Seinstedt: Landkreis soll Vorhaben eines Bioenergiedorfes unterstützen - Strom und Wärme aus Biomasse soll ein ganzes Dorf versorgen

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| Foto: Werner Heise



Im vergangenen Jahr schrieb der Landkreis Wolfenbüttel einen Wettbewerb zur Förderung von Machbarkeitsstudien zur Entwicklung von Bioenergiedörfern, sowie deren  Begleit- und Kommunikationsprozessen aus. Die Orte Dettum, Ohrum, Schliestedt und Seinstedt  haben sich für diesen Wettbewerb beworben.

Der Kreistag beschloss in seiner Sitzung am 17.12.2012 , den Ort Schliestedt zu unterstützen. Auch die Orte Dettum, Ohrum und Seinstedt sollten laut Beschluss durch einen Begleit- und Komumunikationsprozess seitens des IBR, Göttinger Institutes für Bioenergie und Regionalentwicklung e. V., unterstützt werden. Der Begleitprozess mit den Orten Ohrum und Seinstedt fand im ersten Quartal 2013 statt. Dettum schied freiwillig aus der zweiten Wettbewerbsphase aus.

Während des Begleitprozesses konnten die beiden Ortschaften ihre Pläne und Vorstellungen konkretisieren und dokumentierten die Anschlussbereitschaft der Bevölkerung an ein potentielles Nahwärmenetz durch Unterschriftenlisten. Die Auswahlkommission tagte am 10.04.2013, um die Projekte der Ortschaften zu begutachten und ihre Auswahl zu treffen. Nach der Vorstellung der Projektideen beider Orte, bei der auch die Eindrücke aus dem Begleitprozess des IBR  vorgestellt und ausgewertet wurden, erfolgte eine Bewertung und der Austausch der Kommissionsmitglieder über die Ideen und Konzepte der Bewerberdörfer.

Die Kommission sprach sich einstimmig für eine weitere Förderung des Ortes Seinstedt aus, da hier die Umsetzung weiterer Schritte zu einem Bioenergiedorf am erfolgversprechendsten. In der Stellungnahme des IBR zu den Bewerbungen und der Entscheidung zu Gunsten Seinstedts heißt es:
Im gesamten Ort soll ein Wärmenetz (möglichst im Verbund mit einem Glasfaserkabel für Internetnutzung) verlegt werden, welches aus einem großen Jahreszeiten-Solarthermie-Wärmespeicher sowie zusätzlich einem Heizwerk auf Basis von Stroh und/oder Holz betrieben werden soll. Die Ressourcen scheinen regional vorhanden zu sein, auch Kurzumtriebsplantagen werden von dem Initiatorenteam, zu dem ein Landwirt gehört, in Erwägung gezogen. Zu dem Standort für die Solarthermiekollektoren sowie den Wärmespeicher liegt ein überzeugendes Konzept vor.

Weiter heißt es in der Stellungnahme
...sollten zusätzliche Mittel vorhanden sein und aus Ohrum noch überzeugende Argumente zu den genannten offenen Fragen nachgeliefert werden, könnte auch eine Förderung für Ohrum in Betracht gezogen werden...

Seinstedt soll nun mit einer Fördersumme in Höhe von 15.000 Euro unterstützt werden. Die Fördermittel sollen für die Umsetzung einer Machbarkeitsstudie zur Entwicklung eines Bioenergiedorfs verwendet werden. Seinstedt wird dann durch einen Begleit- und Kommunikationsprozess vom Göttinger Institut für Bioenergie und Regionalentwicklung  e. V. unterstützt. Das IBR wird beim notwendigen Prozess, zum Beispiel bei der Bildung von Arbeitsgruppen und der Bürgerinformation beratend zur Seite stehen. Der Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft, Bauen und Klima befürwortete in seiner heutigen Sitzung die Förderung der Ortschaft. Die endgültige Entscheidung trifft  der Kreistag in einer seiner nächsten Sitzungen.

Unter einem Bioenergiedorf versteht man ein Dorf, das den Großteil seines Strom- und Wärmebedarf aus der Nutzung überwiegend regional bereitgestellter Biomasse bezieht. Als Biomasse werden Stoffe bezeichnet, die ihre Energie aus erneuerbaren Quellen, wie beispielsweise Wind, Wasser, Sonne und Holz beziehen. Die Ortschaft Jühnde, Landkreis Göttingen, war 2006 das erste Bioenergiedorf und fungiert nich heute als Vorreiter für ähnliche Projekte. Die dortige  Biogasanlage  erzeugt jährlich etwa 5 Mio. kWh Strom. Das ist doppelt so viel, wie der kleine Ort, 1089 Einwohner, verbraucht.


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