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Flüchtlingen im Jugendgästehaus drohte erneute Umverteilung

von Jan Borner


Im Video-Interview erklärt Bürgermeister Thomas Pink, warum den Flüchtlingen erneut eine Umverteilung drohte und wie die Stadt darauf reagierte. Fotos/Video: Jan Borner | Foto: Jan Borner



Wolfenbüttel. Eigentlich sollten die Menschen, die am Montag im Jugendgästehaus ankamen, ihren anstrengenden Weg nun erst einmal hinter sich haben. Heute wurden allerdings dennoch knapp 20 Flüchtlinge aus dem Jugendgästehaus erneut umverteilt. Eigentlich sollten wohl noch einige mehr plötzlich weiter geschickt werden. Die Stadt Wolfenbüttel setzte sich allerdings dafür ein, dass zumindest die meisten der 101 Menschen nicht noch ein weiteres Mal weiterziehen mussten. 

"Wir alle wollen Ihnen helfen ganz hier anzukommen, vor allem deshalb, weil sie alle sehr wahrscheinlich für längere Zeit in dieser Stadt leben werden, viele, einige auch für immer." Mit diesen Worten hatte Bürgermeister Thomas Pink die geflohenen Menschen im Jugendgästehaus noch am Mittwochabend offiziell Willkommen geheißen. Wie der Bürgermeister im Interview mit unserer Online-Tageszeitung erklärte, sei die Stadt Wolfenbüttel nämlich zunächst davon ausgegangen, dass die Flüchtlinge, die am Montag im Jugendgästehaus ankamen, auch in Wolfenbüttel bleiben würden. Schon während des Begrüßungsabends kam unter den geflohenen Menschen allerdings die Sorge auf, dass ihre Odyssee noch weiter gehen könnte. Thomas Pink teilte während seiner Rede nämlich auch mit, dass am Freitag noch einmal alle in die Landesaufnahmebehörde (LAB) in Kralenriede zur Registrierung müssten. Das war prinzipiell schon bekannt. Überraschend war allerdings, dass alle ihr gesamtes Gepäck dafür mitnehmen sollten. Bei den Flüchtlingen sorgte diese Auskunft schnell für Verunsicherung. Bürgermeister Thomas Pink versicherte allerdings, dass der Bus abends alle wieder zurück ins Jugendgästehaus nach Wolfenbüttel bringen werde.

Computersystem verteilt Menschen


Auf Anfrage unserer Online-Tageszeitung erklärte die Stadt Wolfenbüttel noch am selben Abend, dass auch für sie völlig unverständlich sei, warum die Menschen für die Registrierung in Kralenriede ihr gesamtes Gepäck mitnehmen sollten. Wie Thorsten Raedlein, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Wolfenbüttel, erklärte, sei dies eine Vorschrift der Landesaufnahmebehörde.

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Am Montagmittag waren rund 100 geflohene Menschen im Jugendgästehaus Wolfenbüttel angekommen. Foto: Jan Borner



Stefan Pankratowitz, Pressesprecher der LAB in Braunschweig teilte dann am Donnerstag auf Anfrage unserer Online-Tageszeitung mit, dass wahrscheinlich einige der Menschen, die am Montag im Jugendgästehaus ankamen, nach ihrer Registrierung in Kralenriede nicht wieder nach Wolfenbüttel zurückkehren, sondern weiter umverteilt würden. Grund dafür sei das sogenannte Easy-System, das die Erstverteilung von Asylbewerbern regelt. Bei dem System werde zunächst lediglich die Nationalität und das Geschlecht der Menschen aufgenommen, der Computer entscheide dann, wo in Deutschland die Menschen unterkommen um dort den Asylantrag zu stellen. Lediglich bei den Menschen aus Montenegro, so Stefan Pankratowitz, sei sicher, dass sie in Braunschweig bleiben würden um dort ihren Asylantrag zu stellen, aber bei Menschen aus Syrien beispielsweise sei dies nicht so sicher, weil diese auf das ganze Bundesgebiet verteilt würden. Personen anderer Nationalitäten wiederum würden gar nicht in Braunschweig oder in Niedersachsen aufgenommen. Für die Menschen, die im Jugendgästehaus untergekommen sind, war es deshalb sehr wahrscheinlich, dass eine große Anzahl erneut umverteilt werden würde.

Etwa 80 der 101 Personen konnten wieder nach Wolfenbüttel


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Rund 80 der insgesamt 101 Menschen konnten nun wieder nach Wolfenbüttel zurückkommen. Foto: Jan Borner



Dennoch konnten am heutigen Freitagabend nach der Registrierung in Braunschweig rund 80 der ursprünglich 101 Personen wieder nach Wolfenbüttel zurückkommen. Wie Bürgermeister Thomas Pink im Interview mit unserer Online-Tageszeitung erklärt, habe die Stadt Wolfenbüttel mit Entsetzen darauf reagiert, als sie erfahren hatte, dass viele der Flüchtlinge wohl noch ein weiteres Mal weiter geschickt werden sollten. Die Stadt habe sich deshalb mit Stephan Manke, Staatssekretär im Niedersächsischen Innenministerium und mit Susanne Graf, Leiterin der Landesaufnahmebehörde für Asylsuchende in Niedersachsen, in Verbindung gesetzt und schließlich erreicht, dass zumindest 80 der Menschen, und darunter viele Familien, nicht noch ein weiteres Mal umverteilt werden.


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