Landkreis Wolfenbüttel prüft Einführung einer zusätzlichen Wertstofftonne

von Marc Angerstein




Um den zukünftigen Anforderungen der Kreislaufwirtschaft gerecht zu werden, will der Landkreis Wolfenbüttel nun neue Erfahrungen sammeln und sich als kommunaler Entsorger im Abfall-Lokalmarkt neu positionen. Deshalb wird in Bornum, in Groß Biewende und in einer WoBau-Wohnanlage der Kreisstadt Wolfenbüttel ein Modellversuch zur freiwilligen Einführung einer Wertstofftonne durchgeführt. Dieser Versuch ist zunächst auf ein Jahr begrenzt, so sieht es eine Verwaltungsvorlage vor, die vom Werksausschuss des Landkreises einstimmig beschlossen wurde.

[image=5e1764bf785549ede64ccd1a]"Das langfristige Ziel ist eine haushaltsnahe, landkreisweite Versorgung mit diesen Wertstoffsammeltonnen durch den ALW", erläutert Claus-Jürgen Schillmann vom Landkreis. "Erträge sind in einem ersten Wurf aber wahrscheinlich nicht zu erwarten."

Erträge? Abfall und Müll sind auch eine Handelsware. Deshalb konkurieren kommunale und private Entsorgungsunternemen auch untereinander, was im Landkreis erst im Oktober des vergangenen Jahres, wegen der Sorgen um ihre Arbeitsplätze, zu einer Protestaktion der ALW-Mitarbeiter geführt hatte (WolfenbüttelHeute.de berichtete).

[image=5e1764cb785549ede64ccfa7]Was darf in die Wertstofftonne?



  • Plastik (Kinderspielzeug, Schüsseln, Eimer, Gießkannen, Blumentöpfe, Kleiderbügel, usw.)

  • Metall (Bratpfanne, Töpfe, Werkzeug, Gartengeräte, Backformen, Armaturen, usw.)

  • Holz aus dem Haushalt (Frühstücksbrettchen, Holzlöffel, Spielzeug, usw.)

  • Folien (Einkaufstüten, Gefriertüten, Haushaltsfolien, Klarsichthüllen, usw.)


Was darf nicht in die Wertstofftonne?



  • Papier

  • Glas

  • Elektroschrott

  • Batterien

  • Textilien

  • Verkaufsverpackungen (Gelber Sack)



Zur Zeit sind 30 Fahrzeuge und rund 80 Mitarbeiter im Einsatz. Der ALW bewegt im Jahr 77.000 Tonnen Müll, davon 25.000 Tonnen verwertbaren Müll, der zur Gegenfinanzierung und zur Gebührenstabilität beiträgt. 28.000 Tonnen sind Restabfall und Gewerbemüll, der kostenpflichtig entsorgt wird. Kippt die Balance durch das Wegbrechen des Wertstoffmülls zugunsten privater Unternehmen, dann bedeutet das nicht nur höhere Kosten, sondern auch das Wegfallen von Arbeitsplätzen, so die Sorge des Landkreises.

"Wir machen jetzt diesen Test, und wollen am Ende schlauer sein", so Schillmann. Getestet wird konkret, ob die Bürger das Angebot der zusätzlichen Tonne überhaupt annehmen und was, in welcher Menge überhaupt entsorgt wird. Dabei darf die Tonne, die mit einem orange-farbigen Deckel ausgestattet ist,  nicht mit den Inhalten vom "Gelben Sack" konkurieren. "Das geht schon aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht. Deshalb dürfen die Verbraucher auf keinen Fall Verpackungsabfälle in dieser Tonne entsorgen", mahnt Schillmann. Es werde aber nicht mehr lange dauern, dann verschwinde der Gelbe Sack wegen gesetzlicher Änderungen wahrscheinlich ohnehin.

Die Europäische Union hatte Ende 2008 eine neue Abfallrahmenrichtlinie verkündet. Demnach soll Müll künftig stärker vermieden oder einer hochwertigen Verwertung durch Recycling zugeführt werden. Nur der Restmüll solle noch verbrannt oder beseitigt werden. Ab dem 1.Januar 2015 gibt es ohnehin die vorgeschriebene strenge Getrennthaltungspflicht von Papier, Metall, Kunststoff und Glas. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz wird jetzt novelliert und ein weiteres Wertstoffgesetz wurde von der Bundesregierung angekündigt.

[image=5e1764cb785549ede64ccfa8]Mit diesem zusätzlichen Sammelsystem sieht sich der Landkreis für die Zukunft gut gerüstet. Die Kosten für dieses Experiment belaufen sich auf rund 20.000 Euro. "Sollte der Test negativ ausgehen, ersetzen wir die orange-farbigen Deckel einfach durch Schwarze und haben wieder eine normale Mülltonne", meinen Ilona Binkowski, die AWL-Leiterin und Claus-Jürgen Schillmann übereinstimmend.

Der Versuch beruht auf Freiwilligkeit. Niemand werde gezwungen eine Wertstofftonne zu nehmen. "Manche Leute haben schlichtweg gar keinen Platz", sagt Schillmann. Der ALW plant, neben die normale Mülltonne (Restabfalltonne), die etwa zweimal im Monat geleert wird, eine gleich große  Wertstofftonne zu stellen. Diese soll dann etwa im Vier-Wochen-Rhytmus geleert werden.


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