Wolfenbüttel. Dass man seinem Gegenüber zur Begrüßung die Hand reicht, dürfte selbstverständlich sein. Nein, das ist es nicht. „Kulturen, die sich die Hand geben, sind die Minderheit‟, weiß Verena Kienzle, Trainerin für interkulturelle Kommunikation aus Braunschweig. Die Expertin gab 40 Zuhörern, die mit Flüchtlingen arbeiten, wertvolle Tipps. Ihr Vortrag im Solferino am Exer war Teil der Fortbildungsreihe zur DRK-Flüchtlingshilfe.
„Jede Kultur hat kollektive Spielregeln, die nur in der jeweiligen Gruppe gültig sind‟, machte Verena Kienzle in ihrem Vortrag zum Thema „Stressreduktion und Konfliktmanagement in der Flüchtlingsarbeit“ deutlich. „Nur wenn wir andere Kulturen verstehen, können wir diese mit unserer vergleichen.‟ Sie verdeutlichte: „Wenn wir wissen, was in bestimmten Situationen passiert, sind wir nicht mehr irritiert.‟
Ein Beispiel: Ein Mitarbeiter der Flüchtlingshilfe erklärt seinen Schützlingen die nächsten Schritte zum Aufenthalt in Deutschland. Die Neuankömmlinge bestätigen auf Nachfrage, dass sie alles verstanden hätten. Und trotzdem müssen sie sich bei dem Mitarbeiter später nochmal erkundigen. „In vielen Kulturen ist 'Nein' kein gutes Wort, es wirkt respektlos‟, bemerkte Verena Kienzle. Darum werde manch ein Flüchtling auf Fragen nie mit 'Nein' antworten.
Verena Kienzles Trainings verfolgen das Ziel, „nicht mehr emotional mitgenommen‟ zu sein, wenn Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund den eigenen zu verletzen scheinen – wenn sie etwa nicht Händeschütteln. „Kultur ist tückisch, sie passiert unsichtbar und unbewusst und ist immer da‟, so die Expertin. Es seien die Handlungen, die uns als gute Werte vermittelt wurden.
Mit den verschiedensten Kulturen kennt sich Verena Kienzle aus. Sie hat Kontakt zu Menschen aus knapp 30 Nationen und laut eigener Aussage selbst „viele Fettnäpfchen von innen gesehen‟. Seit 25 Jahren arbeitet sie in und mit Universitäten, Schulen und Kitas – unter anderem in Belgien, Griechenland und Frankreich.
Der nächste Vortrag der DRK-Reihe findet am 20. August um 17 Uhr im Solferino zum Thema „Lebenslagen von Flüchtlingskindern und
-jugendlichen“ statt. Weitere Termine sind am 15. September und 15. Oktober, jeweils um 17 Uhr im Solferino, Am Exer 17.
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