Seit vier Tagen berichten wir über die Hochwassersituation im Landkreis Wolfenbüttel (lesen Sie auch Tag 1, 2, 3 und 4). Noch immer ist die Lage in vielen Bereichen des Landkreises angespannt. Auch heute halten wir unsere Leser mit unseren Berichten auf dem Laufenden. Folgen Sie uns auch wieder per Twitter (@fraudonner und @derwerner).
Kein Krisenstab
Noch am Morgen erreichte uns die Nachricht, man würde sich mit einem Krisenstab auf die Hochwassersituation vorbereiten. Diese Nachricht konnte nicht bestätigt werden. Auch die Vermutung, man würde im Bereich Braunschweig die Wehre schließen, wurde vom Stadtbrandmeister Rüdiger Hartmann dementiert. "Niemand würde dieses Risiko eingehen, nur um seine eigene Haut zu retten", so Hartmann.
Es ist entspannter, aber noch lange nicht gut
Thomas Pink und Hans-Jürgen Fuhrmann am mobilen Deich am "Meesche-Stadion" ( Foto: Anke Donner)
Seit Sonntag beschäftige man sich nun mit der Hochwassersituation im Landkreis, so Bürgermeister Thomas Pink in einer Pressekonferenz am heutigen Vormittag. Die Wetterprognose der nächsten Tage sei der Grund für die heute einberufene Krisensitzung im Rathaus. Auch anwesend waren Wolfenbüttels Ortsbrandmeister Hans-Jürgen Fuhrmann und der Stadtbrandmeister Rüdiger Hartmann. Thomas Pink sprach zwar von Entspannung und leicht sinkenden Pegeln, ließ jedoch nicht die Wettervorhersage der nächsten Tage außer Betracht. "Olaf Danell und ich waren vor wenigen Stunden in Fümmelse, Groß Stöckheim und am Seniorenheim "Steinhäuser Gärten" und haben uns einen Überblick über die Situation verschafft", so Pink. Die Situation sei dort noch immer angespannt. Starke Regenfälle würden die Situation wieder verschlimmern. Im Allgemeinen würde sich die Lage etwas entspannen. Zwar bestehe nach wie vor Hochwassergefahr, aber man habe alles im Griff und sei gewappnet, für das was noch kommen mag. Zurzeit ist ein leichter Rückgang an den Messstellen Ohrum und Schladen zu vermerken. Das, was den Bürgern im Landkreis zunehmend zu schaffen macht, ist das Grundwasser. "Daher können wir noch immer nicht von einer endgültigen Entspannung sprechen", so Pink. Die starken Regenfälle, die für die nächsten Tage prognostiziert sind, betreffen hauptsächlich den südlichen Harz. Für Wolfenbüttel und das Umland heißt das: die Lage entspannt sich etwas. "Aber, es ist noch lange nicht alles gut", fügt der Bürgermeister hinzu. Sollte sich der Wetterbericht irren und doch noch ein starkes Regengebiet über die Region Wolfenbüttel hinwegziehen, müsse man auch hier wieder mit Überschwemmungen rechnen. "Hoffen wir, dass sich die Situation weiterhin entspannt", so Pink
Ortsbrandmeister Jürgen Fuhrmann und Stadtbrandmeister Rüdiger Hartmann auf der Pressekonferenz zum Hochwasser in Wolfenbüttel. Foto: Werner Heise
Bürgermeister Thomas Pink in der Pressekonferenz zum Thema Hochwasser in Wolfenbüttel. Foto: Werner Heise
Der Innenstadtbereich sei bisher nicht gefährdet. "Es sind zurzeit keine historischen Gebäude in Gefahr", erklärt Pink weiter.
