Fümmelse: Schiedsrichter Paul Seifert pfiff sein letztes Spiel - „Mir graut es vor dem Abschied“




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Mit sportlichem Schritt überquert Paul Seifert den Platz, kontrolliert die Tornetze und schließlich in den Mannschaftskabinen die Spielerpässe. Anschließend hat er noch zwei Minuten für sich allein in der Schiedsrichterkabine, ein langjähriges Ritual, bevor es raus auf dem Platz geht – Samstag zum letzten Mal.


Bewegt und gerührt begrüßt er am Nachmittag auf dem Sportplatz des SV Fümmelse die ersten Herrenmannschaften des SV und der SG Dorstadt-Ohrum-Bornum. Bevor Paul Seifert sein letztes offizielles Fußballspiel anpfeift, gibt es ehrende Worte von Fußballobmann Winfried Hoffmann, der Seifert einen Ehrenteller vom SV Fümmelse überreicht. Seifert seinerseits hat einen Pokal dabei. Den überreicht er an den Trainer der frisch gebackenen Meistermannschaft des SV Fümmelse, Lars Eichholz.

Seit rund 30 Jahren ist Paul Seifert Schiedsrichter mit Leib und Seele. Sein letzter Spieltag ist für ihn ein schwerer Gang, das sagt er selbst, dreht sich sein Leben doch seit nunmehr 55 Jahren rund um das Leder. „Mein Stiefvater war damals fußballverrückt“, erinnert sich Seifert, der bereits mit zehn Jahren bei seinem Heimatverein in Hedeper Fußball spielte. Später war er Betreuer, Trainerassistent und baute schließlich mit der SG Achim/Börßum III seine eigene Mannschaft auf. „Meine Mannschaft ist mir ans Herz gewachsen“, verrät Seifert. Als er 1986 schwer erkrankte, stand ihm das Team der SG Achim/Börßum III zur Seite und auch zu seinem 60. Geburtstag schneiten die Spieler ganz unverhofft herein und gratulierten. „Das alles hat mich sehr mit der Mannschaft verbunden“, sagt er gerührt.

Im gesamten Kreis Wolfenbüttel und darüber hinaus hat sich Paul Seifert als konsequenter, neutraler und fairer Schiedsrichter einen Namen gemacht. In 30 Jahren hat er nicht mal zehn rote Karten verteilt. „Ich gehe mit Worten auf die Spieler ein und schlage auch mal einen ersten Ton an, aber dann ist die Sache wieder in Ordnung“, beschreibt er seine Arbeit. Bei den Spielern erfreut sich der souveräne Schiedsrichter großer Beliebtheit. „Die Teams haben gern unter meiner Leitung gespiel“, weiß er.

Zu den Highlights seiner Schiedsrichterkarriere zählt er die Leitung eines Spiel der Eintracht Braunschweig nach ihrem Aufstieg in die zweite Bundesliga, ein Spiel der Eintracht in Kappeln an der Schlei, ein großes Wohltätigkeitsturnier in Soltau, die Niedersachsen-Meisterschaft der Senioren in 2011 und natürlich den Oldie-Cup 1992 mit Werder Bremen, Hannover 96, Carl-Zeiss-Jena und der damaligen DDR-Nationalmannschaft. Das und viele mehr sind Erinnerungen, an die Paul Seifert gern zurückdenkt.

„Mir graut vor dem Abschied“, sagt der erfahrene Schiri wehmütig. Aber nach dem Zwischenfall beim Schladener Samtgemeinde-Cup im vergangenen Jahr, bei dem er nach einem der Spiele von einem Zuschauer angegangen wurde, hört er definitiv auf. So etwas habe er in all den Jahren nie erlebt, ein Ereignis, das tief sitzt. „Das geht mir einfach nicht aus dem Kopf“, sagt er bedrückt.

Jetzt gönnt sich Seifert ein halbes Jahr Auszeit. Aber dann besucht er wieder Schiedsrichterlehrgänge und möchte Jungschiedsrichter bei ihren ersten Einsätzen begleiten. „Dem Schiedsrichterverband bleibe ich treu. Ohne geht’s nicht“, versichert er.
Seine Frau Waltraud steht ihm seit mehr als 44 Jahren zur Seite und hält ihm den Rücken frei. Sie habe ihn immer unterstützt und sei eine gute Beobachterin am Spielfeldrand gewesen. „Ohne meine Frau hätte ich das nicht geschafft. Ich ziehe den Hut vor ihr“, bedankt er sich.

Sein Abschiedsspiel findet am 30. Juni bei seinem Heimatverein in Hedeper statt, wo alles begann. Dann pfeift er die Begegnung des SV Schladen gegen den SV Kissenbrück.


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