Halchter: Bäume und Busse beschäftigten den Ortsrat

von Marc Angerstein




[image=5e1764cb785549ede64ccfab]Das war Bürgerbeteiligung pur: Als ob es keine Geschäftsordnung des Rates gäbe, die im Normalfall auch für die Ortsräte Anwendung findet, konnten die Bürger außerhalb der Einwohnerfragestunde heute Abend, bunt zu jedem Thema ihre Meinung sagen  oder Fragen stellen - und es waren viele Bürger. Rund 40 waren im Gemeinschaftshaus Halchter erschienen.  Bäume und Busse wurden so intensiv behandelt, dass die vom Ersten Stadtrat und Kämmerer Knut Foraita erwähnten 1,7 Millionen Euro Investitionsvolumen für Halchter mit Haushaltsrelevanz fast zur Nebensache wurden...

Zumindest Ortsbürgermeister Klaus Stützer kommentierte das Zahlenwerk: "Respekt, das ist eine ganz schön große Kiste, die Ihr im Rathaus da dreht." Applaus der Gäste.

Zuvor hatte der Ortsrat die am 21. Dezember letzten Jahres erteilte  Genehmigung zum Betrieb des Segelfluggeländes „Große Wiese“ zu Kenntnis genommen.

Aber dann ging es schon um die Bäume, genauer um drei jüngere Linden in der Straße "Zum Okerstrand".  Mehrere subjektive Wahrnehmungen wurden ausgetauscht, aber Manfred Dicks attestierte den Bäumen als offizieller Vertreter der Stadt Wolfenbüttel, dass von ihnen keine Gefahr ausginge.

Lediglich der Eigentümer des Grundstücks wolle die Bäume entfernen lassen. Im Bauausschuss der Stadt am 15. November wurde beschlossen, dass mit Ausnahme der Tot- und Gefahrenbäume über die Bäume, die aus gestalterischen, nachbarrechtlichen oder, wie im vorliegenden Fall, aus Gründen einer besseren landwirtschaftlichen Nutzung, gefällt werden sollen, nochmal in den Fraktionen bzw. im Ortsrat beraten werden soll (WolfenbüttelHeute.de berichtete).

Die Bäume an der Durchfahrt zwischen den Häusern Nr. 5 und Nr. 6 behindern offenbar die landwirtschaftliche Nutzung. Die Durchfahrt zur Hoffläche und zu den angrenzenden Wiesen wäre durch die Bäume so eng, dass insbesondere die größeren landwirtschaftlichen Fahrzeuge nicht ohne Schäden an den Bäumen zu verursachen, passieren könnten.

Einzelne Anfahrschäden am Stamm und im Kronenbereich sowie Bodenverdichtungen im Bereich der Wurzelanläufe der Bäume seien bereits feststellbar. Darüber hinaus stehen die Bäume mit etwa zwei Metern Abstand sehr dicht am benachbarten Gebäude und haben in der Vergangenheit bereits leichte Schäden am Dach verursacht. Aufgrund der dargestellten Problematik wurden die Bäume in der Vergangenheit bereits beschnitten. Da mit dem Wachstum der Bäume sich die Probleme zukünftig vergrößern werden, sollen die Bäume ersatzlos entfernt werden. "Eine Beschwerde des Anwohners liegt vor", heißt es seitens der Stadtverwaltung.

Ortsratsmitglied Gerhard Kanter meinte, die Bäume sollten stehen bleiben, obwohl sie tatsächlich sehr dicht am Gebäude stünden. Sein Ortsrats-Kollege Horst Kiehne schloss sich dieser Meinung an. Er selbst sähe bei einer Durchfahrtsbreite von 4,50 bis fünf Metern auch keinen Anlass die Bäume zu entfernen. Er hätte auch eine Stellungnahme der Feuerwehr, die keine Bedenken gegen einen Verbleib der Bäume geäußert hätte. "Außerdem sind diese Bäume im Rahmen einer Dorferneuerungsaktion überlegt gepflanzt worden", schloss er.

[image=5e1764cb785549ede64ccfac]Manfred Dicks sagte, dass mit dem Wachsen der Bäume auch die Probleme wachsen, obwohl man mit sogenannten Pflegeschnitten einigen Schaden abwenden könne. Dann folgte eine angeregte Diskussion mit den Bürgern und am Ende waren Kanter und Kiehne von ihrem Ursprungsplädoyer völlig abgerückt. Einstimmig beschloss der Ortsrat drei wertvolle Ersatzbäume an einem anderen Ort zu pflanzen und dann die drei jungen Linden abzuholzen.

Wir veröffentlichen die Original-Verwaltungsvorlage hier

Bürgermeister Stützer kündigte eine Oker-Kanu-Anlegestelle in Halchter an, die in einem übergeordneten Tourismuskonzept verankert sei. Und er informierte über die Glasfaser-Pläne des Landkreises mit dem Ziel einer schnelleren Internetverbindung für Halchter (WolfenbüttelHeute.de berichtete).

Die Bushaltestelle "Im Sommerfeld" in Richtung Innenstadt erfährt einen Probebetrieb im Mai und im Juni. Aus Wolfenbüttel kommend wird sie bereits angefahren und nun soll die Wirtschaftlichkeit der Gegenrichtung getestet werden. Etwa 10.000 Euro kostet die dauerhafte Inbetriebnahme pro Jahr, wusste Knut Foraita zu berichten. Aus dieser Ankündigung resultierte eine muntere Diskussion zwischen Ortsrat und Bürgern, über die Sinnhaftigkeit dieser Bushaltestelle. Und dann im Anschluss über Service, Pünktlichkeit, Beschwerdemanagent der KVG und der wohl mangelnden Freundlichkeit der Busfahrer.


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