Pfingstbotschaft: Dieter Lorenz über Demokratie


| Foto: privat



Wolfenbüttel/Sickte. Der Sickter Altbürgermeister Dieter Lorenz spricht in seiner Pfingstbotschaft über Demokratie. Er stellt die Frage "Demokratie – Mitmachen oder laufen lassen ?- Wo hin?". Die Botschaft wird hier unkommentiert und ungekürzt veröffentlicht. 

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger in unserem Landkreis Wolfenbüttel,

haben Sie schon mal überlegt, wer in unserer Gemeinde ehrenamtlich schafft,
dass bisher alles einigermaßen läuft, und nirgends eine große Lücke klafft?
Dass Kindergärten, Schule und vieles mehr zufrieden laufen,
dass man auf ausgebauten Straßen, Wegen und mit Nahverkehr kann gut einkaufen?

Das alles und noch mehr kommt nicht von allein.
Da sind Leute am Werk, die hängen sich kräftig rein.
All das könnte noch besser sein,
wenn Sie mit dabei wären, kommen Sie und klinken Sie sich künftig mit ein.

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Haben Sie schon mal nachgedacht, was passiert, wenn es brennt, die Sirene ruft und keiner k­ommt zum Löschen­? Bei einem Großbrand in Erkerode, zirka eine Million Euro Schaden – vor drei Wochen kamen mehr als 200 Feuerwehrmänner- und Frauen und bekämpften den Brand, mitten im Ort, bei dichtester Bebauung. Nach Stunden war das Feuer so weit im Griff, dass es sich nicht mehr ausweiten konnte. Wehren aus fast allen Orten unserer Samtgemeinde Sickte, unterstützt durch drei Drehleitern von auswärts halfen mit. Alle Wehren die gerufen wurden, kamen. Die große Gefahr, dass ein ganzes Dorf den Flammen zum Opfer fiel, war gebannt. Früher, bevor es mit einem Gesetz erzwungen war, eine Feuerwehr zu gründen und diese einsatzfähig zu halten, kam es oft zu Feuersbrünsten in Theatern und bei dichter Bebauung. Erst ein Gesetz musste erlassen werden, um die Bevölkerung vor den zunehmenden Gefahren durch Brände zu schützen. Und was ist, wenn unsere Demokratie in Gefahr ist – sie gar ausbrennt?

In einem Geburtstagsgruß stand bei den Wünschen folgendes Gedicht: "Auch etwas werben für unsere Demokratie, die gehegt und gepflegt werden muss, wie noch nie. Wenn immer weniger bei Wahlen nicht mitmachen, dann vergeht unserer Demokratie sehr schnell das Lachen.“

Wo hin geht unsere Demokratie, wenn, wie jetzt in Bremen, nur die Hälfte der Wahlberechtigen zur Wahl gehen? Was passiert, wenn sich immer weniger Bürgerinnen und Bürger finden, die ehrenamtlich für die Gemeinderäte kandidieren. Am 11. September 2016 werden in Niedersachsen für fünf Jahre Gemeinde-, Samtgemeinde und Stadträte sowie der Kreistag neu gewählt. Fünf Jahre vorher haben 52,5 Prozent gewählt. Wie viele von den 6,5 Millionen Wählerinnen und Wähler werden ihrer zumindest moralisch-demokratischen Pflicht nachkommen?

Unsere Parteien suchen Kandidaten. Es werden junge Leute und auch einige Ältere angesprochen. Eine Feststellung: Die "Ohne-mich-Krankheit“ nimmt zu. Wer bestimmt dann, wenn immer mehr Wahlberechtigte sich ausklinken, sich nicht mehr mit verantwortlich fühlen, sich dann außerhalb demokratischer Regeln gegen die "Restdemokraten“ zusammentun? Besser ist mitmachen und nach demokratischen Regeln mitbestimmen. Wie gelingt es, uns selbst und möglichst viele andere davon zu überzeugen, sich für seine Gemeinde einzusetzen, zur Wahl zu gehen und auch für die Demokratie zu kandidieren. Wie geht das? Man muss nur wollen. Also, eine Sache des Geistes.

Und da sind wir in der Gegenwart. Wir feiern Pfingsten und der Montag ist ein gesetzlicher Feiertag, - für alle - egal, welcher Religion man angehört. Fragt man im PC nach der Pfingstbedeutung, dann list man unter anderem: "...Die Bedeutung von Pfingsten ist wenig bekannt. Dabei ist es nach Weihnachten und Ostern der höchste Feiertag der christlichen Gemeinden und gilt als Geburtstag der Kirche“. Vom Konfirmanden oder Firmunterricht haben wir noch in Erinnerung, dass die Mannschaft von Christus nach dem Osterfest zusammen saßen und ziemlich rat- und mutlos waren, wie es weitergehen soll. Da kam Christus, machte Mut und sagte "Geht los, hinaus in alle Welt, und verkündet meine Botschaft“. Nach dieser "Mutmache“ gingen alle los und stellten fest, sie wurden von den Menschen verstanden und viel sagten “Die Botschaft finde ich gut, da mache ich mit“.

Warum gelingt es uns, sich politisch Bemühende, so selten, unsere Bürgerinnen und Bürger zum Mitarbeiten an der Gemeinschaft und am Gemeinwohl zu bewegen? Liegt es an unserer Botschaft? An zu wenig eigener Begeisterung? Zu wenig gutes Vorbild …? Von unserem 1. Bundespräsidenten Theodor Heuß stammt die Botschaft: "Wenn die Flut steigt, dann ruft die Menschenpflicht an die Deiche. Wenn die Flut durchbricht, dann reißt sie auch den ohne mich Menschen mit in den Untergang“

Also: Demokratie braucht "Mitmacher“, nicht “Laufen-Lasser“ und wo hin? Da hat jeder die Freiheit sich aus bewährten Angeboten (Parteien, die Bestandteil unsere Demokratie sind) jene Gemeinschaft auszusuchen, die seinem Lebenssinn am nächsten kommt. An einem freien Pfingstmontag könnte man darüber nachdenken. Vielleicht sieht man sich bei einer Andacht. Ein frohes und gesegnetes Pfingstfest, vielleicht auch mit ein paar Demokratie-Zukunfts-Gedanken mit Folgen, wünscht

Dieter Lorenz, Sickter Altbürgermeister


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