Genitalverstümmelungen bei Frauen - AfD fordert Landkreis zum Handeln auf

In einer Pressemitteilung wirft die Wolfenbütteler AfD dem Landkreis vor, zu wenig gegen Genitalverstümmelung bei Frauen zu tun. Die Partei will ein Symposium verschiedener gesellschaftlicher Gruppen einberufen, um das Problem ins politische Bewusstsein zu rücken. Der Landkreis Wolfenbüttel erklärt hingegen bereits mehrere Maßnahmen umzusetzen.

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Die AfD wirft dem Landkreis Wolfenbüttel vor zu wenig gegen weibliche Genitalverstümmelungen zu tun.
Die AfD wirft dem Landkreis Wolfenbüttel vor zu wenig gegen weibliche Genitalverstümmelungen zu tun. | Foto: Marc Angerstein

Wolfenbüttel. In einer Pressemitteilung wirft die hiesige AfD dem Landkreis Wolfenbüttel vor zu wenig gegen die Praxis der Genitalverstümmelung bei jungen Frauen zu tun. Nach einer Schätzung der AfD sollten statistisch gesehen etwa 60 Frauen im Landkreis von der Beschneidungspraktik betroffen sein. Bei der "weiblichen Beschneidung" werden, je nach Praxis, die äußeren Teile des weiblichen Genitals im Schambereich entfernt. Hierdurch erleiden die Frauen oft langfristige gesundheitliche Schäden und Traumata.


Der AfD-Kreistagsabgeordnete Dr. Manfred Wolfrum hatte das Thema bereits 2018 auf die Agenda bringen wollen, damals sei die Reaktion allerdings verhalten gewesen, erklärt der Abgeordnete. Mit dem Aufruf von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) derartige Verstümmelungen anzuzeigen, sei das Thema wieder auf die Tagesordnung gerückt. Daher wolle die AfD den Landkreis nun zu konkreten Taten aufrufen.

Dr. Manfred Wolfrum.
Dr. Manfred Wolfrum. Foto: AfD


So verlange die AfD nicht nur, dass das Thema auch auf Kreisebene ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werde, man solle auch ein "Symposium" schaffen, in dem laut Wolfrum nicht nur Politiker, sondern auch Vertreter von Ärzteschaft, christlichen, jüdischen und muslimischen Gemeinden, sowie der DITIB und ähnlichen Organisationen eine Stimme haben müssten.

Die Zahl von Genitalverstümmelungen bei Frauen beliefen sich laut AfD auf etwa 60, jährlich müssten demnach zwei bis drei Fälle hinzukommen. Als Grundlage der Berechnung habe der Partei die bundesweite Erfassung gedient. Nach eigener Aussage habe man sie aus dem "bundesweiten Durchschnitt hoch- beziehungsweise runtergerechnet". Immerhin erfasse der Landkreis keine eigenen Zahlen.

Was tut der Landkreis wirklich?


Tatsächlich erhebt der Landkreis keine genauen Daten über Fallzahlen von Beschneidungen bei Frauen, wie eine Sprecherin des Landkreises gegenüber regionalHeute.de erklärt. Grund hierfür sei ein fehlender Austausch zwischen den zuständigen Behörden, die diese "sehr vertraulichen Gesundheitsdaten" nicht weitergäben.

Prävention, so die Sprecherin weiter, finde dagegen sehr wohl statt. Demnach habe die Abteilung "Integration und Gesellschaft" Kontakt mit Organisationen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Darunter sei etwa der Verein "Mein Körper gehört mir e.V." aus Braunschweig, der sich mithilfe des Landkreises bei "relevanten Einrichtungen" habe vorstellen können, wie zum Beispiel Beratungsstellen für Migration. Betroffene der Beschneidungspraxis verweise der Landkreis bereits jetzt an den Braunschweiger Verein. Im Jahr 2021 seien Haushaltsmittel zur Einrichtung einer Beratungsmöglichkeit des Vereins in Wolfenbüttel geplant.

Zudem habe es bereits im Februar 2020 einen Workshop für betroffene Frauen gegeben, um eine Weitergabe dieser Tradition an die nächste Generation zu verhindern. Ein vom Landkreis geplanter Ärzteworkshop habe allerdings coronabedingt abgesagt werden müssen. Eine Fortbildung für medizinisches Fachpersonal sei für Ende des Jahres geplant.


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