LeserMeinung: So viele Raser gibt es gar nicht


| Foto: Anke Donner)



Zu unserem Beitrag "Ortsrat Atzum will Raser ausbremsen - Kreisel, Insel oder Lampen" schreibt unser Leser Ruprecht Schmidt aus Wolfenbüttel. Wir veröffentlichen seine Lesermeinung ungekürzt und unkommentiert:
Zitat: "Dabei wurde die letzte Verkehrszählung mit Geschwindigkeitsmessungen an der K4 vom 16.-23. Juli 2012 besprochen. Demnach sei die Durchschnittsgeschwindigkeit mit 49,5 km/h zwar positiv, aber 85 Prozent der Verkehrsteilnehmer fuhren bis zu 62,3 km/h und das bei einem Mittelwert von 3600 Fahrzeugen pro Tag."

Diese Aussage ist eine typische gefährliche Darstellung eines ungefährlichen Sachverhalts, der sich Politiker und Journalisten regelmäßig absichtlich bedienen.

Wenn man von der Annahme ausgeht, dass die 85 Prozent Autofahrer über 50 km/h gefahren sind und man als Durchschnittsgeschwindigkeit im Mittel 56,15 km/h ansetzt, dann müssten die 15 Prozent Nichtgeschwindigkeitsübertreter im Mittel nur 12 km/h gefahren sein, was wohl keiner ernstlich behaupten will.

Wenn man für die Nichtgeschwindigkeitsübertreter gutwillig eine verkehrsbehindernde Durchschnittsgeschwindigkeit von 35 km/h annimmt, würde die 85 Prozent Geschwindigkeitsübertreter im Durchschnitt nur 52 km/h , also 2 km/h über dem Limit gefahren sein, ein Wert, der innerhalb der Toleranzgrenzen von stationären Geschwindigkeitsmessgeräten liegt und ein Unterschied von 2 km/h auf den meisten (analogen) Tachometern für den Fahrzeugführer gar nicht ablesbar ist.

Hier sieht man wieder deutlich eine typische tendenziell übertriebene und irreführende Berichterstattung (85 Prozent bis zu 62,3 km/h), die den Eindruck wesentlicher Geschwindigkeitsüberschreitung durch 85 Prozent der Autofahrer erwecken soll, noch verstärkt durch den Hinweis „und das bei einem Mittelwert von 3600 Fahrzeugen pro Tag“ der deutlich machen soll, das Tausende von bösen Autofahrer täglich so etwas machen.



Zitat : “Für den Ortsrat ist es nicht akzeptabel, dass Überschreitungen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit um 87 km/h hin genommen werden”, erklärte Jürgen Lingelbach bestimmt.

Diese Aussage ist sachlich falsch und erweckt den Eindruck mehrfacher derartiger Geschwindigkeitsüberschreitungen. Hier ist von Überschreitungen (Mehrzahl) die Rede, obwohl nur eine Überschreitung (Einzahl) festgestellt wurde. Wieder eine tendenziell verschärfende Darstellung. Ob so gesagt oder nur entsprechend wiedergegeben - weiß ich nicht.

Außerdem ist die geforderte Maßnahme (Kreisel) keine Garantie dafür, dass sich solche Einzelfälle nicht wiederholen können. Erstens kann man zwischen Ortseingangsschild und einem Kreuzungskreisel und auch zwischen einem Kreuzungskreisel und dem Ortsausgangsschild durchaus deutlich über dem Limit fahren, im Einzelfall auch bis zu 87 km/h, wenn Temperament und Auto dies hergeben.

Wenn man bedenkt, dass ab und zu Straßenkreisel derart übersehen werden, dass auf sie geradeaus draufgefahren oder/und übergefahren wird, ist es durchaus vorstellbar, dass Autofahrer zumindest vor dem Kreisel mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit fahren könnten, weil der Kreisel voraus nicht als solcher rechtzeitig wahrgenommen wird.

Ein Kreisel zur Geschwindigkeitsreduzierung zu errichten, bedeutet eine unnötige und langandauernde Verkehrsbehinderung (während der Bauzeit) und eine unnötige Geldverschwendung. Verkehrsinseln am Ortseingang werden von vielen Autofahrern als vermeintlich sportliche Aufforderung verstanden, diese mit gleichbleibender Geschwindigkeit zu passieren und nicht diese zu reduzieren. Ein untaugliches, überflüssiges Mittel zur Geschwindigkeitsreduzierung.

Eine 100%ige Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit wäre nur durch Fahrbahnhindernisse (Schwellen, Slalom u.ä.) erreichbar, was hier nicht durchführbar wäre, jedoch nicht durch die geforderten Maßnahmen (siehe Überschrift)

Da die Straße keinen Ortsdurchfahrtscharakter aufweist, wäre es besser, den Autofahrern das Geschwindigkeitslimit deutlicher bewusst zu machen, z.B. durch Anzeige der gefahrenen Geschwindigkeit schon ab dem 70 km/h Schild und zusätzlich nach dem Ortseingangsschild und durch jeweils große Markierungen der Höchstgeschwindigkeit auf der Fahrbahn. Jedoch nicht durch unsinnige Anzeigeautomaten wie „Sie fahren über 50 km/h“ wie bereits gehabt. Das wäre effektiver und erheblich billiger als Straßenbeleuchtungen oder ein Kreuzungskreisel.


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