Ist das Wolfenbüttels unattraktivster Stadtteil?

Die Grüne Fraktionsvorsitzende hat eine klare Meinung dazu.

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Auf der Brachfläche stand einst ein Betonwerk. Gehört dieser Stadtteil zu den unattraktivsten in Wolfenbüttel?
Auf der Brachfläche stand einst ein Betonwerk. Gehört dieser Stadtteil zu den unattraktivsten in Wolfenbüttel? | Foto: Matthias Kettling

Wolfenbüttel. Diese Aussage dürfte einigen Bewohnern Wolfenbüttels nicht allzu sehr schmecken. Leben sie jetzt doch ganz offiziell in einem der "unattraktivsten Stadtteile" Wolfenbüttels. Zumindest, wenn es nach der Wertung der Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90 / Die Grünen im Rat der Stadt Wolfenbüttel geht.


Keiner der bei der jüngsten Ratssitzung anwesenden Kommunalpolitiker widersprach Ulrike Krause, als sie die Straßenzüge links der Adersheimer Straße, rund um die Ackerstraße, als einen der "unattraktivsten Stadtteile" Wolfenbüttels betitelte. Man möge ihr dies nachsehen, bat sie.


Grund ist eine Straßenbenennung


Gefallen ist diese Aussage im Zusammenhang mit der Benennung einer im dortigen Neubaugebiet entstehenden Straße. Auf dem Gelände des ehemaligen Betonwerkes, einer derzeitigen Brachfläche, sollen direkt an der Adersheimer Straße eine Seniorenresidenz mit Pflegeeinrichtung (131 Plätze), eine Wohnanlage für Betreutes Wohnen (46 Wohneinheiten) einschließlich einer Seniorentagespflege (20 Plätze) sowie ein Wohnquartier mit vier Mehrfamilienhäusern (52 Wohneinheiten) entstehen. Die Straße, die innerhalb dieses Wohngebietes dann verlaufen wird, soll den Namen "Anton-Wilhelm-Amo-Straße" erhalten.

Unwürdig, wie die Grünen empfinden. Anton Wilhelm Amo, war der erste bekannte Schwarze Philosoph afrikanischer Herkunft in Deutschland, der im 18. Jahrhundert an Universitäten unseres Landes lehrte und dessen Geschichte für uns als menschliches Geschenk an Herzog Anton Ulrich im Wolfenbütteler Schloss begann. Der Herzog und sein Sohn nahmen sich des jungen Amos an, standen ihm als Taufpaten zur Seite und bereiteten seinen Weg.

Mit der Straßenbenennung nahe der Adersheimer Straße möchte die Stadt das Leben Amos würdigen. "Ohne Bezug zu irgendwas - die Straße könnte auch nach 'Lieschen Müller' - benannt werden", findet Krause. Ihrer Meinung nach gebe es dafür tatsächliche örtliche Bezüge in der historischen Innenstadt Wolfenbüttels. Für sie geht die mit der Straßenbenennung verbundene Ehrung der Person Amos an dieser Stelle an der eigentlichen Sache vorbei. "Hier und heute wird Amo an den Rand der Stadt und damit an den Rand der Gesellschaft gedrängt", sagt sie.

Weder gegen die Wertung des "unattraktivsten Stadtteils", noch zur Sache um die Benennung der Straße meldete sich eine andere Partei zu Wort. Der Rat der Stadt stimmte am Ende eindeutig mehrheitlich für den Vorschlag der Stadtverwaltung.

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar "Amo: Diese Würdigung ist lächerlich und ein Versagen von Stadt und Politik".


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