Wolfenbüttel. Nach jahrelangen Überlegungen und Diskussionen in den politischen Gremien soll das Jugendfreizeitzentrum (JFZ) grundlegend saniert und erweitert werden. Erste grobe Planungen gibt es bereits. Die beinhalten auch eine temporäre Verlegung der Einrichtung an einen anderen Standort. Doch warum wird dieser Standort nicht für eine dauerhafte Nutzung in Erwägung gezogen?
Derzeit wird den Fachausschüssen eine Vorlage mit der Grobkonzeption des Umbaus vorgestellt. Die Planungen, die von der Stadtverwaltung in Abstimmung mit der Stadtjugendpflege erstellt wurden, sehen unter anderem eine flexiblere Raumaufteilung und zusätzliche Nutzungsflächen vor. So sollen künftig mehrere Gruppen das JFZ gleichzeitig und unabhängig voneinander nutzen können. Mit der aktuellen Vorlage sollen die Voraussetzungen für die Vergabe der Planungsleistungen zur Sanierung und Erweiterung des Jugendfreizeitzentrums geschaffen werden. Sie sollen die Basis für das anschließende Vergabeverfahren der Entwurfsplanung bilden. Ziel sei es, die Vergabe bis Ende 2025 abzuschließen, um Anfang 2026 mit der Entwurfsplanung beginnen zu können.
600.000 Euro für Übergangslösung
Die geschätzten Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf rund 4,5 Millionen Euro. Davon entfallen 3,9 Millionen Euro auf die Baukosten. Zusätzlich wurden 600.000 Euro für Provisorien und Ausweichlösungen kalkuliert, da eine Sanierung im laufenden Betrieb nicht möglich ist. Es soll geprüft werden, ob unter anderem die ehemalige Landwirtschaftsschule oder andere innerstädtische Leerstände als Interimslösungen für das Jugendfreizeitzentrum genutzt werden können.
Landwirtschaftsschule als Jugendzentrum?
Doch warum zieht das Jugendfreizeitzentrum nicht dauerhaft in die ehemalige Landwirtschaftsschule am Schlossplatz? Bereits 2022 hatte die Ratsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vorgeschlagen, bei der Standortsuche für das Jugendfreizeitzentrum auch innenstadtnahe Alternativen in den Blick zu nehmen. Die Landwirtschaftsschule war eine Option. Allerdings habe man seinerzeit eher an ein großes soziokulturelles Zentrum gedacht, das auch dem Jugendfreizeitzentrum ein Dach geboten hätte, erklären Sascha Poser und Beate Zgonc, Vorsitzende der Gruppe Bündnis90 / Die Grünen - Die PARTEI im Rat der Stadt Wolfenbüttel, auf Nachfrage von regionalHeute.de.
Die Landwirtschaftsschule bietet aus Sicht der Gruppe ein größeres Raumangebot, vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten und könnte als dauerhaftes Jugendzentrum zur Belebung der Innenstadt beitragen, so das Fazit nach einer Besichtigung. Einen Prüfauftrag an die Verwaltung habe man aber seinerzeit mangels Erfolgsaussichten nicht gestellt, so Poser, der einräumt, dass der derzeitige Standort - unter anderem durch seine Nähe zum Trashpark - durchaus seine Vorzüge habe.
Poser weist allerdings auch darauf hin, dass auch eine temporäre Unterbringung des Jugendzentrums am Schlossplatz davon abhängig sei, dass bis dahin der Erweiterungsbau des Gymnasiums im Schloss fertiggestellt ist. Denn derzeit wird die Landwirtschaftsschule vom Gymnasium für Unterrichtsräume genutzt.
Stadtverwaltung prüfte Optionen
Die Stadtverwaltung erklärt auf Nachfrage, warum die Landwirtschaftsschule am Ende keine Option war. Die Frage, ob die ehemalige Landwirtschaftsschule eine dauerhafte Alternative zum bisherigen Standort des Jugendfreizeitzentrums darstellen könnte, sei von der Stadtverwaltung bereits umfassend geprüft worden. Im Zuge eines – letztlich gescheiterten – Förderantrags im Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ hatte die Verwaltung verschiedene Standort- und Ausbauvarianten untersucht. Dabei wurde auch die Landwirtschaftsschule ausdrücklich als möglicher Standort in die Überlegungen einbezogen, erklärt Stadtsprecher Thorsten Raedlein.
Letztlich sei die Entscheidung zugunsten einer Sanierung des bestehenden Jugendfreizeitzentrums an der Langen Straße aus mehreren Gründen gefallen. Der aktuelle Standort überzeuge durch seine Nähe zum Skatepark, dem Jugendplatz und zwei Grundschulen, was für die stadtjugendpflegerische Arbeit wichtige Synergien schaffe. Auch die funktionale Raumstruktur des jetzigen Gebäudes – mit gut einsehbaren, klar zugeordneten Bereichen – lasse sich in der denkmalgeschützten, kleinteiligen Struktur der Landwirtschaftsschule kaum abbilden.
Hinzu komme, dass, während das Jugendfreizeitzentrum speziell auf die Nutzung durch die Stadtjugendpflege zugeschnitten sei, die Landwirtschaftsschule deutlich bessere Perspektiven für alternative Nachnutzungen biete – etwa durch ehrenamtliche oder gewerbliche Träger. Und schließlich würden auch wirtschaftliche Gründe gegen einen Umzug sprechen. Beide Gebäude müssten saniert werden, doch die Kosten für eine umfassende Umgestaltung der Landwirtschaftsschule wären wesentlich höher. Vor diesem Hintergrund erscheine die dauerhafte Nutzung der Landwirtschaftsschule als Jugendzentrum weder funktional noch wirtschaftlich sinnvoll.