Grüne wollen bedrohten Vogelarten unter die Flügel greifen


Ein junger Wendehals wird beringt. Foto: Martin Steinmann
Ein junger Wendehals wird beringt. Foto: Martin Steinmann

Cremlingen. Nach einem Beschluss des Wolfenbütteler Kreistages werden große Teile der Herzogsberge demnächst unter Naturschutz gestellt. Seit März 2004 ist der ehemalige Standortübungsplatz der Bundeswehr Landschaftsschutzgebiet und gehört zusätzlich in das europäische Schutznetz „Natura 2000“. Die Grünen im Gemeindeverband Cremlingen berichten in einer Pressemitteilung.


Die Cremlinger Grünen haben diesen Prozess immer wohlwollend begleitet. Für die Cremlinger Grünen sind die Herzogsberge von besonderer ökologischer Bedeutung, dies gilt sowohl für den Wald als auch für die Wiesen, Weiden und Kleingewässer. „In unserem Kommunalwahlprogramm haben wir uns für die Umwandlung des Landschaftsschutzgebietes in ein Naturschutzgebiet ausgesprochen“, so Christian Rothe-Auschra von den Cremlinger Grünen.

Wendehals vom Aussterben bedroht



Bei einer Exkursion der Cremlinger Grünen mit Martin Steinmann, Vogelexperte des Naturschutzbundes Deutschlands (Nabu), in die Herzogsberge zeigte sich nun, dass es nicht immer leicht ist, Pflegemaßnahmen für eine breite Artenvielfalt richtig zu gestalten. Die Feldvögel des Offenlandes benötigen locker bewachsene Grasflächen und meiden Büsche und Bäume. Auf der anderen Seite gibt es eine Vielzahl seltener und für den Truppenübungsplatz typischer Vogelarten, die eher einen Lebensraum bevorzugen, bei dem sich solitäre Bäume und Sträucher mit freien Grasflächen abwechseln. Hier sind insbesondere die Arten Baumpieper, Neuntöter und Schwarzkehlchen zu nennen. Dieser Lebensraum wird aber auch vom Wendehals bevorzugt, eine Art, die in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen hat und in Niedersachsen auf der Roten Liste der vom Aussterben gefährdeten Vogelarten mit nur noch 120 Brutpaaren geführt wird. Diese Art hat es Herr Steinmann besonders angetan, da sie nur noch in sehr wenigen Gebieten in Niedersachsen vorkommt und neben dem richtigen Lebensraum von mageren Wiesen mit einzelnen Gehölzen auch noch Nisthöhlen benötigt.

2008 wurden zur Förderung des seltenen Vogels mittlerweile 62 Nisthöhlen aufgehängt. Dadurch haben sich 4 regelmäßige Brutpaare in den Herzogsbergen eingefunden. Leider fehlen dem Wendehals an vielen Stellen noch günstige Lebensbedingungen, um auch jedes Jahr erfolgreich brüten zu können. Denn diese Vögel brauchen niedrige Bäume und Sträucher, ein Stück vom Waldrand entfernt, um von dort aus auf kargem Boden, zum Beispiel auf Wegen, nach den als Nahrung bevorzugten Ameisen zu jagen. Gerade der Wendehals als Kulturfolger ist die Nähe des Menschen gewohnt und würde sich an Spaziergängern kaum stören.
„Es wäre sehr schön, wenn bei den zukünftigen Pflegemaßahmen in Randbereichen auch die Ansprüche dieser sehr interessanten Vogelart berücksichtigt würden, damit die Nistkästen nicht ganz umsonst aufgehängt wurden“, sagt Martin Steinmann.


mehr News aus Wolfenbüttel


Themen zu diesem Artikel


Bundeswehr