Landwirte im Landkreis Wolfenbüttel schimpfen über das Wetter: "Geringe Erwartungen an die Getreideernte" - Der Juli war zu nass


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Die Getreideernte im Landkreis Wolfenbüttel läuft auf vollen Touren, die Landwirte selbst sind über die aktuellen Wetterkapriolen aber gar nicht erfreut: “Regen können wir jetzt gar nicht gebrauchen.” Gemäht wird auch an Wochenenden und im Lichtkegel der Scheinwerfer vielerorts auch nachts, aber nur wenn es "einigermaßen trocken" ist.

Der Frühling war zu heiß, sagen einige Landwirte. Der Juli war zu nass, das bestätigt inzwischen auch der Deutsche Wetterdienst. Erste Befürchtungen der Landwirte werden nun konkreter: Die Getreideernte wird in diesem Jahr mit fast genau fünf Mio. t so klein ausfallen wie lange nicht mehr.

Die ersten Prognosen der amtlichen Ernteberichterstattung schätzen die Gesamternte in Niedersachsen auf 5,04 Mio. t. Nach Mitteilung des Landvolk-Pressedienstes wurde dieser Wert nur 1976 mit 4,4 Mio. t unterschritten, als eine ausgeprägte Sommertrockenheit die Erträge dezimierte. Damals lagen auch die Durchschnittserträge mit um die 40 dt/ha deutlich unter dem Niveau der heutigen Sorten mit 75,7 dt/ha.

Allerdings haben die Landwirte aktuell auch die Getreidefläche noch weiter reduziert, sie fällt mit 786.000 ha fast 60.000 ha kleiner aus als im vergangenen Jahr. Die größte Getreidefläche registrierte der Landesbetrieb für Statistik in seinen langjährigen Aufzeichnungen im Jahr 1979 mit 1,23 Mio. ha, die größte Erntemenge im Jahr 2001 mit 7,4 Mio. t.[image=5e1764ad785549ede64cc90c]

Als echte Versicherung gilt in diesem Jahr mit der ausgeprägten Frühjahrstrockenheit erneut die Beregnung, in den Landkreisen mit nahezu flächendeckenden Möglichkeiten zur Feldberegnung fallen die Ertragseinbußen deutlich moderater aus als in anderen Regionen.

Die Ernte der Wintergerste ist trotz der schwierigen Wetterumstände zu einem großen Teil abgeschlossen, die Erträge liegen deutlich unter dem Vorjahresniveau, allerdings fällt die Qualität noch besser aus als befürchtet.

Als Sicherheitsnetz muss in diesem Jahr der Mais bezeichnet werden. Sein Anbau wurde mit 615.132 ha nochmals um 80.000 ha ausgedehnt. Die Futterpflanze hat sich gegenüber den Wetterkapriolen der vergangenen Jahre mit der ausgeprägten Vorsommertrockenheit als äußerst robust bewiesen. Auch in diesem Jahr präsentieren sich die Maisfelder weithin in einem sehr guten Zustand, sie haben die warmen Wochen im Frühsommer gut genutzt, der Regen kam für sie noch rechtzeitig.

Die Heu- und Silageernte litt ebenfalls unter der trocken-heißen Witterung in Mai und Juni, so dass der Silomais auch bei den Milchviehhaltern Futterlücken schließen muss. Die aus Südamerika bei uns eingebürgerte Pflanze zeichnet sich durch hohe Erträge bei geringem Aufwand, insbesondere einem unterdurchschnittlichen Pflanzenschutzmitteleinsatz, aus.

Vorsicht im Straßenverkehr!


Wegen der angelaufenen Getreideernte im Landkreis Wolfenbüttel sind auch wieder ausladende Erntemaschinen und voll bepackte Transportfahrzeuge stärker als sonst auf den Straßen zu sehen sein. Das wird sich bis tief in den Herbst fortsetzen, erst dann sind auch Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben geerntet.
Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen bittet alle Verkehrsteilnehmer um Vorsicht und Nachsicht, falls es im Zuge der Erntearbeiten zu Behinderungen kommen sollte. Damit Autofahrer die Begegnung mit landwirtschaftlichen Großmaschinen richtig einschätzen können, gibt die Kammer einige Tipps:

Unterschätzen Sie beim Überholen die Geschwindigkeit landwirtschaftlicher Maschinen nicht. Traktoren mit Anhängern erreichen Fahrgeschwindigkeiten von 40 km/h und mehr. Außerdem sind landwirtschaftliche Fahrzeuge außergewöhnlich groß. Sie sind bis zu drei Meter breit (mit blinkendem gelben Rundumlicht sogar breiter) und durchaus 18 Meter lang. Auch das ist beim Überholen insbesondere auf schmalen Straßen zu berücksichtigen.

Rot-weiße Warntafeln sind ein Hinweis auf relativ breite Fahrzeuge oder Arbeitsgeräte. Bedenken Sie: Nicht nur Sie haben durch die großen Gerätschaften bzw. Anhänger mit Ladung einen verminderten Überblick, auch die Sicht des Traktorfahrers nach hinten ist eingeschränkt.

Besondere Obacht ist geboten, wenn landwirtschaftliche Züge und Großmaschinen Straßen überqueren oder von dort abbiegen wollen. In beiden Fällen fahren die Maschinen sehr langsam. Beim Rechtsabbiegen wird häufig nach links über die Fahrbahnmitte „ausgeholt“, was den nachfolgenden Verkehr irritieren kann. Die Absicht, nach links oder rechts abzubiegen, ist nicht immer eindeutig zu erkennen. Beleuchtungseinrichtungen können durch Fahrten auf staubigem Boden verschmutzt sein.

Arbeitsgeräte, die am Traktorenheck angebaut sind, schwenken beim Abbiegen entgegen der Abbiegerichtung aus. Dadurch verengt sich ganz plötzlich die Fahrbahn für überholende und entgegenkommende Fahrzeuge. Vorsicht auch bei Mähdreschern oder Häckslern: Sie werden über die Hinterachse gelenkt, was ihr Heck beim Abbiegen ebenfalls ausscheren lässt.

Warndreiecke am Straßenrand können auf abgestellte landwirtschaftliche Fahrzeuge oder verschmutzte Fahrbahnen hinweisen. In beiden Fällen ist Vorsicht und langsames Fahren geboten.


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