Wolfenbüttel. Der Rettungsdienst Wolfenbüttel hat mit den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen. Nicht nur, dass es coronabedingt zu Ausfällen in den eigenen Reihen kommt. Ein erhöhtes Einsatzaufkommen belastet die Kräfte zusätzlich, wie Björn Försterling, Geschäftsführer des DRK Rettungsdienst Wolfenbüttel, gegenüber regionalHeute.de erklärt.
"Insgesamt haben wir in unserem Einsatzgebiet - Landkreis Wolfenbüttel mit Ausnahme der Samtgemeinde Baddeckenstedt - in 2021 ein erhöhtes Einsatzaufkommen im Vergleich zu 2020 festzustellen. In Summe haben wir bei den Notfalleinsätzen und dem qualifiziertem Krankentransport ein Plus von 2.012 Einsätzen, ein Zuwachs von mehr als 10 Prozent", so Försterling. Knapp ein Drittel des Zuwachses würden dabei auf die Notfalleinsätze und zwei Drittel auf den qualifizierten Krankentransport entfallen. In 2021 gab es 9.584 Notfalleinsätze und 9.402 Fahrten im qualifizierten Krankentransport.
Mehr Einsätze durch Corona?
Die Mehr-Einsätze seien nur indirekt eine Corona-Folge. In 2020 habe es zu Beginn der Corona-Pandemie eine deutliche Absenkung im Bereich des qualifizierten Krankentransports gegeben. Der Grund hierfür sei, dass mit der Pandemie auch die Arztbesuche deutlich abgenommen hätten. "Das hat sich im Laufe des Jahres 2020 aber erholt", sagt er. Eine eindeutige Erklärung für den Zuwachs an Einsätzen im vergangenen Jahr habe man also nicht.
Aber man habe auf das erhöhte Einsatzaufkommen entsprechend reagiert und im letzten Quartal des Jahres einen zusätzlichen Krankentransportwagen in Dienst gestellt. Das habe dazu geführt hat, dass deutlich mehr Fahrten im Landkreis übernommen werden konnten und die Einsätze von Rettungsdiensten aus benachbarten Gebietskörperschaften zurückgegangen sind.
Belastung für Mitarbeiter steigt
Für die Rettungsdienstmitarbeiter bedeutet das, dass die Arbeitsbelastung und -verdichtung deutlich zugenommen habe und es deutlich weniger Ruhezeiten zwischen den Einsätzen gebe. "Die Schichten dauern meist 12 oder 24 Stunden auf den Wachen Schöppenstedt und Heiningen. Hinzu kommt natürlich auch hier wieder Corona, Fahren mit Maske, Eigenschutz gegenüber den Patienten, immer die Gefahr sich infizieren zu können. Das bedeutet eine sehr hohe Belastung, die leider bisher noch nicht anerkannt worden ist. Die Kostenträger (Krankenkassen) haben seit Monaten nicht auf meinen Wunsch reagiert, den Mitarbeitern eine Corona-Prämie auszahlen zu können. Hier müssen die Kostenträger das Einverständnis geben, damit eine Kostenerstattung stattfinden kann", kritisiert Försterling.
Krankenkassen geben Budget vor
"Die Finanzierung des Rettungsdienstes läuft nämlich über die Krankenkassen", erklärt Björn Försterling weiter. In der Regel werde vor Beginn eines Jahres ein Budget vereinbart zwischen dem Landkreis und den Krankenkassen. Das DRK bekommt einen Teil dieses Budgets für Personal, Material und Verwaltungskosten zugewiesen. "Damit müssen wir haushalten. Geben wir mehr aus geht das zu unseren Lasten, bleibt etwas übrig, so verbleibt das im DRK, da wir ja gemeinnützig sind. Geld verdienen kann man mit dem Rettungsdienst also nicht wirklich." Auch von dem höheren Fahrtenaufkommen profitiere das DRK nicht. Ein höheres Fahrtenaufkommen führe in der Regel dazu, dass die Einsatzentgelte - ein Krankenwagen kostet 177,90 Euro und Rettungswagen 466,25 Euro - das zwischen dem Landkreis und den Krankenkassen vereinbarten Budget übersteigen. Der übersteigende Betrag werde fortgeschrieben und mindere das Budget des Folgejahres, sodass die Krankenkassen dann pro Einsatz im Folgejahr weniger bezahlen.
"Ein erhöhtes Fahrtenaufkommen spiegelt sich für uns nur dann auch finanziell wider, wenn der Bedarfsplan angepasst wird, also die Rettungsmittelvorhaltestunden erhöht werden, weil dann auch der Verwaltungskostenanteil im Budget steigt. Zugleich brauchen wir dann aber natürlich auch mehr Personal und mehr Material, was den Aufwand in der Personalabteilung und der Buchhaltung erhöht und genau dafür ist dann der höhere Verwaltungskostenanteil gedacht. Unser Wunsch wäre, dass die Krankenkassen ein Einsehen haben und gemeinsam mit dem Landkreis Wolfenbüttel entscheiden, dass unsere Mitarbeiter von den Mehr-Einnahmen dadurch profitieren, dass wir noch eine Corona-Prämie zahlen können", schließt Försterling.
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