grundschulgebäudes in Adersheim, die Errichtung einer Unterkunft auf dem Schützenplatz oder auch der Bau eines multifunktionales Gebäudes am Exer in Planung (regionalHeute.de berichtete mehrfach).
Fragestunde
Im Anschluss der Präsentation eröffnete Thorsten Drahn die Diskussionsrunde. Hier konnten die Schüler ihre Fragen loswerden. Hier kamen beispielsweise Fragen auf, wie das Ganze finanziert werden soll. Hier erläutere der Stadtrat, dass es sich zwar um Milliardenbeträge handele, aber dass man sehe müssen, dass es positive Aspekte gibt. So gebe es 800 mehr Konsumenten, die den Verkauf im Einzelhandel stärken und zudem befänden sich auch viele qualifizierte Leute unter den Flüchtlingen. Auch nach Möglichkeiten und Ansprechpartnern zur Unterstützung der Flüchtlinge wurde gefragt. Hier verwies Thorsten Drahn auf die eingerichtete Flüchtlingsstabsstelle, die von Rabea Hohl geleitet wird, aber auch auf die Stadt, die jederzeit bereit stehe und die Anfragen an die entsprechenden Ansprechpartner weiterleitet. Seit den Vorkommnissen in Köln wurde sich auch nach dem Sicherheit und Ordnung erkundigt. "Wie hoch schätzen Sie die Gefahr ein, dass sich Terroristen unter den Flüchtlingen befinden?" lautete eine Frage an Thorsten Drahn. "Ich halte es für unwahrscheinlich. Die Menschen nehmen bei ihrer Flucht lange und gefährliche Wege auf sich", erwiderte er. Wege, die Terroristen vermutlich nicht in Kauf nehmen würden, "Aber natürlich kann man das nie genau sagen", so Thorsten Drahn.
Gedankenexperiment
Thorsten Drahn: "Eine Frontenbildung hilft uns überhaupt nicht weiter." Foto: Max Förster
Dass es sich bei den Konflikten wie zum Beispiel in Syrien, um Probleme handelt, die jederzeit auch auf einem anderen Gebiet der Erde entstehen und eine Flüchtlingswelle hervorrufen können, machte Thorsten Drahn an einem abstrakten aber simplen Beispiel deutlich. So sollten sich die Zehntklässler gedanklich in die Lage versetzen, selbst eine Regierung, vertreten durch die jeweiligen Klasse, zu bilden. Die Regierungschefs sind dabei die Klassenlehrer. Wenn nun die Klassensprecherin der 10a versucht, der Schule ihren persönlichen Stempel aufzudrücken, der Klassensprecher der 10b jedoch andere Vorstellungen von Regeln und Verhaltensnormen an der Schule für richtig hält, könne es zu Konflikten kommen, die sich, wenn sie nicht richtig angegangen werden, zuspitzen und ausarten könnten. So wäre es beispielsweise denkbar, dass sich die dritte Klasse aus Angst vor möglichen Konsequenzen dazu entschließt, in eine andere Schule, wie zum Beispiel das Gymnasium im Schloss, zu fliehen.
Dieses Gedankenspiel zeige deutlich, so Thorsten Drahn, dass es sich bei Konflikten, wie in Syrien, "um ganz normale, wenn auch negative menschliche Züge handelt", die zu jederzeit und an jedem Ort eine solche Situation hervorbringen können und er betont, dass folglich die meisten Menschen aus vollkommen nachvollziehbaren Gründen die Flucht auf sich genommen hätten. Die aktuelle Situation benötigt viele helfende Hände und ist auch mit hohen Kosten verbunden. Dennoch verdeutlicht Thorsten Drahn, dass jetzt nicht der Fehler gemacht werden dürfe, "Neid aufkommen zu lassen oder eine Sozialdebatte zu starten. Eine Frontenbildung hilft uns überhaupt nicht weiter", so Thorsten Drahn
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