Krise im Handwerk: Auszeit für Schüler zur Berufsorientierung gefordert

Der SPD-Landtagsabgeordnete Jan Schröder warnt: Das Handwerk steuert auf einen kritischen Punkt zu. Schulen könnten hier gegensteuern.

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Dem Handwerk stehen dunkle Zeiten bevor, wenn sich an der Personalsituation beim Nachwuchs nichts ändert.
Dem Handwerk stehen dunkle Zeiten bevor, wenn sich an der Personalsituation beim Nachwuchs nichts ändert. | Foto: Alexander Panknin

Wolfenbüttel/Niedersachsen. In einer kürzlich versandten Pressemitteilung hat der SPD-Landtagsabgeordnete Jan Schröder seine Sorgen über den Rückgang von Bewerbungen in Handwerksberufen zum Ausdruck gebracht. Er betont, dass wir mehr junge Menschen dazu bringen müssen, eine Ausbildung im Handwerk zu erwägen. regionalHeute.de sprach mit Schröder über die Problematik und seine Vorstellungen zur Lösung des Problems.



Schröder berichtet von zahlreichen Gesprächen mit Unternehmern, die von zunehmenden Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden, berichten würden. Es sei absehbar, dass in vielen Unternehmen in den Ruhestand gehende Arbeitnehmer personell nicht in gleichem Maße ersetzt werden könnten. Er sieht zwar noch keinen "kritischen Punkt" erreicht, warnt aber vor der Annäherung an diesen. Besonders betroffen sind laut Schröder Berufsgruppen wie das Maler- und Friseurhandwerk sowie die Lebensmittelherstellung, in denen im letzten Jahr etwa 20 Prozent der ausgeschriebenen Ausbildungsstellen nicht besetzt werden konnten.

Das schlägt Jan Schröder jetzt vor


Um dieses Problem anzugehen, schlägt Schröder mehrere Maßnahmen vor. Unter anderem betont er die Bedeutung von Schulpraktika und der frühzeitigen Berufsberatung. Aber es gibt seiner Meinung nach keine "eine Lösung". Vielmehr sei ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren erforderlich.

Jan Schröder sitzt als Abgeordneter für die SPD im Niedersächsischen Landtag in Hannover.
Jan Schröder sitzt als Abgeordneter für die SPD im Niedersächsischen Landtag in Hannover. Foto: SPD


Im Niedersächsischen Landtag setzt sich Schröder für eine Erweiterung der Möglichkeiten zur Berufsorientierung in den Schulen ein. "In der Sekundarstufe I sollen Schülerinnen und Schülern eine Berufsorientierungs-Auszeit ermöglicht werden, die Schulen sollen hierfür einen flexiblen Gestaltungsspielraum erhalten. Wir wollen die Praktikumszeiten (bis Klasse 10) insgesamt ausweiten und flexibilisieren und Schulkooperationen zwischen berufsbildenden und allgemeinbildenden Schulen ausbauen und unterstützen, um die Durchlässigkeit zu erhöhen und den Bereich der Berufsorientierung zu verzahnen", sagt der SPD-Landtagsabgeordnete, der zuvor als Berufsberater tätig war. Schulen würden bei der Förderung von Handwerksberufen eine große Rolle spielen.

Auf die Frage, warum sich junge Menschen gegen einen Handwerksberuf entscheiden, meint Schröder, dass viele Handwerksberufe in der öffentlichen Wahrnehmung unter Wert beurteilt werden. Die Gründe der Entscheidung für oder gegen einen Handwerksberuf seien jedoch häufig vielfältig. "Am Ende des Tages entscheidet jede Person für sich selbst, welchen Beruf er oder sie erlernen möchte. Insbesondere in unserer Region haben speziell die 'Big 5' eine große Sogwirkung auf den Arbeitsmarkt und locken mit überdurchschnittlichen Gehältern", verdeutlicht Schröder. Er fordert mehr Betriebe dazu auf, in Ausbildung zu investieren. Aktuell würden in Niedersachsen nur rund 20 Prozent aller Betriebe ausbilden.


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