Hoffnung für Sprachförderschule?

von Thorsten Raedlein




Wolfenbüttel. Sprache bestimmt unser Leben, Kinder mit Sprachdefiziten bauen oft, bedingt durch die sprachlichen Defizite, weitere Auffälligkeiten, besonders im sozial- emotionalen Bereich auf. Diese Erschwernisse hindern diese Kinder oft an einem guten Einstieg in die Regelschule. Durch das Konzept der Sprachheilschulen wird nicht nur das Defizit in der Sprache, sondern auch die Defizite in anderen Bereichen gezielt und auf das Kind individuell zugeschnitten abgebaut. Neun dieser Sprachförderschulen gibt es in Niedersachsen, eine davon in Wolfenbüttel. Noch…

Die Niedersächsische Koalition von SPD und Grüne haben sich nämlich auf einen neuen Zeitplan zur Weiterentwicklung der Inklusiven Schule geeinigt. Das Ziel ist, dass Schüler mit Förderbedarf  im Bereich Sprache ab Sommer 2015 grundsätzlich in inklusiv arbeitenden Grundschulen und nicht mehr in Förderschulen oder Sprachheilklassen eingeschult werden sollen. Für die Förderschule am Teichgarten würde dies das Aus bedeuten.

Inklusion bedeutet, behinderten Menschen die uneingeschränkte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Doch nicht alle Eltern behinderter Kinder sind mit den neuen Regelungen zufrieden. So gibt es Kritik an der Abschaffung der Sprachheilschulen. "Ich finde es unverantwortlich, dass die Landesregierung auf Druck der Grünen die Förderschulen mit dem Schwerpunkt Sprache zum Auslaufmodell deklariert hat", sagt Axel Viktor vom Elternbeirat des Sprachheilkindergartens Löwenzahn. "Als Eltern von sprachbehinderten Kindern lehnen wir  eine inklusive Beschulung keinesfalls grundsätzlich ab, allerdings müssen die Rahmenbedingungen für die notwendige Unterstützung gesichert sein", unterstreicht er. Diese Unterstützung müsse  durch speziell ausgebildete Lehrkräfte  und in kleinen Lerngruppen erfolgen.

Eine Forderung, der normale Grundschulen kaum nachkommen können. Denn zum einen seien die Klassen wesentlich größer, zum anderen stünden nur zwei Stunden pro Woche zusätzlich für eine Schulklasse mit einem Förderschullehrer, der eventuell noch nicht mal im Schwerpunkt Sprache ausgebildet wurde, zur Verfügung. "Bei allen Bemühungen um Inklusion müssen gut funktionierende Förderkonzepte, deren Wirksamkeit belegt sind, die von Eltern und Lehrkräften akzeptiert sind, unbedingt erhalten werden – zumindest solange, bis andere Förderkonzepte entwickelt wurden, die genauso wirksam sind", fordert Viktor. Zudem möchten die Eltern weiterhin ihr Schulwahlrecht wahrnehmen dürfen.

SPD-Landtagsabgeordneter Marcus Bosse macht den Eltern neue Hoffnung. Denn die SPD-Landtagsfraktion hat sich bei ihrer Klausur in Hildesheim einstimmig für die Weiterentwicklung der Sprachförderschulen zu Grundschulen mit Sprach-Heilklassen ausgesprochen. „Das muss regional gelöst werden“, zitiert er SPD-Fraktionschefin Johanne Modder. Soll heißen: Wenn  ein Konzept zur Weiterentwicklung vorliege, könne das Aus umgangen werden. Die Förderschulen mit den Schwerpunkten „Geistige Entwicklung“, „Körperliche und motorische Entwicklung“, „Hören und Sehen“ könnten als Alternative zur inklusiven sonderpädagogischen Förderung weitergeführt werden, heißt es in der Resolution. Der Elternwille entscheide, an welcher Schule das Kind unterrichtet werden soll.

Die SPD-Politiker forderten ihre Parteifreunde in der Bundesregierung auf, die im Berliner Koalitionsvertrag verabredeten sechs Milliarden Euro für Bildung den Ländern zur eigenverantwortlichen Verwendung zur Verfügung zu stellen. Niedersachsen würde anteilig von diesen Bundesmitteln rund 150 Millionen Euro im Jahr erhalten.


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