Wollte ich in meiner letzten Kolumne meine Schreibfaulheit mit den Ereignissen des Spätsommers und einer sich anschließenden Sprach- und Schreibunfähgkeit meinerseits begründen, warum ich nach längerer Zeit wieder etwas von mir gab, macht es mir das natürlich nicht leicht, mit dem gleichen abgedroschenen Argument nun, erst in der Adventszeit wieder etwas von mir hören zu lassen. Meine energischsten Kritiker mögen sich gefreut haben, dass der alte Klugscheißer Pink nun endlich Ruhe gibt! Jedoch muss ich sie hier enttäuschen. Alte weiße Männer können wie Fußpilz sein: beharrlich und widerstandsfähig. Hinzu kommt eine stark ausgeprägte Unbelehrbarkeit, die man, so glaube ich jedenfalls, sich in jahrzehntelanger Werktätigkeit verdient hat.
Man meint ja immer, schlimmer geht’s nimmer! So, war meine Überzeugung, als der Sommer 2024 von uns ging! Jedoch wird man in der heutigen Zeit fast täglich sehr robust mit einer Steigerung des realen Wahnsinns konfrontiert - auf fast allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen unseres Landes! Man hatte das vermeintliche Ende der Regierungskoalition in Berlin eigentlich schon ad acta gelegt, weil man insgesamt den Eindruck bekommen musste, dass vor allem Christian Lindner und seine FDP – Recken und Reckinnen, trotz täglichen Rosenkriegs mit Olaf und Robert, den Lockungen des Ministergehaltes eindeutig den Vorzug vor gutem Regieren geben. Völlig zu einem unpassenden Termin setzte der Kanzler zur Attacke an! Reichte es nicht, dass am selben Tag der gelbhaarige Donald in Amerika die Wahl gewann, wollte eben unser Olaf, zumindest national noch einen draufsetzen und auch mal im Mittelpunkt stehen.
Keine Sorge, ich werde jetzt nicht über die, meiner Meinung nach schlechteste Regierung, die mir in meinem langen Leben über den Weg gelaufen ist, politisch eine Bilanz ziehen. Lediglich die schillernde „Performance“ der letzten Wochen gibt Anlass zu näherer Betrachtung. Erst mutete man den Menschen dieses Landes in schwieriger Zeit, monatelang ein öffentliches Gezerre zu, das an drittklassige Schauspielkunst im Lichte einer RTL 2 -Seifenoper erinnerte, stritt man dann in unwürdiger Weise vor der ganzen Welt noch darum, wer eigentlich Schuld an dem Dilemma trage. Besonders peinlich die Auftritte von Scholz und Lindner. Dem einen, Scholz, nahm man die Red Bull geladene Rauswurfrede mit Hilfe des Tele-Prompters nicht ab, erschien er einem doch sonst eher wie im Dauerwinterschlaf. Und bei dem anderen, Lindner, waren Zweifel an der tränenreichen Erwiderung angezeigt.
Und damit nicht genug! Trotzig wie ein Primaner, der wieder einmal eine Sechs in einer Klassenarbeit ablieferte, stampfte Olaf Scholz kräftig und ungewohnt verbal auf. Wie der selbsternannte Retter des Universums, aber wenig überzeugend und nun auch noch schlimm arrogant, bemühte er sich überall um den Eindruck, nur er könne bei näherem Hinsehen „der“ Kanzler und Kanzlerkandidat sein! Und er bekam damit auch noch Recht! Hier konnte die anti-autoritäre Führungsarbeit von Esken und Klingbeil nicht überzeugen. Man bleibt hilflos zurück. Fast, aber nur fast, erscheint dann der Literat Dr. Robert Habeck als angenehmer weiterer Bewerber um das Kanzleramt.
Warum nur fast? Weil, wer die Krönungsmesse des Vizekanzlers auf dem Grünen-Parteitag gesehen hat, und die unerträglichen Lobhudeleien der Völkerrechtlerin und Außenministerin Baerbock zur Bewerbung Habecks ertrug, im Anschluss daran mehrere Magenbitter benötigte, um die medial politische Unpässlichkeit zu bekämpfen. Sätze wie, „Der Anspruch auf Führung erwächst nicht aus persönlicher Eitelkeit, sondern aus der Objektivität der Wirklichkeit“, sind nicht geeignet den Otto-Normalwähler zu fesseln, der Tatkraft und umsetzbare Konzepte erwartet, sondern kommen leider nur in einem Stuhlkreis für die Förderung veganer Ernährung und elektroantriebfreies Fahrradfahren an. Da helfen auch keine „Küchentisch – Gespräche“! Also: Wir dürfen uns alle auf einen winterlichen Kurzwahlkampf freuen, der mit Sicherheit noch ein paar Überraschungen bereit hält.
