Scharfe Angriffe bei der Landesdelegiertenkonferenz – GEW rechnet mit Landesregierung ab


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[image=5e1764b6785549ede64ccb18]Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fällt ein vernichtendes Urteil über die Bildungspolitik der Landesregierung. Die Regierung vertrödele notwendige Entscheidungen und halte an ihren angestaubten ideologischen Leitbildern fest. Eltern und Kommunalpolitiker jeglicher politischer Couleur erwarteten dringend einen Kurswechsel. Bei der Eröffnung der Landesdelegiertenkonferenz der GEW in Celle wurde bei einer Podiumsdiskussion deutlich, dass die Bildungsgewerkschaft bei ihren Forderungen an die Bildungspolitik Zustimmung findet und dass die Regierung stärker denn je isoliert ist.

„In der frühkindlichen Bildung lässt sie die jungen Familien im Stich. Das selbst gesteckte Ziel, bis 2013 landesweit für 35 Prozent der Kleinen einen Platz anzubieten, kann bei Fortsetzung der trödeligen Politik nicht erreicht werden“, urteilt Renate Frauendorf, GEW-Expertin für Sozialpädagogik. Beim Thema Inklusion habe die Regierung erst jahrelang geschlafen, jetzt wolle die CDU-Fraktion den Rechtsanspruch der Kinder mit handicaps auf den Besuch einer allgemeinen Schule in der Nachbarschaft aus wahltaktischen Gründen weiter verschieben. Weder eine pädagogische Konzeption noch einen Plan für angemessene Personalausstattung habe die Regierung vorgelegt, kritisiert der GEW-Landesvorsitzende Eberhard Brandt und verweist auf die Vorschläge für eine moderne inklusive Ganztagsgrundschule, die die GEW mit anderen Bildungsorganisationen jüngst vorgelegt hat.[image=5e1764b6785549ede64ccb19]

Die Regierung verschließe weiter die Augen vor den Anforderungen des demografischen Wandels und der höheren Bildungserwartungen der Eltern. Das Umschrauben der Türschilder bei den Haupt- und Realschulen habe kein Problem gelöst. Die Nachfrage der Eltern an Gesamtschulen steige in Städten wie im ländlichen Raum. „Niemand kann verstehen, dass die IGS diskriminiert wird – durch die Restriktionen bei der Gründung und in ihren pädagogischen Konzepten.“

Auch in der Berufsbildung verharre die Regierung im Dämmerschlaf. „Es ist ein Skandal, dass immer noch nicht für alle Jugendlichen ein Ausbildungsplatz zur Verfügung steht!“ kritisiert Ulla Holterhus, die Berufsbildungsexpertin der GEW. „Wir haben ein innovatives Konzept vorgelegt, mit dem für jeden Schulabgänger ein Ausbildungsplatz garantiert werden kann.“

Getoppt werde alles durch die Unfähigkeit der Regierung, ein rechtssicheres und pädagogisch sinnvolles Ganztagskonzept zu realisieren. Im Foyer der Celler Union betreiben die externen Ganztagskräfte, die erfolgreich gegen die rechtswidrigen Honorarverträge und gegen ihre Entlassung geklagt haben, einen Informationsstand.

Die Bildungsgewerkschaft berät, wie sie die notwendige Entlastung der Beschäftigten in den Bildungseinrichtungen durchsetzen kann. Bisher sei das Versprechen von Wulff und McAllister nicht eingelöst, dass bei rückgängigen Schülerzahlen die Überlastung wieder abgebaut werden soll. Weitere Themen sind die Reform der Lehrerbildung und die Situation an den Hochschulen und Universitäten.

[image=5e1764b6785549ede64ccb1a]Kultusminister Dr. Bernd Althusmann diskutierte in einer Podiumsdiskussion mit Vertretern der Gewerkschaft. Brandt forderte auf der Landesdelegiertenkonferenz, dass Minigrundschulen, die unter zwei Zügen arbeiten, geschlossen werden sollen. Von gut 1700 Grundschulen in Niedersachsen gäbe es rund 600 so genannte Minigrundschulen. Auch Celle wäre davon betroffen: Die größte Schule käme künftig auf nur zwei Züge.
Neben Celle sehen Experten auch Probleme u.a. in Sülze, Eversen, Hohne, Adelheidsdorf und Eldingen zukommen. Der GEW hält Schulwege von bis zu 15 Kilometern für zumutbar. Eine staatliche Verordnung wolle Brandt nicht.

Beim Thema Inklusion seien zwei Züge die Mindestvoraussetzung, damit eine Grundschule existieren könne. Landeselternrates Pascal Zimmer unterstützte die Forderung und auch, dass nach drei Jahren Diskussion das Reden ein Ende haben müsse und die Inklusion endlich starten müsse.
Zweifel. „Mit dieser Debatte darf man die Politik in Hannover nicht alleine stehen lassen“, so der Minister.

Althusmann hatte zuvor beim ersten Ganztagskongress in Niedersachsen die Bedeutung der Ganztagsschulen hervorgehoben: „Die Zahl der Ganztagsschulen ist in Niedersachsen seit 2003 sprunghaft angestiegen: Über 1300 der rund 3000 öffentlichen allgemein bildenden Schulen sind heute Ganztagsschulen, mehr als jede dritte Schule in Niedersachsen hält ganztägige Angebote vor. Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung, auf der wir uns aber nicht ausruhen wollen.“[image=5e1764b6785549ede64ccb1b]

Es bleibt demnach ein wichtiges Ziel der Landesregierung, den flächendeckenden Ausbau der Ganztagsangebote zu fördern. Althusmann: „Hier war die Einführung der Oberschule als teilgebundene Ganztagsschule ebenfalls ein wichtiger Schritt.“

Vieles spreche für den Ausbau von Ganztagsschulen: Die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen, aber auch die Ergebnisse internationaler Studien und die gestiegenen Anforderungen und Erwartungen an Schule und Bildung.

Althusmann: „Der Wunsch von immer mehr Eltern nach verlässlicher Betreuung in Verbindung mit qualitativ hochwertigen Bildungsangeboten und Anregungen zu sinnvoller Freizeitgestaltung lässt vor allem im Grundschulbereich die Nachfrage nach ganztägigen Bildungsangeboten in vielen Regionen Niedersachsens stetig steigen. Das „Mehr“ an Zeit in der Schule eröffnet jedoch vor allem Raum für eine veränderte Lernkultur, die selbstgesteuertes Lernen anregt und damit die Möglichkeit schafft, alle Kinder und Jugendlichen individuell in ihrer Gesamtpersönlichkeit zu fördern.“

Der erste Kongress für Ganztagsschulen in Niedersachsen entstand in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), dem Institut für Schulentwicklungsforschung (IfS) der TU Dortmund und der Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Niedersachsen. Der Kongress bot Bildungsinteressierten die Möglichkeit, sich über Forschungsergebnisse und Beispiele guter Praxis zu informieren.


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