Wolfenbüttel. Die Einstellung des Lehrbetriebes, die von der Niedersächsischen Akademie für Brand- und Katastrophenschutz NABK vorgenommen wurde, um Flüchtlingen eine Unterkunft bieten zu können, hat weitreichende Folgen für die Feuerwehren aller Landkreise, so auch in Wolfenbüttel. Insgesamt 55 Lehrgänge fallen im Landkreis Wolfenbüttel dadurch aus, obwohl diese Fortbildungen nicht nur optional, sondern zwingend erforderlich für die Arbeit der Feuerwehren seien, heißt es vom Kreisbrandmeister Tobias Thurau.
Erst kürzlich fiel die Entscheidung des Innenministers Pistorius, den Lehrgangsbetrieb der NABK einzustellen, um Flüchtlingen eine Notunterkunft zu bieten. Auf Anfrage von regionalWolfenbüttel.de, wie die Feuerwehren des Landkreises Wolfenbüttel die Situation einschätzen, zeigte sich der Kreisbrandmeister Tobias Thurau erzürnt. "Ich halte es für einen großen Fehler. Es ist fatal, was da grad passiert." Sein Ärger richtet sich hierbei jedoch nicht gegen die Unterstützung von Flüchtlingen, sondern gegen die Entscheidung, die Lehrgänge einzustellen. Die Lehrgänge seien wichtig, um die Sicherheit und die Gefahrenabwehr in den einzelnen Kommunen zu gewährleisten, so Tobias Thurau.
Notwendige Qualifikationen fehlen
"Es ist nicht absehbar, was das kurz- oder mittelfristig für einen Schaden bedeutet. was passiert, wenn es zu einem Großereignis kommt? Wie soll die Feuerwehr das abdecken?", fragte sich Tobias Thurau. "Um die Sicherheit zu gewährleisten, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein", so der Kreisbrandmeister. So seien ausgebildete Gruppen- oder Zugführer notwendig, die mit dem Aussetzen der Lehrgänge fehlen. Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Frank Oesterhelweg äußerte bereist seinen Unmut und kritisierte, dass die Problematik der Flüchtlingsunterbringung ausgerechnet auf dem Rücken der Feuerwehrleute ausgetragen werde, "die bei der Bewältigung des Flüchtlingsstroms und für die Sicherheit der Bevölkerung eine unverzichtbare Hilfe sind." (regionalWolfenbüttel.de berichtete).
Was sagt das Innenministerium dazu?
Auf Anfrage von regionalWolfenbüttel.de teilte der Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport, Philipp Wedelich, mit, dass die derzeitige Situation keinen anderen Ausweg mehr zugelassen habe. "Wir haben Verständnis für den Frust der Feuerwehr und der harte Einschnitt hat auch uns wehgetan. Dennoch gab es keine Alternative, wir brauchten kurzfristig Platz", heißt es von Philipp Wedelich. Pro Tag müsse das Land Niedersachsen laut Aussagen des Pressesprechers etwa 1.000 neue Flüchtlinge aufnehmen. Hierzu habe man nicht die ausreichenden Kapazitäten, sodass die Errichtung von Notunterkünften an den zwei Standorten des NABK in Celle und Loy als notwendig erschien. Man sei bemüht, die Situation schnell in den Griff zu bekommen und gehe dabei eher von Wochen als von Monaten aus, ehe die prekäre Lage bewältigt ist, so Philipp Wedelich.
"Diese Entscheidung muss rückgängig gemacht werden"
Die Entscheidung des NABK könne so nicht hingenommen werden, so Tobias Thurau. "Diese Entscheidung muss rückgängig gemacht werden." Es sei Aufgabe des Landes Niedersachsen für die notwendige Ausbildung der Feuerwehrleute aufzukommen, denn die einzelnen Kreise können das nicht allein stemmen, heißt es vom Kreisbrandmeister. Geplant sei es, in Kooperation mit Feuerwehren aus anderen Kreisen, gegen diese Entscheidung vorzugehen. Zumindest insoweit, dass die Lehrgänge für den Notbetrieb aufrechterhalten werden. Zusätzlich möchte man Möglichkeiten eruieren, was innerhalb des Landkreises für eine mögliche Fortbildung getan werden kann.
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