Jürgen Kumlehn ist bisher als Erinnerer aufgefallen, einige sagen als "selbsternannter Erinnerer". Nun aber erreicht unsere Redaktion eine Lesermeinung, ein offener Brief, von Jürgen Kumlehn, dem "außerparlamentarischen Kommunalpolitiker". Und dieser Brief hat viele Empfänger: Die Landtagsabgeordneten Victor Perli, Frank Oesterhelweg, Björn Försterling und Dörte Weddige-Degenhard. Außerdem zahlreiche parlamentarische Kommunalpolitiker, also Mitglieder des Stadtrates, so die Fraktionsvorsitzenden, die Mitglieder des Verwaltungsausschusses und des Kulturausschusses. Auch Bürgermeister Thomas Pink hat ihn erhalten. Kumlehn beschäftigt sich inhaltlich mit der historischen Reithalle in der Lessingstraße, den meißten Lessingstädtern als Jahnturnhalle bekannt, und mit dem Neubau des Bücher-Magazins der Herzog-August-Bibliothek (WolfenbüttelHeute.de berichtete).
[image=5e1764ac785549ede64cc8ae]Wir veröffentlichen die LeserMeinung wie gewohnt, ungekürzt und unkommentiert:
Sehr geehrte Damen und Herren,
hurra! Die Stadt Wolfenbüttel hält die ehemalige "Jahnturnhalle" seit einem Ortstermin mit der Denkmalschutzbehörde im vergangenen Mai nicht mehr als "abgängig". Die CDU-Fraktion hat daraufhin eine Initiative zur Erhaltung der Halle entweder als Lern- und Dokumentationsstätte (Verbindung mit der JVA) oder als Ausstellungshalle propagiert. Das Konzept "Ausstellungshalle" ähnelt dem Konzept, dass vor einigen Wochen Architekt Willy Kniese in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis der Stadtbücherei vorgestellt hat. Erstaunlich- aber auch begrüßenswert - ist, dass nach der fast jahrzehntelangen Vernachlässigung und der dadurch bedingten neagtiven Herabstufung der Halle - vor allem durch die städtische Leitungsebene - die Wolfenbütteler CDU nun für die Erhaltung der Halle eintritt. Plötzlich soll auch städtisches Geld zur Verfügung gestellt werden - und aus Berlin werden mir-nichts-dir-nichts € 80.000,00 für die unbedingt erforderliche Sicherung der Aussenfassade fließen (WolfenbüttelHeute.de berichtete). Man kann es fast gar nicht glauben. Sind irgendwann Wahlen?
Bedauerlich ist allerdings, dass sich die anderen Ratsparteien nicht äußern. Fast peinlich ist es, dass sich die SPD, die ja schon aus Traditionsgründen für das Thema "Gedenkstätte" interessieren sollte, auch im Kommunalwahlkampf dieses Thema verpasst.
Fast zur gleichen Zeit stellte die Herzog August Bibliothek ihr Vorhaben des Neubaus eines Büchermagazins vor. Herr Schmidt-Glintzer hat nach Fertigstellung des Magazins den Umzug aller Bücher aus dem Kornspeicher angekündigt und darauf hingewiesen, dass die zukünftige Nutzung des großen Gebäudes ebenfalls bedacht werden müsse. Die HAB brauche dringend weitere Seminarräume - und die Einrichtung von Räumlichkeiten z.B. für die Durchführung von Kunstausstellungen sei ebenfalls zu bedenken.
Meines Erachtens müssen spätestens nach Bekanntwerden dieser Überlegungen die HAB für den Kornspeicher und die Stadt Wolfenbüttel für die ehemalige Reithalle nun gemeinsam die Nutzungen der Gebäude planen, um bauliche/räumliche Überschneidungen zu vermeiden.
Kritisch muss angemerkt werden, dass das Land Niedersachsen, in Wolfenbüttel durch insgesamt vier Landtagsabgeordnete vertreten, nicht gleich die Gesamtlösung finanziert. Die Umsetzung der restlichen Baumaßnahmen wird daher in Zukunft erheblich teurer und wahrscheinlich auf einen Zeitraum in zehn oder fünfzehn Jahren verschoben. Eine wahrlich unsinnige Entscheidung, die die eben erwähnten Landtagsabgeordneten hoffentlich nicht mittragen und zu ändern versuchen werden. Sich auf die Aussage zurückzuziehen, es läge am fehlenden Geld, würde ich für eine träge Entschuldigung halten. Das Beispiel der Finanzierung des Speere-Museums in Schöningen macht deutlich, dass finanziert wird, was gewollt ist.
Weitere Fragen sollten geklärt werden: Könnte die Gedenkstätte auch in den Kornspeicher eingebaut werden? Wäre für die Gedenkstätte ein Gebäude gegenüber der JVA am Ziegenmarkt vom Gesamtkonzept her betrachtet vorzuziehen? Wie kann ein Zusammenwirken und ein Erreichen von Synergieeffekten von beiden Institutionen für beide Gebäude ereicht werden?
Zur Ausstellungshalle: Wer erinnert sich - oder wer kennt eigentlich Karl Schaper noch? In Wolfenbüttel und Apelnstedt lebte und arbeitete das bedeutende niedersächsische Künstlerehepaar Susanne und Karl Schaper. Sie scheinen vollkommen vergessen zu sein. Sicher, in der Volkshochschule und im Meißnerhaus kann man zwei von Schapers berühmten Briefen betrachten. Schaper, der kritische und somit auch politische Künstler, vergessen in der Stadt mit dem Lessingstadt-Gefühl des kritischen Bürgers? Warum würdigt diese sich als "heimliche Kulturhauptstadt" gerierende Kommune diesen "Sohn der Stadt" nicht schon lange mit einer Dauerausstellung?
Mir feundlichen Grüßen,
Jürgen Kumlehn
Außerparlamentarischer Kommunalpolitiker
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