Hospizverein führte Gedenkfeier für die „Unbedachten“ durch

Im ablaufenden Jahr gab es 24 Menschen, die ohne nahestehende Personen beerdigt worden sind. Für sie gab es am Freitag eine Gedenkstunde.

Damit kein Mensch ohne Begleitung bestattet wird, geben Ehrenamtliche des Hospizvereins das letzte Geleit. Einmal im Jahr wird an alle „Unbedachten“ noch einmal – mit Namensnennung – bei einer Gedenkstunde in der Martinskapelle erinnert.
Damit kein Mensch ohne Begleitung bestattet wird, geben Ehrenamtliche des Hospizvereins das letzte Geleit. Einmal im Jahr wird an alle „Unbedachten“ noch einmal – mit Namensnennung – bei einer Gedenkstunde in der Martinskapelle erinnert. | Foto: Bernd Jürgens

Wolfenbüttel. So hatten es sich die Ehrenamtlichen des Hospizvereins Wolfenbüttel erhofft: Nicht nur sie, sondern zahlreiche Gäste haben sich am gestrigen Freitag in der Kapelle auf dem Hauptfriedhof in Wolfenbüttel eingefunden. Ihr Ziel: eine ehrende Gedenkstunde für alle Verstorbenen der letzten zwölf Monate, für die keine Nahestehenden bei der Beisetzung zugegen waren. Das berichtet der Hospizverein Wolfenbüttel e.V. in einer Pressemitteilung.



Mit der Anwesenheit der stellvertretenden Bürgermeisterin, Elke Wesche-Möller, habe die Stadt Wolfenbüttel unterstrichen, wie sehr ihr daran liegt, den Menschen, die in unserer Stadt gelebt haben, eine „letzte Ehre“ zu erweisen, so der Verein.

Nicht komplett ohne menschliche Anteilnahme


Es gebe vielfältige Gründe, warum kein einziger Mensch einem Begräbnis beiwohnt – kein Verwandter, kein Freund da ist – kein Kollege, kein Nachbar. Damit diese Verstorbenen nicht vollständig ohne jegliche menschliche Anteilnahme „unter die Erde kommen“, begleiten Ehrenamtliche des Hospizvereins seit 2017 ihren letzten Weg. Sie geben diesen Abschieden einen bescheidenen, dennoch würdigen Rahmen – mit einem Wort des Geleites, einem kleinen Blumengruß, einem stillen Innehalten, einer ehrenden Verneigung. Vierundneunzig Menschen sind es bis zum heutigen Tag, die so auf ihrer letzten Etappe doch noch in Begleitung verabschiedet wurden. In den letzten zwölf Monaten hat es bereits 24 Beisetzungen dieser Art gegeben.

In einer öffentlichen Gedenkfeier wird an all diese „Unbedachten“ der letzten zwölf Monate gedacht. Mechthild Ludwig-Mayer erinnert an den Volksglauben, dass Menschen erst dann endgültig gestorben sind, wenn niemand mehr an sie denkt. So bewahrt diese Gedenkfeier Menschen vor dem Vergessen-Werden. Die Theologin und Seelsorgerin im Bereich Sterben und Trauer ist überzeugt: In das Schöpfungsgeschehen ist und bleibt jeder Mensch für immer eingebunden. Wir werden verwandelt – aber keine Seele geht jemals „unter“ oder „verloren“. Ein Schlüssel mit Schlüsselanhänger „Bekannt bei Gott“ für die Besucher soll daran erinnern.

"Licht des Lebens“ entzündet


Andächtige Stille ist im Raum, als für jeden der Verstorbenen „ein Licht des Lebens“ entzündet und ein Moment innegehalten wird, berichtet der Hospizverein. Jeder Einzelne der Verstorbenen wird mit seinem Namen genannt – 24 Momente eines ehrenden stillen Gedenkens! Das Blockflöten-Quartett der Kulturschmiede Denkte gibt dieser Gedenkstunde mit sechs anspruchsvollen Stücken einen würdevollen und feierlichen Rahmen.

Viele Besucher zeigten sich berührt von diesem ehrenden Gedenken. Und das nicht allein der Gestaltung wegen, sondern auch ganz persönlich: „Ich finde diese Idee und die Umsetzung sehr beeindruckend“, sagt Tanja K. Sie kannte Herrn M. „Er hatte leider keine Verwandten und Bekannten mehr. Wir haben uns ein bisschen um ihn gekümmert. Als er ins Krankenhaus kam, haben wir seinen Hund genommen. Erst im Nachhinein haben wir erfahren, dass er gestorben ist. Es war mir ein großes Bedürfnis, mich heute bei der Gedenkfeier noch nachträglich von ihm verabschieden zu können. Herzlichen Dank dafür.“

Versprechen für die Zukunft


Der Hospizverein will auch in Zukunft jährlich zu einem zentralen Gedenken für die unbedacht gebliebenen Menschen einladen.


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