Eva Schlotheuber hält am Donnerstag, 16. Mai 2013, um 19.00 Uhr in der Augusteerhalle der Bibliotheca Augusta einen Vortrag über das Leben der Lüner Nonnen unter dem Titel:
„Briefe aus der Klausur. Die Lüner Nonnen zwischen Politik, amor dei und Klosteralltag.“ Der Vortrag findet im Rahmen der Ausstellung „Rosenkränze und Seelengärten – Bildung und Frömmigkeit in niedersächsischen Frauenklöstern“ statt.
Die zentrale Rolle der mittelalterlichen Klöster als religiöse, intellektuelle und kulturelle Zentren ist seit langem bekannt. Doch stellt sich für die Frauenklöster die Frage, in welchem Ausmaß die oftmals in strenger Klausur lebenden Frauen am geistlich-intellektuellen Leben ihrer Zeit teilhatten oder es aktiv mitgestalten konnten? Die einzigartige und bislang praktisch unbekannte Briefsammlung der Benediktinerinnen in Lüne aus den Jahren 1480-1555 lässt die intensive Korrespondenz der Frauen mit allen wichtigen politischen und religiösen Kräften der Region erkennen. Die Briefe bieten einen ungewöhnlich lebendigen Einblick in das spätmittelalterliche Klosterleben: Sie berichten von Festen und Streitigkeiten, den engen Verbindungen zwischen den Frauenkonventen der Region, von Geschenken und Stiftungen, Bildung und Büchern. Von besonderem Reiz sind die Briefe der Klosterschülerinnen an den eigenen Propst, dem die Nonnen zu Palmsonntag ein Festmahl spendiert hatten. Die Briefe lassen neben der Sprachkompetenz nicht nur den intellektuellen Horizont und die soziale Praxis der Nonnen erkennen, sondern auch das ‚angewandte Wissen‘ der Frauen, das Wissen also, das für ihren religiösen Alltag und ihre Kommunikation entscheidend war.
Prof. Dr. Eva Schlotheuber ist seit 2010 Professorin für Mittelalterliche Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Bildungs- und Bibliotheksgeschichte, die Kulturgeschichte und die Ordensgeschichte, insbesondere Lebens- und Ausdrucksformen in den mittelalterlichen Frauenklöstern sowie die materielle Kultur des Mittelalters.
Der Eintritt ist frei.
Informationen unter Tel.: 05331/808-214 (Mo.-Fr., 10-13 Uhr) oder www.hab.de
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