Keine Sandsäcke mehr an Privatpersonen
Am Stärksten seien die Ortschaften Groß Stöckheim, Fümmelse, Ahlum und Atzum betroffen. Im gesamten Gebiet hat die Feuerwehr inzwischen rund 4000 Sandsäcke verbraucht. "3000 Sandsäcke sind in der Feuerwehr Wolfenbüttel ständig auf Lager", erklärt Hans-Jürgen Fuhrmann von der Feuerwehr Wolfenbüttel. An dieser Stelle gibt der Bürgermeister auch bekannt, dass vorläufig keine Sandsäcke mehr an Privatpersonen ausgegeben werden. "Nach Abwägung der Gefahrenstellen werden die Sandsäcke nur noch in den gefährdeten Gebieten eingesetzt. Prophylaktisch werden keine Säcke mehr herausgegeben", erklärte Pink. Allen Bürgern, die in gefährdeten Gebieten wohnen, empfiehlt der Bürgermeister, ihre Gegenstände vorsichtshalber aus Kellern zu sichern. "Falls sich die Situation doch verschärfen sollte, sind die Kameraden der Feuerwehr dort im Einsatz, wo die Gefahr und die Not am Größten ist", erklärt er. Die Bürger sind also aufgerufen, selber für entsprechende Vorsorgemaßnahmen zu sorgen. Die Feuerwehr Wolfenbüttel ist nach wie vor rund um die Uhr in Bereitschaft. "Die letzte Nacht ist relativ ruhig verlaufen", berichtet Fuhrmann und vermutet, dass es auch in er kommenden Nacht keine Großeinsätze geben wird. Im weiteren Stadtgebiet sind die meisten Einsätze im Bereich der Steinhäuser Gärten und an der Meesche gelaufen. Am "Meesche-Stadion" ist ein 110 Meter langer mobiler Deich errichtet wurden und hält das Okerwasser fern. Vor eineinhalb Jahren wurde der Schutzwall von der Stadt Wolfenbütttel angeschafft und leistet zurzeit wichtige Dienste. "Bevor das Wasser über diesen Deich tritt, müssten wir hier biblische Zustände haben", so der Bürgermeister beruhigend.
Hochwasserschutzanlage hat keine Kapazitäten mehr
Das Auffangbecken in Fümmelse war am letzten Wochenende schon gut gefüllt. Nun sind die Kapazitäten ausgeschöpft ( Foto: Anke Donner)
Zwischen Fümmelse und Groß Stöckheim ist die Hochwasserschutzanlage zum jetzigen Zeitpunkt schon komplett ausgelastet. "Die Kapazitäten sind erreicht und das Becken kann keine weiteren Wassermengen aufnehmen", erklärt Matthias Tramp, Leiter Abwasserbeseitigungsbetriebe der Stadt. Das Auffangbecken bei Fümmelse fasst insgesamt 160.000 Kubikmeter Wasser. Unvorstellbare Wassermassen werden dort gehalten und verhindern schlimme Überschwemmungen. Große Regenmassen könnten hier nicht mehr auffangen werden. Unweigerlich würde dann auch das Becken überlaufen.
Straßenreinigung beeinträchtigt
Matthias Tramp bittet die Bürger um Geduld, was die Straßenreinigung betrifft. "Die Mitarbeiter der Abwasserbeseitigungsbetriebe arbeiten in zwei Schichten und sind derzeit mit der Hochwasserlage beschäftigt. Wir bitten also um Verständnis, wenn die Straßen mal nicht gereinigt werden", so Tramp. In den vergangenen Tagen gab es wiederholt Beschwerden der Bürger, dass manche Straßen nicht gereinigt wurden. Die städtischen Mitarbeiter arbeiten gegenwärtig an den überfüllten Schmutzwasserkanälen und transportieren Wasser mit Spülwagen aus den betroffenen Gebieten, wie Groß Stöckheim, nach Wolfenbüttel. Hier auch noch einmal der Appell an die betroffenen Hausbesitzer, kein Wasser in die Schmutzwasserkanäle zu pumpen. "Die Bürger sollen ihre Abwasserleitungen überprüfen. Die Wassermengen können von den Kanälen nicht mehr aufgenommen werden, schon jetzt ist das Volumen um das Siebenfache angestiegen", fügt Tramp an.
