Wolfenbüttel. Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert besuchte am Donnerstag das Amalie-Sieveking-Haus. Auf Einladung des Wolfenbütteler Bundestagsabgeordneten Uwe Lagosky sprach er vor rund 70 Seniorinnen und Senioren bei Kaffee und Kuchen.
Lammert berichtete über seine Erfahrungen aus zwölf Jahren als Bundestagspräsident und 37 Jahren als Bundestagsabgeordneter. Er schilderte, wie sich der Umzug von Bonn nach Berlin auf den Politikbetrieb auswirkte und wie sich der Bundestag nach der Wiedervereinigung zu einem gesamtdeutschen Parlament entwickelte. Lammert berichtete zum Ende seiner Karriere über die vergangenen Jahrzehnte und wagte zugleich einen Blick in Zukunft. Vor allem blickte Lammert nach der Frage eines Senioren in die eigene Zukunft. Mit 68 Jahren lege man doch die Beine noch nicht hoch, so der Wolfenbütteler. Eben dies würde auch in jeder zweiten Einladung stehen, die nun bei ihm eingehe, erwiderte der scheidende Bundestagspräsident. Lammert verriet, dass er nun mit seiner Frau all die Länder bereisen wolle von denen er bisher nur den Flughafen und das Kongresszentrum gesehen habe.
Der Bundestagsabgeordnete Lagosky sprach das Thema Pflege an, dankte Heimleiter Michael Knobel und Geschäftsführer Rüdiger Kraft für die Zusammenarbeit und würdigte Lammert als "einen großen Intellektuellen, der zugleich einer der humorvollsten Kollegen war." Lagosky betonte weiter, dass der Bundestagspräsident in den Zeiten der Großen Koalition immer fair mit den kleineren Parteien umgegangen sei und die Rolle des Parlamentes stets gestärkt habe.
Lammert sprach zu den Bewohnern des Amalie-Sieveking-Hauses. Foto:
Eine andere Frage eines Zuhörers betraf die anstehende Koalitionsbildung. Ob eine weitere Große Koalition "gesund" für die Demokratie sei, konnte und wollte Norbert Lammert nicht direkt beantworten. Er verwies darauf, dass es am Ende des Tages an den Fraktionen sei den Wählerwillen umzusetzen. So hätten die Grünen 2013 bewusst darauf verzichtet eine Koalition einzugehen und so letztlich die Große Koalition angestoßen. Lammert erinnerte sich an den verstorbenen Guido Westerwelle (FDP), der zu Beginn seiner Amtszeit als Bundestagspräsident noch Oppositionsführer war und in der Lage war auch einer kleinen Fraktion Gehör zu verschaffen. Generell lobte Lammert den parlamentarischen Umgang in Deutschland und verwies darauf, dass ein gewisser Stil unter Demokraten - wie man in den USA derzeit sieht - keine Selbstverständlichkeit sei.
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