Ist Inklusion in Freiwilligen Feuerwehren möglich?

von Thorsten Raedlein




Adersheim. Ist Inklusion in Freiwilligen Feuerwehren möglich? Mit dieser Frage beschäftigt sich Landtagsabgeordneter Frank Oesterhelweg seit mittlerweile 21 Monaten. Im April 2013 schrieb er dem niedersächsischen Innenminister und bat im Rahmen einer Landtagsanfrage um eine Stellungnahme zu diesem Thema.

Diese folgte und stärkte die eigene positive Einstellung,  dass dieses möglich sein muss. Menschen mit einer Behinderung gehörten in die Mitte der Gesellschaft und hätten auch in der Feuerwehr ihren Platz, so der Innenminister. Weiter schrieb er,  dass die individuellen Stärken der Ehrenamtlichen Tätigen zu berücksichtigen seien. Dieses ist natürlich nach objektiven Kriterien im Einzelfall zu entscheiden.

Aus der Ortsfeuerwehr Adersheim absolvierte im Sommer des Jahres 2013 erstmals in der Stadt Wolfenbüttel ein Feuerwehrmann mit einer körperlichen  Behinderung die Truppmann-1-Ausbildung. Der Feuerwehrmann Curtis Radmer ist seit seinem zehnten Geburtstag Mitglied der Jugendfeuerwehr. Auf Grund eines Tumors wurde sein Bein im Jahr 2010 oberhalb des Knies amputiert.

Im Rahmen einer kleinen Landtagsanfrage der CDU-Landtagsabgeordneten Oesterhelweg und Fredermann gab das Innenministerium  im September 2013 eine mehrseitige Antwort. Das positive Fazit des Schreibens war die Antwort auf die Frage, in welcher Weise es möglich ist Menschen mit Behinderungen zumindest für Teilaufgaben oder zu besonderen Aufgaben in der Freiwilligen Feuerwehr einzusetzen. So teilte der Innenminister mit, dass keine pauschale Aussage getroffen werden kann, ob ab einer bestimmten Behinderung oder einem Behinderungsgrad die Aufnahme in die Feuerwehr verneint werden muss. Vielmehr müsse hier eine sorgfältige Einzelfallentscheidung getroffen werden. Letztlich aber müsse der Leiter der Feuerwehr entscheiden, ob der Bewerber in den Feuerwehrdienst aufgenommen werden kann, da dieser die Verantwortung für  den Feuerwehrdienstleistenden, aber auch für die gesamte Mannschaft trägt, so der Innenminister weiter.

Auch der Deutsche Feuerwehrverband begrüßt ausdrücklich ein Mitwirken von Behinderten in der Feuerwehr. Die Niedersächsische Jugendfeuerwehr beschäftigt sich ebenfalls mit dem Thema.

Durch den persönlichen Kontakt von Frank Oesterhelweg und Holger Helwig trafen sie sich mit Curtis Radmer und Florian Moder. Im Rahmen seiner Wahlkreisarbeit wollte er wissen, wie man Inklusion in der Feuerwehr praktiziert. So machte er sich ein Bild,  welche Aufgaben mit einer Beeinträchtigung in der Feuerwehr zu leisten sind und ob es Probleme zum Beispiel mit den Kameraden oder in der Ausbildung oder bei Einsätzen gibt.

In diesem Fall schilderte Curtis Radmer seine überwiegend positiven Erfahrungen. Mit der einen oder anderen negativen Erfahrung glaubt er, muss man leben können. Holger Helwig und Florian Moder sind froh, dass Radmer sich in ihrer Feuerwehr engagiert. Innerhalb der Gruppe ist er voll integriert, auch wenn man nicht ausschließen kann, dass es am Anfang Kameraden gab, die eine andere Ansicht hatten, so Helwig. Im Kommando der Adersheimer Ortswehr stellte sich diese Frage aber nicht. Der Antrag auf Übernahme in die Einsatzabteilung lief wie bei allen anderen Mitgliedern auch.

Fazit des Gesprächsaustausches war, dass man für die wichtige Arbeit der Freiwilligen Feuerwehren, gerade auch im Landkreis Wolfenbüttel, Mut machen und Mitbürger aufrufen will, sich trotz eines Handicaps in der Feuerwehr zu bewerben, aber auf der anderen Seite auch die Feuerwehren animieren möchte, hier selbst aktiv um diese Menschen zu werben und sie aufzunehmen. “Inklusion geht manchmal von alleine – man muss nur mitmachen“, so waren sich alle Gesprächsteilnehmer einig.


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