Geschichte in Leder gebunden: Das goldene Buch

von Jonas Walter


Seit über 70 Jahren tragen sich Persönlichkeiten in das goldene Buch der Stadt ein. Foto: Anke Donner
Seit über 70 Jahren tragen sich Persönlichkeiten in das goldene Buch der Stadt ein. Foto: Anke Donner

Wolfenbüttel. Viele bekannte Persönlichkeiten haben sich darin verewigt. Die Einträge reichen bis ins Jahr 1938 zurück, sie sind mit Tinte auf Papier geschrieben und in Leder gebunden. Das goldene Buch der Stadt ist stummer Zeuge der Wolfenbütteler Geschichte.


Viele Seiten, vollgeschrieben mit Glückwünschen und Grüßen aus der ganzen Welt, sind Inhalt der Schrift mit dem Wappen der Stadt. Am 1. Dezember 1938 wurde das goldene Buch der Stadt Wolfenbüttel unter Bürgermeister Fritz Ramien angefangen. Der erste Eintrag am 1. Dezember 1938 erfolgte am „Tag des Abschlusses des Vertrags zwischen der Reichsbahn und der Stadt Wolfenbüttel“. Danach folgte ein weiterer Eintrag am 13. April 1940. Danach gibt es bis Mai 1963 erstmal keine Einträge mehr. Am 21. Mai 1963 setzten die Basketballer des MTV Wolfenbüttel dann ihre Unterschriften unter die Überschrift „Deutscher Jugend-Basketballmeister“.

Viele große Namen


Beim Durchblättern der schweren und alten Seiten stößt man auf wichtige, politische Persönlichkeiten wie Ludwig Erhard, der sich am 19. August 1965 in das Buch eintrug. Auf der Seite vom 19. August 1970 finden sich die Unterschriften von Nadja Tiller und Walter Giller. Die beiden Schauspieler haben sich während der Dreharbeiten zur „Feuerzangenbowle“ ins Buch eintragen.

Am 7. August 1977 trug sich der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht in das Buch der Stadt ein, als er Wolfenbüttel besuchte. Auch der vierte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, Walter Scheel, verewigte sich am 19. August 1979 im goldenen Buch, als er anlässlich des 250. Geburtstages Lessings in Wolfenbüttel verweilte.

Auf den weiteren Seiten sind Unterschriften von Richard von Weizäcker, Paul Raabe und Gerhard Schröder zu finden. Auch Minister aus China, Bischöfe aus England und den USA, Staatsoberhäupte aus Frankreich, Rumänien und Botswana haben sich auf den Seiten eingetragen. Johanna Wanka setzte sogar zweimal ihre Unterschrift in das Buch. Beim ersten Mal in ihrer Funktion als niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur und kürzlich als Bundes-Bildungsministerin.

Einige Seiten fehlen


„Wir wissen nicht, warum bis 1963 keine Einträge im Buch zu finden sind. Vielleicht gab es in der Zwischenzeit keine nennenswerten Besuche in der Stadt. Es wird aber auch vermutet, dass einige Seiten herausgerissen wurden, auf denen sich nationalsozialistische Größen verewigt haben. Es wird auch spekuliert, dass das Buch zwischen 1940 und 1963 verschwunden war und später erst wieder auftauchte. Ob es tatsächlich Eintragungen von Hitler oder Goebbels gab, weiß ich nicht.“, kommentiertBürgermeister Thomas Pink eine Lücke im Buch.

Die Unterschrift des früheren Diktators Adolf Hitler könne jedoch nicht der Grund für das Fehlen der Seiten sein – zumindest meint dies Jürgen Kumlehn. Hitler trug sich niemals in das Buch ein. Auch nicht, als dieser 1933 die Wolfenbütteler Ehrenbürgerschaft verliehen bekam.


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