Lernen für die Integration

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| Foto: Anke Donner)



Wolfenbüttel. Die Lessingstadt wird derzeit zur neuen Heimat vieler Menschen, die aus Krisengebieten flüchten mussten. Darunter viele Kinder, die in ein Land kommen, dessen Sprache sie nicht verstehen und sprechen. Doch auch für diese Kinder gilt die Schulpflicht. Wie ihnen die deutsche Sprache beigebracht werden kann, zeigt die Erich-Kästner-Hauptschule.

Dort gibt es seit dem Schuljahresbeginn 2014 eine Sprachlernklasse, in der Kindern auf besondere Weise die deutsche Sprache gelehrt wird (WolfenbüttelHeute.de berichtete). Die Initiative ging von Schulleiter Stefan Wünsch aus. Er hatte den Anstoß zur Sprachlernklasse gegeben und konnte wohl nicht ahnen, dass die Ressourcen so schnell ausgeschöpft sein werden.

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Schulleiter Stefan Wünsch. Foto: Anke Donner)



Denn zu Beginn des Schuljahres konnte der Bedarf auch noch abgedeckt werden, nun wird die Nachfrage immer größer. Seit dem Sommer 2014 sind aufgrund der Flüchtlings-Situation 32 ausländische Schüler dazu gekommen. „Inzwischen sind an unserer Schule 49 Schüler aus 19 Nationen, die den Bedarf, in einer Sprachlernklasse unterrichtet zu werden, hätten. Leider können wir nicht alle aufnehmen, weil die Kapazitäten fehlen. In einer Klasse sollen eben nur 16 Schüler unterrichtet werden. Wir haben schon 19 in der Klasse. Das heißt: Es sind noch etliche Schüler auf der Warteliste. Diese werden in den normalen Klassen unterrichtet und werden zusätzlich im Förderunterricht betreut, der gemeinsam mit der Caritas angeboten wird“, erklärt Schulleiter Stefan Wünsch. Sobald ein Schüler die Sprachlernklasse verlässt, kann ein anderer nachrücken.

Der Grund für den großen Zulauf, so vermutet Wünsch, ist die Tatsache, dass es in Wolfenbüttel nur noch eine Hauptschule gibt - die Erich-Kästner-Hauptschule. „Wir bekommen fast täglich neue Anmeldungen. Sicher könnten auch die Realschulen oder Gymnasien die Schüler aufnehmen. Das würde aber nur wenig Sinn machen, da die Kinder meist mit keinerlei Deutschkenntnissen hier her kommen. Einige habe in ihren Heimatländern nie eine Schule besucht und fangen wirklich bei null an. Also werden die Schüler an uns verwiesen. Hier können sie ein Jahr lang in die Sprachlernklasse gehen und Grundkenntnisse erwerben“, erklärt Stefan Wünsch.

Die Sprachlernklasse ist eine gemischte Klasse, in der Schüler zwischen zehn und 17 Jahren gemeinsam am Unterricht teilnehmen. 20 Stunden in der Woche werden sie in Deutsch unterrichtet und machen zwei Stunden Sport zusammen. Den Rest der Schulzeit verbringen sie in ihren Klassen und nehmen dort am normalen Unterricht teil. „Es ist wichtig, dass wir diese Schüler in die Klassenverbände integrieren und sie nicht separieren. Wir versuchen außerdem gemeinsame Aktionen und Ausflüge zu organisieren, damit die Schüler integriert werden. "Wir sind gerade dabei, auch außerhalb der Schule Angebote zu schaffen. Denn die Schüler müssen auch in ihrer Freizeit Deutsch sprechen“, so Wünsch. Außerdem gibt es Überlegungen, einen Abend der kulturellen Begegnung zu organisieren.

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Stefan Wünsch setzt sich für eine zweite Sprachlernklasse ein. Foto: Anke Donner)


Zweite Sprachlernklasse


Derzeit ist Stefan Wünsch dabei, eine zweite Sprachlernklasse einzurichten. „Wir stehen noch am Anfang und sind gerade dabei, mit der Landeschulbehörde die entsprechenden Absprachen zu treffen. Auch mit dem Schuldezernat der Stadt führen wir Gespräche. Aber ich bin guter Dinge, dass das klappen wird. Wenn wir eine zweite Klasse einrichten können, dann würden wir weiteren Schülern die Chance einräumen, die Sprache zu lernen und sich zu integrieren. Bis zu einer Entscheidung ist es aber noch eine Weile hin. Wir haben uns aber personell schon darauf eingestellt. Eine weitere Lehrerin hat bereits die Qualifikation erworben, Deutsch als Zweitsprache zu unterrichten. Diese wäre also qualifiziert, die zweite Klasse zu unterrichten. Die Entscheidung liegt aber bei der Landeschulbehörde, da diese die personelle Ausstattung übernimmt“, so Wünsch.

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Lehrerin Annika Voß unterrichtet die Sprachlernklasse der Erich-Kästner-Hauptschule. Foto: Anke Donner)


Schüler sind hoch motiviert


Das Engagement der Schule scheint Früchte zu tragen. „Ich muss wirklich sagen, dass die Schüler hoch motiviert sind und bestrebt, die Sprache zu lernen. Sie haben oft einen hohen Anspruch an sich selbst. Wir hatten sogar zwei Schülerinnen, die innerhalb kürzester Zeit die Sprache lernten und ihren Bildungsstand so erweitert haben, dass sie am Ende sogar den erweiterten Sekundarabschluss I erworben haben. Mit einem Notendurchschnitt von 1,1 und 1,9. Von der einen Schülerin weiß ich, dass sie nun eine Ausbildung zur Krankenschwester macht und Ärztin werden will“, freut sich Wünsch. Und sagt weiter: „Wir können auch entscheiden, ob und wann die Schüler auf eine weiterführende Schule geschickt werden. Wenn wir merken, dass sie die Sprache gut beherrschen und sie Potential haben, dann können wir sie auf die Realschule wechseln lassen.“

Die ausländischen Schüler der Erich-Kästner-Hauptschule haben zwei Jahre Zeit, sich einen gewissen Bildungsstand anzueignen. „Innerhalb dieser Frist werden den Schülern keine Noten gegeben. Wir geben ihnen eben die Zeit, sich zu integrieren und den Stoff zu lernen. Wenn wir jedoch sehen, dass sie sich besonders gut machen, können wir Noten geben. Jedoch nur, wenn die Note nicht schlechter ist als vier“, erklärt Wünsch abschließend.


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