Inklusionskonferenz in Wolfenbüttel war ein voller Erfolg

von Thorsten Raedlein




Wolfenbüttel. Die Inklusionskonferenz der International Short Break Association (ISBA) ging mit einer feierlichen Abschlussveranstaltung in der Landesmusikakademie Wolfenbüttel erfolgreich zu Ende. Organisator und Präsident der ISBA, Thomas Stoch, lobte neben den inhaltlichen Impulsen und politischen Forderungen, die von der Konferenz ausgingen, auch die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Wolfenbüttel.

Insgesamt entwickele sich die Behindertenhilfe in Deutschland laut Thomas Stoch sehr positiv. Jedoch verändere sich das bisherige Hilfesystem, mit oft sehr großen Einrichtungen, nur langsam. Den größten Handlungsbedarf hin zu einer gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Behinderung sieht Stoch beim Staat. „Denn Akzeptanz steckt prinzipiell in jedem Menschen. Der Staat trägt in Hinsicht auf die Inklusion eine große Verantwortung. Seine Aufgabe muss es sein, politische Rahmenbedingungen dahingehend zu ändern, dass Inklusion zur Selbstverständlichkeit wird, zum Beispiel durch den Abbau von bürokratischen Hürden und einem radikalen Umbau der Verwaltungsstrukturen.‟

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Daniel McGoey (2. v. r., Kanada) dankt dem Team des DRK Wolfenbüttel für die gute Organisation. Von links: Uwe Rump-Kahl, Frederica Eichler, Frauke Höcker. Foto:



Laut dem ISBA-Organisator haben andere Länder in den Bereichen Beratung, Information und Förderung Deutschland oft einiges voraus: „In anderen Ländern gibt es sehr gute web-Portale in leichter Sprache. Solche Projekte wurden auf der Konferenz vorgestellt und diskutiert. In Deutschland haben wir hier Nachholbedarf. Wir können hier in Deutschland sehr viel von anderen Ländern lernen, die kreativer und unbefangener mit diesem Thema umgehen.‟ Außerdem werde Inklusion hierzulande zu sehr auf den Themenbereich Schule reduziert. „Aber Inklusion ist mehr. Es geht um die umfassende und selbstverständliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens“, argumentiert Stoch.

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Torsten Einstmann, Abgesandter des Büros der Behindertenbeauftragten der Bundesregierung. Foto:



Bei der abschließenden Pressekonferenz machte Torsten Einstmann aus dem Büro der Behindertenbeauftragten der Bundesregierung deutlich, dass die ISBA-Konferenz von großer Bedeutung für den Austausch und die Weiterentwicklung der modernen Behindertenarbeit in Deutschland ist. Der bereits auf den Weg gebrachte Paradigmenwechsel von der Fürsorge hin zu individuellen Lösungen sei nur der Anfang und auch ein Abbau von bürokratischen Hürden stehe auf der Agenda der Behindertenbeauftragten der Bundesregierung. Ziel sei es, Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen Hilfe und Beratung aus einer Hand zu bieten, die Bürokratie sei in einem Land wie Deutschland nicht zu vermeiden, solle aber hinter den Kulissen erledigt werden.

Daniel McGoey aus Kanada, Mitglied des ISBA-Kommitees, zog ein durchweg positives Resümee der Konferenz. Er machte jedoch auch deutlich, dass der Weg hin zur gleichberechtigten Teilhabe für Menschen mit Behinderung ein langer Weg sei. „Die Konferenz in Wolfenbüttel hat dazu beigetragen, einen Eindruck davon zu bekommen, wo jedes Land auf seinem Weg steht“, sagte McGoey. Man könne zum Beispiel von den Delegierten aus Ländern der Dritten Welt genauso lernen, wie von allen anderen Teilnehmenden. Gerade die Praxisbeispiele aus Entwicklungsländern lassen erahnen, wie viel mit geringen finanziellen Mitteln möglich wäre. „Wir müssen uns fragen, warum wir mit unseren Möglichkeiten in der Ersten Welt noch nicht weiter sind“, so McGoey weiter.

Einstimmig positiv äußerten sich die internationalen Teilnehmer am letzten Tag der Konferenz über den mitreißenden „German Flavour“ und die sehr gute Organisation. Auch Andreas Ring und Horst Kiehne, Präsident und Vorstand des DRK-Kreisverbandes Wolfenbüttel, zogen ein positives Fazit: „Die Veranstaltung hat viel für das Renommee der Stadt Wolfenbüttel als Veranstaltungsort und den DRK-Kreisverband als Gastgeber getan.“ Die nächste ISBA-Konferenz wird voraussichtlich 2016 in Schottland stattfinden und von Don Williamson, Geschäftsführer von Shared Care Scotland, organisiert werden. Williamson äußerte sich voll des Lobes über die ISBA-Konferenz 2014: „Thomas Stoch und sein Team haben die Latte für uns sehr hoch gelegt, wenn wir nur halb so gut sein werden, dann wird es 2016 eine tolle Veranstaltung.“

Organisator Thomas Stoch wird auch in Zukunft aktiv im Komitee der ISBA arbeiten und gerade die schottischen Kollegen unterstützen, die voraussichtlich die nächste Konferenz in zwei Jahren ausrichten werden. Die Abschlussveranstaltung in der Landesmusikakademie Wolfenbüttel musste ohne den werdenden Vater Thomas Stoch stattfinden, der die Konferenz in Richtung Kreissaal verlassen musste. Für Nachwuchs ist somit also auch gesorgt.


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