Grüne halten an Idee zu Leopold-Zunz-Platz fest

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Die Grünen haben ihren Antrag zu einem Leopold-Zunz-Platz nun in einer abgeänderten Form erneut eingereicht. Der Platz soll am jüdischen Denkmal entstehen. Foto: Sina Rühlnad
Die Grünen haben ihren Antrag zu einem Leopold-Zunz-Platz nun in einer abgeänderten Form erneut eingereicht. Der Platz soll am jüdischen Denkmal entstehen. Foto: Sina Rühlnad | Foto: Sina Rühland

Wolfenbüttel. Die Grünen im Rat der Stadt schlugen kürzlich vor, den Harztorplatz in den Leopold-Zunz-Platz umzubenennen. Diese Idee stieß in den politischen Gremien auf keine große Zustimmung. Doch die Grünen halten an ihrem Plan, diesen Platz in der Innenstadt zu schaffen, fest und schlagen eine Alternative vor.


Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen beantragt damit die Änderung ihres eigenen Antrages, der in der vergangenen Woche vom städtischen Bauausschuss abgelehnt wurde. Der modifizierte Antrag soll nun im Verwaltungsausschuss und im Rat der Stadt thematisiert werden.

Die Grünen schlagen vor, den Platz vor dem historischen Harztor, an dem der Schulwall, der Harztorwall und die Bahnhofstraße zusammentreffen, als Lepold- Zunz-Platz zu benennen. Einziger Anlieger sei das alte Gasthaus "Hotel Kronprinz" mit der Adresse Bahnhofstraße 12.

Die vielfältigen Reaktionen auf den Antrag, den Harztorplatz in Leopold-Zunz-Platz umzubenennen, würden einen ersten positiven Effekt in der dadurch ausgelösten Auseinandersetzung mit dem Leben Leopold Zunz, seinem Werk und seiner Wirkungsgeschichte sowie die durchweg spürbare Wertschätzung seiner Person belegen. Gleichzeitig zeige die Diskussion und die ablehnende Abstimmung in der Sitzung des Ausschusses für Bau, Stadtentwicklung und Umwelt, dass eine Umbenennung des Harztorplatzes nicht realistisch erscheint und die Diskussion darum der eigentlich beabsichtigten Würdigung Leopold Zunz abträglich sei, begründen die Grünen.

Dabei könne es eine alle Seiten zufriedenstellende Lösung geben. Das Haus "Hotel Kronprinz" habe derzeit die Adresse Bahnhofstraße 12, obwohl man nicht vermuten würde, dass die Bahnhofstraße über die Kreuzung führt. Historisch gab es sicherlich vor dem Harztor ebenfalls eine Platzsituation. Auf dem neuen Leopold-Zunz-Platz würde sich dann auch das Denkmal für die in der Zeit des Nationalsozialismus deportierten und getöteten Wolfenbütteler Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens befinden.

Diese Lösung komme den Grünen sehr viel mehr entgegen, als die in der Bauausschusssitzung vorgeschlagenen Würdigungen einer Plakette auf dem Harztorplatz oder gar einer Straße in einem Neubaugebiet. Leopold Zunz sollte seiner Bedeutung angemessen eine Würdigung inmitten seiner Heimatstadt Wolfenbüttel erhalten.

Das jüdische Denkmal


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Die Künstlerin Astrid Schecker-Loch hat gemeinsam mit ihren Kursschülern das Jüdische Denkmal konstruiert, das seither aus dem Boden des Harztorplatzes ragt. Foto: Sina Rühland



Auf dem 2,60 Meter großen, das "Jüdische Denkmal" umfassenden, Davidstern sind neben der Inschrift auch die Namen der verfolgten jüdischen Mitbürger eingraviert. Die in unterschiedliche Richtungen ragenden, mit Steinen gefüllten Stelen visualisieren die Zwangsarbeit in Stahlwerken und sind als Symbol für den Abtransport vieler Juden in Eisenbahnwaggons zu lesen. Das Denkmal erinnert auch daran, dass das jüdische Leben während des Nationalsozialismus mit unglaublicher Radikalität und Brutalität ausgelöscht wurde. Nach 1945 kehrten wenige jüdische Bürger nach Wolfenbüttel zurück und wohnten auch meist nur für relativ kurze Zeit in der Stadt. Die Initiative für das Denkmal ging von der Projektgruppe >Jüdische Traditionen in Wolfenbüttel< aus. Der Entwurf, ursprünglich für den Seeligerpark vorgesehen, wurde von Jugendlichen der Kunstschule >Rundum Kunst< unter Leitung von Astrid Schecker-Loch erarbeitet. Das Denkmal wurde schließlich am frequentierten Harztorwall in der Nähe des Bahnhofs errichtet, wo früher zahlreiche jüdische Einwohner gelebt haben. In Anwesenheit ehemaliger jüdischer Wolfenbütteler beziehungsweise deren Angehöriger wurde das durch Spenden von Bürgern und von ortsansässigen Unternehmen mitfinanzierte Denkmal feierlich eingeweiht.

Das Mahnmal verweist auf die einzelnen Schicksale und erhält dadurch eine besondere Nachhaltigkeit. Die konkreten Namen widersetzen sich der Erfahrung der Deportierten in den Konzentrationslagern: Ihre Namen waren durch tätowierte oder aufgenähte Häftlingsnummern ausgetauscht worden, um den Inhaftieren die Individualität und Würde zu rauben. (Text: Elisabeth Vorderwülbecke/Stadt Wolfenbüttel)

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