Karl-Heinz Kluschke hat heute Morgen in einem Wolfenbütteler Hotel zwischen zwei Baustellen, seine Frühstückstasse Melittakaffee über die weiße und gestärkte Damasttischdecke geprustet, als eine angesagte Wolfenbütteler Onlinezeitung darüber berichtete, dass eine Kuh, kaffeeähnlichen Namens in Dorstadt dafür ausgezeichnet wurde, ihre Vorstufe von Kaffeesahne in einer Menge aus dem Euter fließen zu lassen, wie es sonst keine andere kann. Weder in Dorstadt, noch im Landkreis Wolfenbüttel oder gar im ganzen Agrarland Niedersachsen. Melissa, die Gute, ist eben gut.
Das wäre eigentlich kein Grund zum prusten, worüber sich auch nur eine Wäscherei außerhalb der Lessingstadt wirklich freuen kann, hätte nicht die selbe angesagte Onlinezeitung darüber berichtet, dass ein ebenfalls angesagter, bäuerlicher CDU-Landtagsabgeodneter zu einem Schlachte-Essen laden würde.
Gott sei Dank (das Neue Testament und die Psalmen lagen auf dem Zimmer) nicht in Dorstadt, sondern in Groß Stöckheim, so dass Melissa wohl weiterhin Milch in Bächen fließen lassen kann. Schweinefleisch soll serviert werden.
Der einladende Politiker, so heißt es hinter vorgehaltener Hand, wolle ein Paddel in selbige nehmen und per Kanu in die selbsternannte Touristenmetropole der Lessingstadt reisen, zumal ihm die SPD dafür extra einen Anlegesteg beantragt hatte. Dann könne er die Schweinefleisch-Kalorien bereits vor dem Essen verbrennen. Ob der Steg allerdings bis zum Termin fertiggestellt ist, sei fraglich: Dort wo er geplant ist, ist nämlich Weideland und Melissa, die prämierte Kuh, gilt nun auch in Groß Stöckheim als Vorbild für andere Kühe. Bürgerinitiativen für mehr „Weideland in Tiereshand“ sollen sich vor Ort bereits gründen.
Bürgerinitiativen sind auch angesagt: Die Anti-Asse-Atom-AKW-und Sonstwasgegner treffen sich wieder zu ihrer monatlichen Montagsmahnwache und wollen doch eigentlich auch nur mehr Weideland in der Samtgemeinde Asse, mit sauberen Bächen und Öko-Gewissen.
Sogar Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann fordert eine Region Braunschweiger Weideland, sogar unter Einbeziehung von Wolfsburger Kühen, noch ohne Bürgerinitiative im Rücken, obwohl eine bürgerinitiierte Zusammenrottung mit Bürgermeister Thomas Pink und Landrat Jörg Röhmann unter gewissen Umständen denkbar wäre, schließlich sind die auch Bürger.
Eine Bürgerinitiative gegen modernen Wohnraum gibt es in Wolfenbüttel ja auch inzwischen, weil modern teuer ist und Kühe nicht auf Beton grasen können. Dabei gibt es doch Initiativen für mehr Straßenbegleitgrün. Damit die Kühe - und nicht nur Füchse, Waschbären und Wildschweine - in die Innenstadt kommen und die Lessingstädter mit ihren zwei Kilo schweren 30-Zentimeter-Fladen beglücken.
Mehr Straßenbegleitgrün bedeutet auch mehr Kühe für Wolfenbüttel. Und das zu einer Zeit ständig sinkender Rohmilchpreise, zumindest für die Landwirte. Damit der Payback- und Deutschland-Card-Punktesammler in seinen heimischen Großverbrauchermärkten günstig einkauft, um sich den dicken Mercedes leisten zu können, den sich der Milchbauer schon lange nicht mehr leisten kann.
Aber dafür kann er sich ja satt essen, beim Schlachteessen in Groß Stöckheim. Der Termin wurde übrigens günstig gewählt: Das städtische Klinikum bietet ein Patientenkolloquium an, für alle die wegen Völlerei dann über Knie oder Hüftbeschwerden leiden und nicht in einem Kanu dahin zurück fahren, woher sie gekommen sind. Und sollten Besucher zu Fuß nach Hause gehen, raten die Veranstalter dazu, in der Nähe von Straßenbegleitgrün auf Kuhfladen zu achten...
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