Straßensperrungen nicht entfernen
Die Absperrungen müssen dringen stehen bleiben. Sie dienen als Schutz vor überschwemmte Gebiete ( Foto: Anke Donner)
Die Straßensperrungen sind zu einem bestimmten Zweck errichtet wurden. Entweder von der Polizei oder den Kameraden der Feuerwehr. Sie sind ein Schutz vor den überschwemmten Gebieten und sollen vor gefährlichen Gebieten warnen. In den letzten Tagen wurde vermehr festgestellt, dass Absperrungen leichtsinnig und selbständig von Privatpersonen entfernt wurden. "Das ist nicht nur ordnungswidrig, sondern auch gefährlich", warnt Thomas Pink. Die Bürger sollen besonders darauf achten, dass die Absperrungen eingehalten werden und diese nicht eigenständig entfernen. Die Gefahr im Landkreis ist noch nicht gebannt. Die starken Regenfälle der letzten Tage haben der Umwelt stark zugesetzt. Die momentane Situation im Landkreis ist noch immer angespannt, niemand kann genau vorhersagen, wie es sich weiterentwickeln wird. Nur ein einziger starker Regen kann die Lage wieder verschärfen. Momentan heißt es für die Bürger und auch für die Einsatzkräfte: Abwarten.
Pressekonferenz als Podcast
Wir haben die heutige Pressekonferenz der Stadt Wolfenbüttel als Audio-Podcast mitgeschnitten und stellen diesen unseren Lesern an dieser Stelle ungekürzt zur Verfügung. [audio mp3="http://wolfenbuettelheute.de/wordpress/wp-content/uploads/2013/05/PK_Hochwasser.mp3"][/audio]
Landkreis gibt Meldung zur aktuellen Hochwassersituation raus
Landkreis richtet internen Bereitschaftsdienst ein - Dank an Einsatzkräfte
Aufgrund der seit knapp einer Woche andauernden Hochwasserlage in Teilen des Kreisgebietes und der aktuellen Wetterprognose hat der Landkreis Wolfenbüttel bereits seit letztem Wochenende vorsorglich einen internen Bereitschaftsdienst eingerichtet. Zudem ist für den Fall weiterer, ergiebiger Niederschläge die Gefahrenabwehrleitung als Vorstufe des Krisenstabes einsatzbereit.
Der Krisenstab unter Leitung von Martin Hortig (Landrat in Vertretung) besteht aus Feuerwehr-Führungskräften des Katastrophenschutzstabes, Vertretern der Polizei, des Deutschen Roten Kreuzes sowie der Landkreisverwaltung. „Durch diese vorsorgliche Bereitschaft ist sichergestellt, dass bei einer Verschärfung der Witterungssituation die notwendigen Schritte umgehend eingeleitet werden“, erklärt Martin Hortig. „Zurzeit zeichnet sich eine solche Verschärfung allerdings erfreulicherweise nicht ab“. Da Böden und Gewässer nur noch wenig Wasser aufnehmen können, drohen im Fall von weiteren starken Regenfällen größere Überschwemmungen insbesondere entlang der Innerste in der Samtgemeinde Baddeckenstedt.
Für den Bereich der Stadt Wolfenbüttel seien leicht sinkende Pegelstände zu verzeichnen. Grund zur Beunruhigung besteht laut Landrat in Vertretung Martin Hortig nicht. „Unsere Feuerwehren haben die Lage im Griff. Sollte es wider Erwarten zu personellen Engpässen kommen, besteht die Möglichkeit, überörtliche Einsatzkräfte anzufordern.“
Ein dickes Dankeschön spricht Hortig schon jetzt allen zumeist ehrenamtlichen Einsatzkräften aus, die seit dem vergangenen Wochenende mit großem Engagement gegen das drohende Hochwasser angekämpft haben. „Sie haben bis jetzt hervorragende Arbeit geleistet. Mein Dank geht auch an die zuständigen Ansprechpartner in den kreisangehörigen Gemeinden, die ebenfalls die erforderlichen Maßnahmen sehr gut mit getragen haben“.
Abschließend hier noch einige Hinweise an die Bevölkerung in den möglicherweise betroffenen Gebieten:
• Bitte sorgen Sie dafür, dass Tiere auf den Weiden in Sicherheit gebracht werden und machen Sie Futtervorräte Ihres Viehs für Helfer zugänglich.
• Falls Sie für Ihre Regen- und Abwasserkanalisation Rückstauklappen eingebaut haben, überprüfen Sie deren Funktionsfähigkeit.
• Achten Sie auf aktuelle Rundfunkdurchsagen. Abschließend weist der Landkreis noch daraufhin, dass es vermutlich aufgrund eines Wasserschadens auch am Freitag noch Probleme mit der telefonischen Erreichbarkeit der Landkreisverwaltung geben könnte. Momentan wird mit Hochdruck an der Behebung des Problems gearbeitet.
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