Gymnasium im Schloß: Feierliche Verleihung der diesjährigen Anna-Vorwerk-Preise




[image=5e1764c0785549ede64ccd23]Das Gymnasium im Schloss erlebte im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung eine Premiere: die erstmalige Vergabe des Anna-Vorwerk-Preises. Der Schulelternrat und der Förderverein hätten diese besondere Form des Dankes gewählt, weil man ein deutlich hörbares Signal der Anerkennung für die oft im Stillen geleistete Arbeit von Schülern, Lehrern und Eltern geben wolle.

Dabei habe man vor allem das besonders honorieren wollen, was über die eigentliche tagtägliche Arbeit hinausgehe. „Schule ist mehr. Mehr als das, was im Unterricht passiert“, betonte Thomas Kreienbrink für den Schulelternrat und den Förderverein in seiner Eröffnungsrede zur Preisverleihung am Freitag. Bereits seit 2005 werden am GiS auf Initiative des Schulelternrates und des Fördervereins Schüler, Lehrer und Eltern geehrt. Der Anna-Vorwerk-Preis solle diese Tradition fortsetzen. Häufig spiele sich besonderes Engagement im Hintergrund ab. Durch eine solche Preisverleihung könne es in den Vordergrund rücken und anerkannt werden.

Von der Schwierigkeit der Jury, die diesjährigen Preisträger auszuwählen, wusste die Schulleiterin Ulrike Schade zu berichten. Die Qual der Wahl habe man allerdings gern in Kauf genommen, sei sie doch bestimmt worden von der Gewissheit, dass viele Schüler, Lehrer und Eltern dazu beigetragen hätten, die Schule zu einem attraktiven Ort des Lernens und der Begegnung zu machen. Demzufolge sei die Verleihung der Anna-Vorwerk-Preise auch als eine Geste des Dankes gegenüber all diejenigen zu verstehen, die ungenannt, aber deshalb noch lange nicht unbeachtet blieben.

[image=5e1764c0785549ede64ccd24]Gleichzeitig wird mit dieser Preisverleihung auch der Name Anna Vorwerks und damit ihr Wirken wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Warum die Wahl gerade auf diesen Namen fiel, machte der Geschichtslehrer Knut Anton deutlich, indem er einen Überblick über das Leben dieser engagierten Pädagogin gab. Demnach habe Anna Vorwerk im Wolfenbütteler Schloss Geschichte geschrieben. Denn laut Knut Anton habe sie dort im Jahr 1870 eine Höhere Töchterschule gegründet und sie bis zu ihrem Tod 1900 als eine Direktorin geleitet, die schon damals von sich reden gemacht haben soll. Warum? Geprägt vom reformerischen Gedankengut der damaligen Zeit sei ihr Ansatz immer gewesen: „Klassenlehrerinnen sind Klassenmütter“ und „die Schulleiterin ist die Schlossmutter“. So ein Selbstverständnis kostet Zeit. Anna Vorwerk habe sie sich genommen. So ein Selbstverständnis verlangt Zuwendung. Anna Vorwerk habe sie gegeben. Beispiellos in einer von Autorität und Strenge geprägten Zeit der Kindererziehung. Mädchen hätten damals in die Enge des Hauses und dort an den Herd gehört. Anna Vorwerk habe ihnen durch eine vielfältige Ausbildung die Weite einer beruflichen Perspektive geboten. Warum also solle ihr Name für diesen Preis herhalten? Weil für sie der Beruf eine Berufung gewesen sei. Weil sie täglich von sich selbst gefordert habe, andere zu fördern. Weil sie eine Pädagogin mit Verstand und Verständnis gewesen sei. Weil sie niemals Lohn verlangt, sondern andere aus ihrem Privatbesitz entlohnt habe. Ein zweifelsfrei würdiger Name also für einen Preis, den Schüler, Lehrer und Eltern erhalten haben und zukünftig auch erhalten sollen, die sich weit über ihre eigentlichen Aufgabenfelder hinaus engagiert haben, damit das Schloss als „Bildungsanstalt“ im Sinne Anna Vorwerks ein spannender Lernort bleibt, der Lebensperspektiven eröffnet.

Die Jury kürte folgende Preisträger: Ein Anna-Vorwerk-Preis für das Schuljahr 2010/11 ging an das Hörspielprojekt „Die Schloss-Akten“, das eine CD für Jung und Alt produzierte. Initiiert von Historikern, Bibliothekaren und Archivaren aus unserer Region,  schufen die Schüler Philipp Ballschuh, Laura Begoihn, Katharina Ebeling, Raphaela Hanelt, Gesine Hermann und die Lehrer Bernd Brüning und Malte Heidelberg mit vielen weiteren Beteiligten zum Thema „Bürgermeister in der Geschichte“ die Kriminalgeschichte „Tod im Rathaus“. Die Anforderungen seien komplex gewesen, sagte die Schulleiterin Ulrike Schade bei der Verkündung der Preisträger, denn sie hätten von der historischen Recherche über das Schreiben eines Drehbuchs bis hin zur Vertonung und Vermarktung der CD gereicht. Gleichzeitig wäre dieses Hörspiel nicht in dieser Qualität zustande gekommen ohne die professionelle Hilfe vieler anderer Schüler, Lehrer und Angehöriger der Bundesakademie.

Mit weiteren Anna-Vorwerk-Preisen wurde das weit über die Schule hinausragende soziale Engagement der Schüler Sarah Butt, Maria Born, Timo Löpert, Josephine Bartels und des Lehrers Sascha Poser gewürdigt. Nachhaltig hätten sie durch ihren Einsatz die Arbeit im Schülerrat, im Rahmen des Doppel-Abitur-Jahrganges, in der Organisation Amnesty International und bei Veranstaltungen anlässlich des Welt-Aids-Tages geprägt und damit, so Schulleiterin Ulrike Schade, einen hohen Maßstab für zukünftige Initiativen in diesen Bereichen gesetzt.
Darüber hinaus erhielt Rainer Jonas für sein langjähriges besonderes Engagement im Rahmen der Elternarbeit und des Fördervereins des GiS einen Anna-Vorwerk-Preis. Zahlreiche Projekte der Elternarbeit hätten auf seiner Initiative beruht und würden auch weiterhin dazu beitragen, das Schulleben lebendig zu gestalten, wie Thomas Kreienbrink in seiner Laudatio hervorhob.

Neben den Preisträgern trat bei der Preisverleihung noch eine andere Gruppe aus Schülern und Lehrern in das Rampenlicht: die Band „Generation Jetzt“. Mit ihren Liedern „Hör zu“ und „Ich hasse es“ sorgte sie für ein Rahmenprogramm, das preisverdächtig war. Ein Mangel an Kandidaten für den Anna-Vorwerk-Preis wird es also auch in Zukunft nicht geben! Der Jury bleibt wohl auch künftig die Qual der Wahl.

Auf dem Bildern sind die große Gruppe alle Anna-Vorwerk-Preisträger und Mitwirkenden beim Hörspielprojekt "Tod im Rathaus". Auf dem zweiten Bild sind die Anna-Vorwerk-Preisträger Maria Born, Timo Löpert, Sarah Butt, Josephine Bartels, Bernd Brüning, Sascha Poser und Malte Heidelberg (v.l.n.r.) zu sehen. Fotos: GiS


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