Wolfenbüttel. Seit November sind sämtliche kulturellen Einrichtungen wie beispielsweise Gedenkstätten und Museen geschlossen. Was ist aber, wenn ein Geschichtskurs von Lina-Marie Sittmann den Besuch einer Gedenkstätte geplant und sich darauf gefreut hat? Genau vor diesem Problem stand die Klasse 10a des Theodor-Heuss-Gymnasiums (THG), die einen Besuch der Gedenkstätte der JVA Wolfenbüttel im Fach Geschichte vorbereitet hatte. Zahlreiche Telefonate mit der Gedenkstätte und die Hilfe von Schulleiterin Sandra Feuge waren nötig, um das Problem wie folgt zu lösen: Wenn die Klasse nicht in die Gedenkstätte kommen kann, kommt die Gedenkstätte eben zur Klasse. Das berichtet das THG in einer Pressemitteilung.
So versammelte sich die Lerngruppe am 11. Dezember unter Einhaltung der aktuellen Hygienebestimmungen in einem großen Unterrichtsraum und wurde dort von Dr. Gustav Partington, dem museumspädagogischen Mitarbeiter der Gedenkstätte der JVA Wolfenbüttel, begrüßt. In einem dreistündigen Workshop erhielten die Schülerinnen und Schüler einen Einblick in die Geschichte der JVA, die Strafmaßnahmen während der NS-Zeit und die weitere Nutzung nach Kriegsende.
Die Besonderheit des Gefängnisses in Wolfenbüttel war, dass es über eine Hinrichtungsstätte verfügte. Von 1937 bis März 1945 wurden dort 526 nationalsozialistische Todesurteile durch die Guillotine vollstreckt. Anhand von Einzelschicksalen erfuhr die 10a, wie der Unrechtsstaat durch die Willkür der Justiz unterstützt wurde, so dass zahlreiche Menschen ins Gefängnis kamen oder hingerichtet wurden. Zu den Opfern zählten neben Gegnern des Regimes, Wehrmachtsangehörige, ausländische Zwangsarbeiter, Straf- und Kriegsgefangene, Sinti und Roma sowie 70 Männer und Frauen aus dem westeuropäischen Widerstand.
Mithilfe von Bildern und dem mitgebrachten Hinrichtungsbuch versuchte Dr. Partington die Gedenkstätte für die Schüler zugänglich zu machen und einen ersten Einblick in die Gedenkstätte zu ermöglichen. Natürlich konnte der Workshop keinen Besuch der Gedenkstätte komplett ersetzen, aber nichtsdestotrotz war der Workshop für die Schülerinnen und Schüler spannend und hat die Neugier auf einen realen Besuch der Gedenkstätte gesteigert, so das THG.
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