Wolfenbüttel. Großes Erstaunen gab es heute bei SPD-Landtagskandidatin Dunja Kreiser und dem sie begleitenden niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius, als man vom Ortsbeauftragten des Technischen Hilfswerkes Wolfenbüttel (THW) erfuhr, dass die Wolfenbütteler Helfer bei der Hochwasserlage zwar in Bereitschaft standen, jedoch nicht angefordert wurden.
Kreiser und Pistorius wollten sich in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße einen Überblick über die Arbeit der THW-Kräfte verschaffen und über das Thema Hochwasser sprechen. Dabei erklärte Marc Bühner, Ortsbeauftragter des THW, dass man bei der Wolfenbütteler Hochwasserlage lediglich zwei Mann hätte entsenden dürfen, deren Aufgabe es war die Sandsäcke zu transportieren. Und auch Hochleistungspumpen, mit denen die THW-Ortsverbände aus Dettmold und Walsrode am Freitag an den Steinhäuser Gärten zum Einsatz kamen, hätte man bereits eher einsetzen können, wenn man sie denn angefordert hätte.
Auch Dunja Kreiser befand sich aufgrund ihrer Tätigkeit bei den Abwasserbetrieben in den ereignisreichen Tagen im Einsatz in Wolfenbüttel. Von den Aussagen der Beteiligten zeigte sie sich erstaunt und versprach hierüber mit Bürgermeister Thomas Pink sprechen zu wollen.
Rechtsstreit zwischen THW und Stadt
Das THW hat aktuell 60 aktive Helfer in Wolfenbüttel. „Leider werden wir in der örtlichen Gefahrenabwehr nicht mit einbezogen", so Marc Bühner gegenüber regionalHeute.de. Demnach habe die Stadt angeordnet, dass das THW nicht mehr gerufen werden darf. Dieses gehe aus einem Rechtsstreit zwischen dem THW und der Stadt nach dem Hochwasser 2008 hervor. Hier sei es wohl um eine Kostenabrechnung gegangen. Dass die Sandsäcke dennoch vom THW gefahren wurden, liege daran, dass sich der Stellvertretende Stadtbrandmeister über die Anweisung hinweg gesetzt habe. Laut Bühner gab es auch bei den Feuerwehrkameraden Unverständnis, warum man nicht eingesetzt wurde. Auch zum Sandsäcke befüllen, wurden ja Kräfte benötigt.
Marc Bühner im regionalHeute.de-Interview:
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Marc Bühner nahm im regionalHeute.de-Interview Stellung zu der Arbeit während des Hochwassers. Foto:
Falsche Aussagen während der Pressekonferenz?
Marc Bühner habe aufgrund der Ablehnung des THW die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit mit den Feuerwehren bei Veranstaltungen seit längerem eingestellt, da man in der Öffentlichkeit keine heile Welt zeigen wolle, wenn dem nicht so ist. „Es ist schwer den eigenen Helfern zu vermitteln, warum sie nicht helfen dürfen, während draußen alle im Einsatz sind", sagte er gegenüber regionalHeute.de. Gleichzeitig wurden Aussagen dementiert, dass das THW aufgrund eines vorherigen Einsatzes später am Katastrophenort ankam. „Man meidet das THW", erklärte Bühner. Jan Schröder, Ratsmitglied und SPD-Stadtverbandsvorsitzender, kündigte bereits an, das Thema mit in die politischen Gremien nehmen zu wollen.
Das sagte Jörg Koglin, Leiter des Katastrophenstabs, während der letzten Pressekonferenz:
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Unverständnis bei Pistorius
Bühner betonte abschließend, dass eine Anschaffung von Havariepumpen durch die Stadt Wolfenbüttel eigentlich nicht erforderlich sei. „Das kostet nur unnötig Geld, vor allem wenn sie rumstehen", sagte Bühner, dem auch Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius so beipflichtete. Pistoriuszeigte wenig Verständnis für den ihm geschilderten Ablauf während der Hochwasser-Katastrophe. Er war sehr überrascht, dass dies in Wolfenbüttel wohl so gehandhabt wurde, gerade wo es doch Sinn mache, sich zu ergänzen.
Innenminister Boris Pistorius im Interview mit regionalHeute.de:
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Auch Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius zeigte sich verwundert über die Arbeit während des Hochwassers. Foto: Werner Heise
Aktualisiert um die ungekürzte Stellungnahme der Stadt (18.54 Uhr)
Bürgermeister Thomas Pink hat dem THW den Einsatz in Wolfenbüttel während des jüngsten Hochwassers weder verboten noch aus Kostengründen abgelehnt. Im Gegenteil. Das THW war im Einsatz und auch mit einem Fachberater im KatStab vertreten. "Wir konnten Fahrzeuge vom THW für den Transport von Sandsäcken bekommen, das Angebot haben wir auch angenommen", so stellvertretender Stadtbrandmeister Detlef Gliese. Der THW-Fachberater teilte im Stab am Freitag auch mit, dass die Pumpengruppe aus Detmold aktuell in Hildesheim und Goslar sei und dort für neue Einsätze zur Verfügung stünde. Daraufhin wurde die Gruppe mit ihren Hochleistungspumpen auch unverzüglich angefordert. Sollte Herr Bühner die Behauptungen wie mitgeteilt aufgestellt haben, wird der Bürgermeister juristische Schritte prüfen lassen und dienstrechtliche Konsequenzen anregen. "So ein Verbot wäre in dieser Situation völlig irrsinnig gewesen, ich bin über diese Äußerungen zutiefst erschüttert", sagt Pink. "Ich kenne kein Verbot, über das ich mich hätte hinwegsetzen können", betont auch Gliese. Im Gegenteil: "Wir hatten alle Möglichkeiten, Mittel und Kräfte einzusetzen, um den Schaden klein zu halten."
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