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„Qualitative Kinderbetreuung ist die effektivste Gleichstellungspolitik“

CDU-Kandidatin Kerstin Glier hat das Thema Kinderbetreuung im Blick

Kerstin Glier will für die CDU das Thema Kinderbetreuung voranbringen.
Kerstin Glier will für die CDU das Thema Kinderbetreuung voranbringen. | Foto: CDU

Sie wollen für die CDU das Thema Kinderbetreuung im kommenden Stadtrat voranbringen, warum?

„Als gelernte Erzieherin und Leiterin eines Kinder- und Familienzentrums erlebe ich jeden Tag, wie sehr das Thema die Eltern umtreibt. Frauenquoten in DAX-Vorständen sind sicherlich wichtig, aber die Berufstätigkeit von Frauen hängt in der Breite der Bevölkerung von der Kinderbetreuung ab.“

Und das ist bisher nicht gegeben?

„Wir sind im kommunalen Vergleich eigentlich gut aufgestellt, aber die fundierte Kinderbetreuung von 1 bis 6 Jahren muss ausgebaut werden. Wir haben noch immer zu viele Kinder auf Wartelisten. Bei der Vergabe der Plätze werden Familien bevorzugt, die bereits im Berufsleben stehen. Aber eine Stelle kann man eben nur annehmen, wenn man die Kinderbetreuung geregelt hat. Das frustriert natürlich. Qualitative Kinderbetreuung ist die effektivste Gleichstellungspolitik.“

Werden die neuen Kitas am Bahnhof und Södeweg den Bedarf decken?

„Wahrscheinlich nicht. Neben den Gebäuden braucht es natürlich qualifiziertes Personal. Wir müssen uns bewusst als Arbeitgeber gut aufstellen, um in der Region im Wettbewerb um Erzieherinnen und Erzieher zu bestehen. Es gibt einen knallharten Wettbewerb um Personal und da muss Wolfenbüttel offensiver auftreten. Das mag hart klingen, aber nur so wird man kurz- und mittelfristig den Personalbedarf decken können.“

Ist das auch die Problematik bei den offenen Ganztagsschulen?

„Das ist ein Aspekt, hat aber auch viel mit den Arbeitsverträgen zu tun. Dadurch, dass nur Nachmittagsbetreuung angeboten werden soll, sprechen wir in der Regel von 27 Stunden-Verträgen. Das ist als Hauptberuf nicht attraktiv.“

Wie soll dann ab voraussichtlich 2026 die Ganztagsbetreuung der Grundschuldkinder laufen?

„Am sichersten ist es, wenn wir schon jetzt langfristig planen mit dem Ziel, 2026 ein Angebot vorhalten zu können. Dazu muss man allerspätestens zwei Jahre vorher den Bedarf solide ermitteln. Man kennt als Kommune ja die Geburtenzahlen und kann den Zuzug abschätzen. Das Land Niedersachen erschwert leider die Planungen.“

Warum das?

„Wegen der Kann-Regelung. Im Schulgesetz sind alle Kinder mit Gebutsdatum vom 1. Juli bis 30. September optional einschulbar. Und Eltern haben die Möglichkeit, sich bis zum 1. Mai eines Jahres zu diesem Schritt zu entscheiden. Wenn mehr Eltern als erwartet sich gegen eine Einschulung entscheiden, dann fehlen diese Kita-Plätze. Keine Kommune kann so kurzfristig auf diesen entstehenden Bedarf reagieren. Es wäre wichtig, wenn die Bürgermeister in Hannover mal robuster auftreten würden, da das Kultusministerium wenig Einsicht zeigt und die Planung in den Kommunen verkompliziert.“

Aber ist Kleinkindbetreuung nicht immer ein Streitthema?

„Ja schon, aber eben weil es so wichtig ist. Kinder sollen nicht nur verwahrt werden, während die Eltern arbeiten. Es geht um frühkindliche Bildung und vor allem soziale Bindung. Ein Kind wird sich nur gut entwickeln, wenn es Bezugserzieherinnen hat, zu denen es eine Vertrauensverhältnis aufbauen kann.“

Ist das nicht ein Widerspruch zwischen Betreuungsangebot und Betreuungsqualität. 'Besser einen Kitaplatz mit Abstrichen als keinen Kitaplatz' könnte man doch sagen, oder nicht?

„Das ist kurzfristig gedacht, weil diese Abstriche dann schnell zum Standard werden würden. Was wir als Gesellschaft bei der frühkindlichen Bildung sparen, zahlen wir später doppelt und dreifach drauf. Kinder sind der einzige Rohstoff, den Deutschland hat, und sie sind auch - das sage ich als Mutter und nicht als Politikerin - das Wertvollste auf der Welt.“