Wolfenbüttel. "Menschenleben sind dem Täter scheißegal", urteilte der Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes der Polizei Wolfenbüttel im vergangenen Sommer als ein Feuerteufel ganz Wolfenbüttel in Atem hielt. Mehrere Dachstühle von Mehrfamilienhäusern hatte er in Brand gesetzt, Menschen um ihr Hab und Gut gebracht und mit deren Leben gespielt. Phantombilder und Videomaterial führten die Ermittler dann auf die Spur eines 32-jährigen Wolfenbüttelers - doch der ist nicht mehr auffindbar.
Ausgangspunkt für die Ermittlungen gegen den Beschuldigten war der Dachstuhlbrand in der Töpferstraße am 18. Juli 2022. Eine Anwohnerin konnte eine verdächtige Person beschreiben, die sie kurz vor dem Brand beobachtet hatte, woraufhin man ein Phantombild anfertigte. Dieses soll dann eine auffällige Ähnlichkeit mit dem Phantombild einer verdächtigen Person im Zusammenhang mit dem Brand in der Dr.-Heinrich-Jasper-Str. am 6. August 2022 aufgewiesen haben und passte zudem zu der Beschreibung eines Verdächtigen vom Brand in der Straße Im Blumengarten am selben Tage. Mithilfe von Videomaterial aus mehreren Überwachungskameras konnten die Ermittler den Tatverdächtigen sodann offenbar identifizieren.
Darum gibt es keinen Haftbefehl
Doch was geschah dann? Dazu schweigt die Staatsanwaltschaft Braunschweig auf Anfrage von regionalHeute.de. "Auch wenn ich Ihr Interesse verstehen kann, werde ich Ihre Fragen nicht alle im Detail beantworten können", sagt Erster Staatsanwalt Christian Wolters. Zunächst habe der Verdächtige einen festen Wohnsitz gehabt, an dem er jetzt aber nicht mehr gemeldet und damit für die Ermittler "unbekannten Aufenthalts" sei. "Das kann verschiedene Gründe haben, die wir aber nicht kennen. Möglich ist, dass der Beschuldigte in die Obdachlosigkeit gerutscht ist. Genauso ist denkbar, dass er seinen Wohnort gewechselt, sich aber nicht umgemeldet hat", sagt Wolters.
Die Polizei fahnde derzeit nach dem Mann, jedoch ohne Öffentlichkeitsbeteiligung. Eine Fahndung unter Beteiligung der Öffentlichkeit sei an enge Voraussetzungen geknüpft, die in diesem Fall nicht erfüllt seien. Und auch einen Haftbefehl gibt es laut Wolters nicht. "Der Verdachtsgrad gegen den Beschuldigten ist nicht so hoch, dass eine Verurteilung quasi schon feststünde. Das wäre aber notwendig, um einen Haftbefehl zu erwirken. Deshalb haben wir einen solchen nicht beantragt. Es ist also nicht sicher, dass der Beschuldigte tatsächlich der Brandstifter war. Es gibt aber einen entsprechenden Verdacht, den wir noch weiter erhärten oder entkräften müssen. Deshalb sind derzeit weitergehende Ermittlungsmaßnahmen zur Ergreifung des Beschuldigten nicht angezeigt", so der Erste Staatsanwalt in Braunschweig.
Staatsanwaltschaft geht nicht von Flucht aus
Wie konnte der 32-Jährige, der im Verdacht steht der Feuerteufel zu sein und mehrere schwerwiegende Brände gelegt haben könnte so einfach aus dem Sichtfeld der Ermittler verschwinden? Darüber kann man nur rätseln. Die Staatsanwaltschaft jedenfalls geht nicht davon aus, dass der Tatverdächtige absichtlich untergetaucht ist. "Von einer Flucht im eigentlichen Sinn kann man aus meiner Sicht nicht sprechen, weil es keine konkreten Anhaltspunkte dafür gibt, dass sich der Beschuldigte bewusst dem Verfahren entzieht", erklärt Wolters. Was die Polizei unternimmt, um den Mann aufzuspüren, ob Bankkonto und Handynutzung überwacht sowie Verwandte und Bekannte befragt werden, lässt Wolters gegenüber regionalHeute.de unbeantwortet.
Fest steht: Der Mann ist der einzige Tatverdächtige, den die Ermittler im Fall der verheerenden Brandserie im Sommer 2022 in der Stadt Wolfenbüttel im Visier haben.
Lesen Sie zu diesem Thema auch unsere umfangreiche Berichterstattung aus dem Sommer 2022: "Brandserie in Wolfenbüttel - Hier schlug der Feuerteufel zu".
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