Gelebte Entschleunigung für den Weltfrieden

von Thorsten Raedlein




Heiningen. Sie kennen sich vorher nicht und kommen an einem für sie bisher unbekannten Ort zusammen. Eines verbindet sie aber: Der Wunsch, gemeinsam ein Projekt umzusetzen, ein anderes Land und auch andere Kulturen kennen zu lernen. Beim internationalen Workcamp im Klostergut Heiningen verfolgen sieben junge Menschen derzeit genau dieses Ziel.

Workcamps sind kurze Freiwilligendienste für junge Menschen zwischen 18 und 26 Jahren aus den verschiedensten Ländern und Kulturen der Welt. Sie leben und arbeiten 2 bis 4 Wochen zusammen in einem gemeinnützigen, ökologischen oder kulturellem Projekt. Da die Teilnehmenden fast alle verschieden Sprachen sprechen, ist die gemeinsame Camp-Sprache meist Englisch.

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Andreas Degener (l.) mit Alejandro bei der Käseherstellung. Foto:



Die Teilnehmer in Heiningen kommen aus Mexiko, Bolivien, Frankreich, Tschechische Republik, Slovakei und Holland. Sie arbeiten in der ökologsichen-sozialen Landwirtschaft und helfen bei der Pflege der denkmalgeschützten ehemaligen Klosteranlage. Darüber hinaus lernen sie Land und Leute sowie die Geschichte der Region kennen. "In einer Workcamp-Gruppe lernt man miteinander und voneinander und bekommt so Einblicke in die Vorstellungen, Mentalitäten und kulturellen Hintergründe von Jugendlichen aus verschiedenen Ländern", sagt Teamleiter Marco Curro. Der junge Mann aus Mexiko ist Teil der Gruppe und ein echtes Sprachtalent. Englisch, Deutsch, Spanisch – alles kein Problem. Aber auch die anderen Camp-Teilnehmer beweisen Tag für Tag die Bereitschaft zum interkulturellen Lernen. Gegenseitige Toleranz der Menschen aus verschiedenen Ländern ist Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben der Nationen und wird in Heiningen im Kleinen erlebt.

Und dann stehen natürlich die praktischen Erfahrungen und der Erwerb neuer Kenntnisse im Vordergrund: Sei es zu erleben, wie man Käse herstellt oder wie man in einem hektischen Land wie Deutschland auf einem Bio-Bauernhof entschleunigen kann. Gelebte Entschleunigung für den Weltfrieden – quasi. Die jungen Erwachsenen jedenfalls sind beeindruckt, was sie von Andreas Degener und seinen Mitarbeitern lernen können – und packen gerne mit an. 

Natürlich kommt auch der Freizeitaspekt nicht zu kurz. Am Montag zum Beispiel wurde gemeinsam mit den Heiningern im Dorfgemeinschaftshaus das WM-Spiel der Deutschen gegen Portugal geschaut., am Dienstag stand eine Führung über die Werla auf dem Programm.

Natürlich ist ein so arbeits- und inhaltsreiches Programm eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Doch die Motivation der Teilnehmer und insbesondere ihre Empathie und Toleranz im Umgang miteinander und der offene Charakter der Hofgemeinschaft schaffen während der Campzeit immer wieder neue Räume. Urlaub der ganz anderen Art: Etwas Sinnvolles tun, Gemeinschaft erleben, geistlich auftanken, sich neu orientieren und zu sich selbst finden.


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