Nach Häuserfund: 3D-Gestaltung soll Mittelalter greifbar machen

von Jonas Walter


Ein Beispiel für Wolfrums Idee findet sich in Regensburg. Dort sind die Mauern einer Synagoge angedeutet nachgebildet worden. Fotos: Stadt Regensburg/ Peter Ferstl
Ein Beispiel für Wolfrums Idee findet sich in Regensburg. Dort sind die Mauern einer Synagoge angedeutet nachgebildet worden. Fotos: Stadt Regensburg/ Peter Ferstl

Wolfenbüttel. Dr. Manfred Wolfrum, Mitglied der AfD-Fraktion im Rat der Stadt Wolfenbüttel, findet, dass die entdeckten Grundrisse mittelalterlicher Gebäude am Schlossplatz auch touristisch mit wenig finanziellem Aufwand genutzt werden könnten. Das beschreibt er in einer Presseerklärung der AfD-Stadtratsfraktion.


Wolfrums Idee dabei sei, die Grundrisse der Häuser überall dort farblich in der Pflasterung beziehungsweise Oberfläche des Platzes zu übernehmen, wo diese Pflasterung beziehungsweise Oberfläche nicht mehr strukturell verändert werden kann, zum Beispiel auf Gehweg und Fahrbahn der neu verlegten Straße. Zusätzlich sollten von zehn bis zwölf Gebäuden im Fußgängerbereich des Platzes an geeigneter Stelle die Grundrisse dreidimensional dargestellt werden, also als Relief an der Schloßplatzoberfläche. Man könne, so Wolfrums Vorschlag, dann auf den erhobenen Steinen sitzen oder dazwischen herumlaufen und erfahren, wie eng es damals im Mittelalter herging.

Viele Vorteile


Es wären viele nennenswerte Vorteile, die aus diesem Konzept hervorgingen, begründet Wolfrum seine Idee. Zum einen sei der Schlossplatz nicht mehr so "steril, glatt und fad", sondern habe ein Grundrissmosaik und teilweise reliefartig erhobene Steine. Außerdem zeige Wolfenbüttel damit, dass es gut mit der Vergangenheit umgehen könne, während der Platz weiterhin so genutzt werden könne, wie bisher geplant. Zum anderen könnten Touristen und Kinder so erfahren, wie es in der Vergangenheit mal ausgehen hat. Das könne man zwar im Museum auch, doch dort würde kaum jemand hingehen, führt Wolfrum seine Argumentation aus.

Mehrwert durch erlebbare Geschichte


Eine solche Umsetzung könne man neuerdings in Regensburg sehen: Dort habe man beim Umgestalten des Neupfarrplatzes die Grundmauern einer Synagoge gefunden. Der Platz wurde dennoch gepflastert, aber die Grundrisse der Synagoge sind zu sehen und einige Grundmauern wurden so ausgebaut, dass man drauf sitzen und herumlaufen könne und erlebe, wie die Dimensionen damals waren. Der Platz sei höchst beliebt - die Kinder würden zwischen den Grundmauern spielen. Letztlich sei es ein schönes Symbol, etwas aus der Vergangenheit zu erhalten, insbesondere weil gerade das Mittelalter eine Epoche sei, die eine „historisierende“ Faszination auf viele Menschen, aber ganz besonders auf Kinder, ausübe.

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Bei Bauarbeiten wurden in Regensburg die Überreste einer Synagoge entdeckt. Um diese geschichtliche Erinnerung zu erhalten, habe man den Platz besonders gestaltet. Geht es nach Wolfrum, könnte so etwas auch auf dem Wolfenbütteler Schlossplatz Realität werden. Foto:



Überdies wäre es laut Wolfrum ebenfalls mit wenig Aufwand und großer Wirkung möglich, durch QR-Codes an den entsprechenden Stellen, einen „sichtbaren“ Eindruck von den engen Lebensverhältnissen im Mittelalter und in Wolfenbüttel zu vermitteln. Dies könnte durch informative Fotos und Berichte von Archäologen untermauert werden. Durch das Scannen mit dem Smartphone könnten interessierte Menschen einen preiswert programmierbaren, aber virtuell eindrucksvollen, „Blick ins Mittelalter Wolfenbüttels“ bekommen. Angesichts der, nach Wolfrum, "exorbitant hohen Gesamtkosten des Schlossplatzumbaus" wäre eine solche vorgeschlagene Option eine lohnenswerte Aufwertung des „Fundes“ für Wolfenbütteler Bürger und Touristen, die mehr über die Vergangenheit erfahren könnten.

Infobox könnte eingebunden werden


Für die Besucher, die in der digitalen Welt nicht so zu Hause sind, könnte die INFOBOX auf dem Harztorplatz mit mehr Leben, Sinn und Zweck erfüllt werden, argumentiert Wolfrum. Deren Anschaffung wäre damals im Stadtrat mit „rausgeschmissenem Geld“ kommentiert worden und tatsächlich sehe Wolfrum nach eigenen Angaben dort selten interessierte Bürger oder Touristen, die sich informierten. Man sehe lediglich gelegentlich städtische Bedienstete, die sich um die Pflege und Erneuerung des Aushangs kümmern würden, sowie Leute, die sich bei starkem Regen dort unterstellten. Am Schlossplatz hingegen könne in der Infobox die gesamte Historie, unterlegt mit Erklärungen und Bildern mit wenig finanziellem Aufwand aufbereitet und dargestellt werden. Statt der Infobox könne natürlich auch – falls besser passend - eines der alten Häuschen komplett als „historischer“ Info-Raum wiederhergestellt werden.

"Steinspenden" für Erhöhung des Grundrisses


Zusätzlich könnten die geschichtsbewussten Wolfenbütteler Bürger motiviert werden, sich mit “Steinspenden“ an der Aktion zu beteiligen: Die Erhöhungen des Grundrisses mit richtigen Mauern könnten mit Spendersteinen interessierter Bürger ausgeführt werden, welche dafür auf Wunsch mit einem kleinen Schild auf diesen Steinen verewigt werden könnten. Die Idee mit solchen Spenden sei nicht neu, man sehe sie häufig auf Parkbänken oder den vorderen Kirchenbänken kleiner Kirchen. Auch die Turmtreppe der Katharinenkirche in Braunschweig wäre mit solchen „Stufenspenden“ erstellt worden. Ein weiteres Beispiel wäre ein Platz in der Stadt Anchorage in Alaska. Dieser sei ebenfalls mit gespendeten Steinen, auf den sich die Spender verewigt hätten, schön gestaltet worden.

Dieser Vorschlag solle als Anregung dienen, interaktiv und/oder direkt sichtbar eine Verbindung zu einer Zeit zu schaffen, die längst vergangen ist. Aus Sicht der AfD-Fraktion und speziell des Fraktionsmitgliedes Dr. Manfred Wolfrum, könne anhand des Regensburger Beispiels in Wolfenbüttel ein ähnlicher „touristischer Clou“ gelingen. Der Vorschlag werde als Antrag im Rat der Stadt, beziehungsweise im Ausschuss für Bau, Stadtentwicklung und Umwelt, eingebracht.

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https://regionalheute.de/wolfenbuettel/schlossplatz-kein-baustopp-trotz-archaeologischen-fundes/


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