Angst, ja wirklich Angst habe ich um unsere freiheitliche Demokratie, die Art wie wir leben, um die Meinungsfreiheit, um unsere Gesellschaft, dass sich aufgrund dieses „Politschauspiels“ der letzten Wochen und Monate, Wahlergebnisse wie im Osten Deutschlands entwickeln, in denen die fünfte Kolonne des Kriegsverbrechers und Mörders Putin hier in Gesamtdeutschland, die Pseudo-Pazifisten von rechts und links, entscheidenden Einfluss auf unsere Gesellschaft bekommen. Es ist unerträglich, dass nur 35 Jahre nach dem Untergang der DDR-Diktatur und wenige Monate vor dem Jahrestag zur Befreiung von der Naziherrschaft vor 80 Jahren eindeutig rechts- und national-linksextremistische Kräfte scheinbar wieder salonfähig werden! Die Gründe hierfür müssen diskutiert werden, ich erspare mir hier allerdings eine Bewertung, wurde ich doch erst unlängst des „DDR-Bashings“ bezichtigt!
Aber auch die niedersächsische Provinz wartet mit schönen Begebenheiten auf! In Vorbereitung auf die Bundestagswahl wurden schon Kandidaten aufgestellt. Früher Vogel fängt den Wurm, so dachten die Christdemokraten und kamen schon Anfang September mit Kandidaten, einem Kandidaten, um die Ecke! Trotz eines mehrstufigen Verfahrens wurde immer nur ein Name genannt. Professor Reza Asghari. Als ob es keine Mitbewerber gab! Oh doch, sie gab es und sie sind dem Schreiberling dieser Zeilen bekannt. Nur dem geneigten Publikum will man die Namen nicht nennen. Komisch, wie ich finde.
Nichts gegen den Kandidaten Professor Asghari, ist er doch ein absolut honoriger Mensch mit einer wirklich beeindruckenden Lebensleistung! Schön die Personalbeschreibung in einer Tageszeitung: „Vom Kommunisten zum CDU-Politiker: Wolfenbütteler will in den Bundestag“. Ob er tatsächlich ein Wolfenbütteler ist, könnte Zweifel hervorrufen, aber egal! Auch ein Signal für einen dringend erforderlichen Aufbruch und politischen Neuanfang dieser CDU hier vor Ort, deren jahrelanges Markenzeichen Wahlniederlagen auf fast allen Ebenen waren, stellt diese Nominierung mit Sicherheit nicht dar. Die vielgepriesene Talentschmiede der CDU hatte wohl in diesen Tagen geschlossen! Scheinbar hat man sich an verlorene Wahlen gewöhnt! Wer hat da wohl wieder die Uhr zurückgedreht?
Im Hochsommer durften wir in verschiedenen Presseorganen lesen, dass die Deutsche Umwelthilfe unsere schöne Heimatstadt im Rahmen eines Rankings, als viel zu grau und wenig grün und furchtbar versiegelt einstufte. Es folgte die unvergessliche Diskussion um die „Betonwüste Schlossplatz“, die im Hochsommer nur mit ausreichend Trinkwasser überquert werden sollte. Übrigens: Wo jetzt der Weihnachtsmarkt dort aufgebaut ist und sich großartig in das vorhandene Quartier einschmiegt, sind die Kritiker verstummt. Mal sehen, was so nach dem Glühwein-Kater folgt.
Zurück zum Thema! Nach dem Umwelt-Desaster der Deutschen Umwelthilfe, die im Übrigen nicht immer unumstritten agiert, folgte die ökologische Rolle rückwärts: Wolfenbüttel erhält das Label „StadtGrün naturnah“ in Silber! Absurdistan lässt grüßen. Öko-Enthusiasten, Hobbywissenschaftler und Ratsmitglieder der Fraktion ‚Bündnis `90/ Die Grünen werden mir das sicher umständlich erklären können, ich bitte jedoch herzlich, davon Abstand zu nehmen. Nur eines zeigt dieser mediale Meinungsirrgarten: Wie soll man mit solchen scheinbaren Widersprüchlichkeiten noch sachlich umgehen?
Was dem geneigten Leser örtlicher Medien wie eine Klette an der Joppe hängt, war wohl in Ermangelung nahrhafter Themen, das gern gespielte Thema „Wohin mit all den Denkmälern“! Als ob es nichts anderes kommunalpolitisch zu diskutieren gab, quälte man in fast allen Medien monatelang mit der Frage der Rückholung der Kanonen von der Feuerwehrwache zurück zum Schlossplatz. Es folgte die verschwörerische Frage vom geheim eingelagerten Wolf des Bildhauers Schmidt-Bochum, der meiner Meinung nach eher einem Spitz-Fuchs-Mischling ähnelt, bis zur alles entscheidenden Frage, wohin mit dem rostigen Apfel und dem Ehrenmal zum Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871! Nicht, dass man mich falsch versteht! Ich bin sehr dafür, dass diese „Kunstwerke“ wieder ihren Platz in der Mitte der Stadt finden. Sie sind Stadtgeschichte! Selbstverständlich auch das Ehrenmal für die Gefallenen des Deutsch – Französischen Krieges, gehört es doch auch zu unserer nationalen Geschichte! Aber, muss es so kompliziert sein?
