Psychische Belastung zu hoch - KiTa in Wolfenbüttel muss schließen

Die Stadt Wolfenbüttel hat einen Hilferuf erhalten. Erzieherinnen und Erzieher sind mit ihren Kräften am Limit.

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Seit Oktober gibt es in der KiTa Varieta einen sehr hohen Krankenstand bei den Erzieherinnen und Erziehern.
Seit Oktober gibt es in der KiTa Varieta einen sehr hohen Krankenstand bei den Erzieherinnen und Erziehern. | Foto: Werner Heise

Wolfenbüttel. Die Situation in Wolfenbüttels Krippen und Kindertagesstätten ist der Coronapandemie geschuldet, angespannt. Besonders betroffen ist die städtische KiTa Varieta nahe der Salzdahlumer Straße, die in der kommenden Woche für fünf Tage schließen wird. Das Personal ist "mit seinen physischen und psychischen Kräften am Limit", wie es die Leiterin der KiTa in einem Schreiben an die Eltern formuliert. Während der Schließungszeit wird es kein Alternativangebot an Betreuungsplätzen geben.


Seit Oktober gibt es in der KiTa Varieta einen sehr hohen Krankenstand bei den Erzieherinnen und Erziehern. Von insgesamt 29 pädagogischen Kräften sei zwar abwechselnd, aber stets, eine zweistellige Anzahl krank. Das berichtet der zuständige Dezernent für Jugend-, Schul- und Ordnungsverwaltung bei der Stadt Wolfenbüttel, Thorsten Drahn, in einem Pressegespräch.

Stetige Angst vor dem Coronavirus


Zwar habe man die Betreuung in den letzten Monaten mit diversen Einschränkungen aufrechterhalten können, doch der physische und psychische Druck beim Personal sei seitdem ins Unerträgliche gestiegen. Anders als in anderen Bereichen, wo man auf Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus achten könne, sei dies in einer KiTa nur schwer, bis gar nicht möglich. Drahn verdeutlicht hier, dass Kinder und Personal in der erzieherischen Betreuung den Kontakt und auch eine freie Sicht auf Mimik und Gestik zueinander brauchen. Immer dabei sei die Angst in den Köpfen, aber auch die gegenwärtige Realität, sich mit dem Coronavirus zu infizieren.

Am Donnerstag habe die Stadt Wolfenbüttel jetzt einen Hilferuf des KiTa Varieta Personals erhalten. Bei einem sofortigen Besuch vor Ort sei Drahn dann auf 14 noch im Dienst befindliche und sichtbar emotional belastete Mitarbeiter gestoßen. "Am liebsten hätte ich die KiTa sofort zugemacht", erzählt er und berichtet vom starken Willen der Erzieherinnen und Erzieher, das noch Mögliche möglich zu machen und die Eltern und Kinder nicht sofort vor vollendete Tatsachen zu stellen.

"Wir wollen den Knoten zerschlagen"


Jetzt möchte man mit einer Auszeit der Betreuung von fünf Tagen ein neues "Fundament" für die Mitarbeiter schaffen und versuchen aus der Spirale der Ereignisse auszubrechen. Dabei handelt es sich jedoch nicht etwa um einen Sonderurlaub, sondern um Maßnahmen der Gesundheitsförderung, die man unter medizinisch fachlicher Begleitung in dieser Zeit erarbeiten möchte. "Wir wollen den Knoten zerschlagen, dass es weiter geht", erklärt Thorsten Drahn, der ansonsten sowohl eine weitere Gefährdung der Gesundheit der Mitarbeiter, als auch eine daraus resultierende Kindeswohlgefährdung nicht ausschließen könne.

Für die Eltern der insgesamt 136 betreuten Varieta-Kinder heißt das jetzt Alternativen finden. Eine Reserve in anderen Kindertagesstätten der Stadt Wolfenbüttel gebe es nicht. "Ich kann Leistung, die gesetzlich verankert ist, momentan nicht anbieten", ist sich der zuständige Dezernent bewusst und verweist auf die Tatsache der höheren Gewalt, eines Notstandes. "Ich habe keine Lösung für die Eltern", bedauert er bei allem Verständnis und hofft auf die Solidarisierung der Eltern mit dem Personal. "In dieser Pandemie gibt es keine Nicht-Betroffenen."

Dass es nach der Woche Schließzeit und den in dieser Zeit durchgeführten Maßnahmen wieder bergauf geht, das ist die Hoffnung der Stadt Wolfenbüttel. Drahn glaubt, dass man mit dem Wechsel aus den Herbst/Winter-Monaten jetzt in eine bessere Phase kommt. Dies sei auch seine Wahrnehmung aus den anderen 14 Kindertagesstätten in städtischer Trägerschaft. Hier sehe man - anders als bei der KiTa Varieta - bereits wieder "Licht am Ende des Tunnels."


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