Wolfenbüttel. Aktuell gibt es in ganz Niedersachsen zu wenig Hebammen und die Lage soll sich in den kommenden Jahren noch verschlechtern. Um die Situation besser handhaben zu können, will sich der Landkreis Wolfenbüttel an einer gemeinsamen Hebammenzentrale mit der Stadt Braunschweig und dem Landkreis Helmstedt beteiligen. Dafür sollen für die Jahre 2022 und 2023 jeweils 25.000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Über einen entsprechenden Antrag stimmt der Kreistag am 7. Februar ab.
Laut Sozialgesetzbuch haben Schwangere einen Anspruch auf Geburtsvorbereitung und –nachsorge durch eine ausreichende Hebammenversorgung. Jedoch gibt es in der Hebammenversorgung in Niedersachsen, laut Niedersächsischem Hebammenverband, nahezu flächendeckend einen Mangel von 20 bis 30 Prozent. Zudem würden in diesem Jahrzehnt etwa 25 Prozent der Hebammen in den Ruhestand gehen. Bereits jetzt müssten Schwangere sehr frühzeitig mit der Suche beginnen, um eine Hebamme zu finden und immer mehr Frauen hätten Schwierigkeiten, überhaupt eine fachgerechte Betreuung im Wochenbett zu bekommen, fasst der Landkreis die Situation zusammen. Eine gute Betreuung sei diesem sensiblen Zeitraum jedoch für einen gesunden Start ins Leben und eine gute Elternschaft von zentraler Bedeutung.
Reform der Hebammenausbildung könnte Folgen haben
Weitere Unklarheit für die Region bringe die Reform der Hebammenausbildung mit sich. Die Umwandlung in ein Studium (nächstgelegener Standort Hannover) und das Ende der bisherigen Ausbildung Ende 2022 blieben in ihren Auswirkungen auf die hiesige Versorgung abzuwarten. Um die Situation der Hebammenversorgung durch eine bessere Übersicht und die gezielte Vermittlung und Beratung zu erleichtern, werde eine Kooperation mit der Stadt Braunschweig und dem Landkreis Helmstedt zum Aufbau einer Hebammenzentrale angestrebt. Über eine Webseite könnten werdende Eltern gezielt für den Entbindungszeitraum nach einer freien Hebamme suchen und sich telefonisch beraten lassen. Auch Kurse rund um die Geburt können so gefunden werden.
Der Projektzeitraum ist zunächst bis zum 31. Dezember 2023 festgelegt worden. Die Stadt Braunschweig habe 2021 begonnen, das Konzept einer Hebammenzentrale umzusetzen. Es wurden unter anderem eine Datenbank erstellt, eine Internetseite gestaltet, sowie Beratungszeiten durch eine Hebamme angeboten. Seit September 2021 sei auch der Landkreis Helmstedt mit eigenen Mitteln an dem gemeinsamen Projekt beteiligt.
Veränderung in der Trägerschaft
Im Januar 2020 hatte die FDP einen Antrag zur Mittelbereitstellung in Höhe von 25.000 Euro für die gemeinsame Einrichtung in die Kreistagssitzung eingebracht. Dies wurde mit Sperrvermerk beschlossen und die Haushaltsmittel ebenfalls mit Sperrvermerk in das Jahr 2021 übertragen. Im Jahr 2021 fanden vorbereitende Gespräche über die Beteiligung des Landkreises am Projekt statt. Währenddessen habe es noch einmal eine Veränderung in der Trägerschaft gegeben. Der Landkreis Wolfenbüttel wird sich ab dem 1. Januar innerhalb der Kooperation an den Personalkosten für die beratenden Hebammen sowie der Schaffung beziehungsweise Ausweitung der Datenbank auf den Landkreis Wolfenbüttel beteiligen. Über die Seite www.Hebammenzentrale-Wolfenbüttel.de erfolgt die Weiterleitung auf das Kooperationsangebot. Eine Verlinkung zu weiteren Angeboten zu Themen rund um die Geburt und den frühen Hilfen sei möglich. Hierbei solle die ländliche Struktur des Landkreises besondere Berücksichtigung finden.
Die Stadt Braunschweig bringt für die Jahre 2022 und 2023 jeweils 50.000 Euro in das Projekt ein. Die Beteiligung des Landkreises Wolfenbüttel soll bei 25.000 Euro pro Jahr liegen. Die bisher geplanten Mittel sind nicht zum Einsatz gekommen, da die notwendigen Vorbereitungen der Kooperation erst getroffen werden mussten und sich aufgrund der Veränderungen in der Trägerschaft Verzögerungen ergeben hätten.
mehr News aus Wolfenbüttel