Fach- und Expertenkommissionen, wahrscheinlich „Runde Tische“ müssen nach umfangreichen Recherchen und Workshops Entscheidungshilfe formulieren? Natürlich eine Bürgerbeteiligung muss unbedingt vor der Aufstellung des Kriegerdenkmals initiiert werden und was weiß ich nicht noch! Wir haben doch einen gewählten Rat mit kompetenten Mitgliedern. Warum immer wieder Entscheidungen auf andere verlagern? Entscheidet doch, verehrte Mandatsträger! Und noch etwas: Man kann das Instrument der Bürgerbeteiligung auch durch permanenten Einsatz zu allen möglichen Themen Stück für Stück entwerten!
Zu guter Letzt: Der Weihnachtsmarkt! Eine, nein DIE Institution in Wolfenbüttel zum Ende eines Jahres! Ich kenne das Ganze noch mit ein paar langweiligen kleinen Buden in den 60er/70er Jahren auf dem Stadtmarkt. Das Spannendste daran waren damals die Bratwurstbuden! Wie hat sich das alles doch großartig entwickelt, über die vergangenen 20 bis 30 Jahre. Ich finde, egal wo er aufgebaut wird, auf dem Stadtmarkt oder dem Schlossplatz, ist er ein echter Hingucker mit vielfältigen und schönen Angeboten. Unser Weihnachtsmarkt wird für einen knappen Monat die Kommunikationszentrale der Stadt, in der Geschichten, Geschichtchen und Eventualitäten erzählt und diskutiert werden. Ein Ort an dem die Menschen zusammenkommen! Ich denke, ein Anlass, den vielen fleißigen Organisatorinnen und Organisatoren, Helfern und Marktbeschickern einmal zu danken, die dieses Ereignis möglich machen. Ein Ereignis was gerade in dieser Zeit ganz, ganz wichtig ist.
Es wird ein traditionelles Programm……….haaalt!!! Fast traditionelles Programm angeboten, wäre ich nicht über folgende Verlautbarung im Wolfenbütteler Sonntagsblatt auf Seite 9 gestolpert: „1. Wolfenbütteler Weihnachtsfeier“ …. und nun schön festhalten – „powered by Bormann“! Oh my God, stöhnt der denglisch infizierte Zeitgenosse auf! Und weiter, „Am Freitag, 29. November verwandelt sich der Weihnachtsmarkt auf dem Schlossplatz in die größte Weihnachtsfeier der Stadt“! Es werden meiner Meinung nach, für einen Weihnachtsmarkt unpassende „Lustbarkeiten“ angeboten, die dort nun wirklich…“damned“… nichts zu suchen haben! Natürlich sollte jeder seine „Happiness“ finden, aber ob stündliche Gewinnchancen beim großen Hyundai Quiz und eine Bormann Fotobox, bei stimmungsvollem Sound eines DJ und Spiel und Spaß „for everybody“ die passende Einstimmung auf den 1. Advent ist, stellt sich nicht nur mir als drängende Frage! Der Weihnachtsmarkt als Ersatz für die „Automobilen Welten“ oder etwa die ultimative Kampfansage an den Ballermann? Es ist ja wirklich nicht weiter schlimm, wenn der „Producer“ dieser „Events“ (simply the best - Beachparty und Kartoffelfest) das „Battle“ um den „Party-Prinz von Wolfenbüttel – Award“ gewinnen möchte, aber dann bitte auf der eigenen „Location“ und nicht im „Public space“! Santa Claus und Knecht Ruprecht sind „not amused“!
Wenn schon, denn schon hätte ich mir deshalb als Traditionalist und ehemaliger Dienstvorgesetzter ein Comeback, der in den Zwangsruhestand versetzten Wolfenbütteler Weihnachtsschrecks Wölfchen und Büttelchen gewünscht! Man hätte gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe erwischen können, wenn man zum Beispiel in die lustigen (manche sagen angsteinflößenden) Gesellen Mitarbeiter eines Security-Dienstes gesteckte hätte! Sicherheit und Adventsstimmung in einem Paket! Da ist wohl noch keiner draufgekommen?
Also, bis demnächst und eine wunderschöne und entspannte Adventszeit wünscht Ihnen
Thomas Pink
Pi(n)kant ist die Kolumne von Wolfenbüttels Bürgermeister a.D. Thomas Pink auf regionalHeute.de. Sie erscheint in unregelmäßigen Abständen und gibt allein die Meinung des Autors wieder. Lesen Sie auch die Overtüre "Pi(n)kant: Spezialitäten unserer Zeit" sowie die zuletzt erschienene Pi(n)kant-Kolumne "Pi(n)kant: Neuer Besen im Rathaus und ein Menschenkicker für den Schlossplatz".
Pi(n)kant: Ein rostiger Apfel und der Party-Prinz von Wolfenbüttel
In seiner aktuellen Kolumne streift Bürgermeister a.D. Thomas Pink wieder mit Biss durch die Ereignisse der jüngsten Stadtgeschichte.
von Thomas Pink
Bürgermeister a.D. Thomas Pink hat wieder einige Beobachtungen gemacht, über die er in seiner aktuellen Kolumne schreibt. | Foto: Werner Heise (Archiv)