Leinde. An zwei Übungsabenden im Juni wurde die Ortsfeuerwehr Leinde auf Ihre neue Herausforderung eingestellt. Aufgrund der Veränderung der AAO (Ausrückordnung der Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Wolfenbüttel) übernimmt die Ortsfeuerwehr die Nottüröffnungen für die Ortsteile Adersheim und Fümmelse, sowie eigenständig für die Ortschaft Leinde. Dies teilt die Ortsfeuerwehr mit.
Die Notwendigkeit für solche Übungsdienste ergebe sich daraus, dass die Zahl der Einsätze der Feuerwehren mit dieser Aufgabenstellung immer mehr zugenommen habe. Die Hilfe der Feuerwehr werde hier zum Beispiel in Anspruch genommen, wenn der Verdacht besteht, dass sich eine hilflose Person in einer Wohnung befindet, die die Tür nicht öffnen kann. Dies könne zum Beispiel nach einer plötzlichen Erkrankung oder einem Unfall der Fall sein. Der Rettungsdienst oder die Polizei können hier nicht tätig werden, da ihnen die technische Ausrüstung nicht zu Verfügung stehe. Die Feuerwehren seien jedoch durch das Feuerwehrgesetz zur Hilfeleistung verpflichtet. Dort stehe wörtlich: „Die Feuerwehr hat zur Rettung von Menschen und Tieren aus lebensbedrohlichen Lagen technische Hilfe zu leisten“.
Feuerwehr muss Hilfe leisten
Als Ausbilder für diesen Tag habe der erfahrende stellvertretende Ortsbrandmeister Nils Jodat, ein echter Spezialist auf diesem Gebiet, gewonnen werden können. Zu Beginn des Seminars habe man sich ausführlich mit den rechtlichen Grundlagen von Türöffnungseinsätzen beschäftigt. Fragestellungen zu den Grundrechten „Unverletzlichkeit der Wohnung“ oder „Freiheit der Person“ seien beleuchtet worden. Auch auf die Bedingungen für die Amtshilfe für andere Behörden wie die Polizei oder das Ordnungsamt sei eingegangen worden, diese fachspezifischen Kenntnisse seien vom Ortsbrandmeister Feltus vermittelt worden.
Dann habe man sich dem Öffnen zugezogener oder zugefallener Eingangstüren zugewendet. Diese lassen sich öffnen, ohne dass es zu Beschädigungen an der Tür oder dem Rahmen kommt. Mit einfachen Werkzeugen und dem Wissen wie diese einzusetzen sind, könne so eine Tür in Sekundenschnelle geöffnet werden. Daher müsse dies durch die Feuerwehr immer zuerst versucht werden. Die Teilnehmer haben sich die Fertigkeiten der zerstörungsfreien Türöffnung aneignen können. Auch verschiedenste Werkzeuge haben ausprobiert werden können, da die einzelnen Werkzeuge für die verschiedenen Türen unterschiedlich gut geeignet seien. Außerdem habe die Vorgehensweise bei einem gekippten Fenster ausprobiert werden können. Auch hier könne man mit einem einfachen Werkzeug schnell zum Ziel kommen: Das Fenster könne dann ganz geöffnet werden und dem Einstieg in die Wohnung dienen.
Möglichst zerstörungsfreie Türöffnung
Ist die Tür verschlossen, bleibe der Feuerwehr nur noch das Einsteckschloss zu zerstören, um die Tür öffnen zu können. Hierzu könne eine sogenannte Ziehglocke eingesetzt werden, mit der entweder der Kern des Schlosses oder der ganze Schließzylinder zerstört und aus dem Schlosskasten gezogen werden kann. Mit Hilfe eines einfachen Bauschlüssels lasse sich dann das Schloss und damit die Tür öffnen. Diese Methode könne bei allen gebräuchlichen Profilzylindern durchgeführt werden. Anschließend müsse nur der Zylinder ersetzt werden. Es entstehe normalerweise kein weiterer Schaden. Auch hierfür habe Niels Jodat verschiedene Übungsmodelle und eine Vielzahl von Schließzylindern mitgebracht, an denen die Teilnehmer in kleinen Gruppen das Vorgehen in der Praxis haben üben können.
Den Teilnehmern seien jedoch auch die Grenzen dieser Methoden aufgezeigt worden. Sehr hochwertige Schließzylinder zum Beispiel verfügen über einen sogenannten Aufbohrschutz, der die zuvor beschriebene Methode scheitern lasse. Hier sei es wichtig, dass die Feuerwehr diese Elemente sofort erkennt und ohne weitere Verzögerung nach alternativen Wegen, wie zum Beispiel der Zerstörung eines Fensters, sucht, um den Zugang zur Wohnung schnellstmöglich und mit möglichst geringem Schaden zu ermöglichen.
Grenzen bei der Türöffnung müssen erkannt werden
Bei der abschließenden Feedback-Runde haben alle Teilnehmer wiedergegeben, dass sie von der Einfachheit und Schnelligkeit der vorgestellten Methoden sehr überrascht waren. Dem stellvertretenden Ortsbrandmeister sei für seinen interessanten Unterrichtsstil gedankt worden. Auch die vielen Möglichkeiten zur praktischen Erprobung der in der Theorie vorgestellten Vorgehensweisen seien sehr gelobt worden. So seien sich alle Teilnehmer einig gewesen, dass man in der Zukunft deutlich besser gerüstet an solche Einsätze herangehen könne.
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