Wolfenbüttel. Der 18-jährige Tidiane aus Guinea ist nach einer Impfung körperlich beeinträchtigt. Der jung Mann braucht dringend eine Behandlung. Doch ohne Versicherung und Geld scheint dies ausweglos. Nun hat das DRK eine Hilfsaktion gestartet und bittet die Bürger um Mithilfe.
Wenn er von den Erlebnissen in seinem Heimatland in Westafrika spricht, die ihn zur Flucht bewegt haben, wird Tidiane ganz leise. Der ansonsten fröhliche junge Mann wird im Mai 19 Jahre alt. Er interessiert sich für Hip Hop und geht – wie andere junge Leute auch – gerne mit Freunden aus. Er lebt derzeit in der Wolfenbütteler Unterkunft für Flüchtlinge Okeraue und besucht tägliche eine Sprachschule. Sein Ziel ist es, das Abitur nachzuholen und zu studieren. Später möchte er als Programmierer arbeiten. Seit Sommer letzten Jahres ist Tidiane in Deutschland, seit fünf Monaten in Wolfenbüttel. Hier fühle er sich sehr wohl, die Bürger seien alle sehr gastfreundlich.
Behandlung abgelehnt
Das Besondere an der Situation von Tidiane ist, dass er eine starke Behinderung hat. Als Kind bekam er eine Spritze, vermutlich eine Impfung. Diese verursachte eine Lähmung in den Beinen. Weitere Ärztefehler und schwere Misshandlungen führten dazu, dass der junge Mann heute seine Beine kaum bewegen kann. Seine Eltern sind gestorben. Durch seine Flucht sei er zwar in Sicherheit, doch seine körperliche Situation verschlechtert sich zunehmend wenn er keine Hilfe bekommt. Ein Arzt habe neulich die Untersuchung abgelehnt, weil Tidiane keine Versichertenkarte hat. Letztlich haben die guten Kontakte des DRK in Wolfenbüttel zur städtischen Flüchtlingsunterkunft Okeraue dazu geführt, dass er seinen Weg ins Integrations- und Therapiezentrum (ITZ) auf dem Exer-Gelände gefunden hat. Hier wird er Einheiten im Bewegungsbad der Praxis für Ergotherapie bekommen, die Fachkräfte im ITZ machen eine erste Bestandsaufnahme und klären die weitere Vorgehensweise mit Ärzten und Behörden ab.
Hilfsfond eingerichtet
„Aber ich kann das nicht bezahlen“, erklärt Tidiane etwas ängstlich. Die Kosten übernehme bis auf weiteres das DRK, versichert der Leiter des ITZ Thomas Stoch, solange kein anderer Kostenträger gefunden wird. Damit solche Hilfen trotzdem kurzfristig und unbürokratisch begonnen werden können, hat das Wolfenbütteler DRK einen Hilfsfonds eingerichtet. „Wir werden uns allerdings mit den zuständigen Behörden auseinandersetzen“, ergänzt Stoch. Es gebe Möglichkeiten, dass Tidiane geholfen wird. Alleine stünde er wie andere Betroffene oft machtlos gegenüber den Hürden der Verwaltungen.
Einen besonderen Wunsch äußert Tidiane noch. Er habe gehört, dass die Fahrradwerkstatt des DRK gespendete Fahrräder für Flüchtlinge aufarbeitet. Aufgrund seiner Behinderung könne er aber kein normales Fahrrad fahren. Sein Traum wäre ein Liegerad, das auf seine Bedürfnisse angepasst ist. Das würde ihm sehr helfen, denn er kann nur mit Schmerzen gehen und benötigt deshalb sehr lange für das Zurücklegen weiterer Strecken. Das Team des DRK sucht daher Kontakte zu Personen, die ein solches Hand- oder Liegerad spenden oder günstig verkaufen würden. Wibke Perl von der Koordinierungsstelle Flüchtlingshilfe des DRK erklärt: „Natürlich wird auch Geld benötigt, um das anzuschaffende Spezial-Fahrrad noch auf die Behinderung anzupassen.“ Stoch ergänzt: „Und um den Hilfefonds des DRK wieder aufzufüllen, denn der Topf ist schon ziemlich leer.“
Die Gelder des Fonds kommen den Betroffenen aus Wolfenbüttel direkt zugute: Menschen wie Tidiane, die neben ihrer besonderen Situation als Flüchtling auch von Behinderung betroffen sind. Durch den Hilfsfonds wurden bereits einige Familien mit behinderten Kindern unterstützt. Sie konnten dadurch therapeutische Behandlungen und Leistungen bekommen, bevor ein Kostenträger gefunden wurde. Außerdem plane das DRK einen Kurs fürs Babyschwimmen, speziell für Väter aus Migrantenfamilien und ihre Kinder. Auch hierfür werde Geld benötigt.
Hier können Sie helfen
Wer Tidiane und anderen Betroffenen helfen möchte, kann sich beim DRK telefonisch unter 05331/9278470 melden oder schreibt eine E-Mail an info@itz-drk.de Weitere Möglichkeiten, Sachspenden für Flüchtlinge zu vermitteln bietet die Plattform www.donaki.de Die Kontoverbindung des Hilfsfonds (IBAN) lautet: DE 30 2512 0510 0005 4025 07 (Bank für Sozialwirtschaft), Verwendungszweck: Liegerad Das DRK weist darauf hin, dass das Finanzamt für Zuwendungen bis 200 Euro in der Regel einen einfachen Buchungsbeleg akzeptiert, z.B. den Kontoauszug. Bei höheren Beträgen stellt das DRK eine Spendenbescheinigung aus.
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