Seit 7 Jahren verschwunden - Wann kommt der Wolf zurück?

Auch im siebten Jahr seines Verschwindens aus dem Stadtbild hat man keinen neuen Standort für den Wolf gefunden. Der Prozess verläuft zäh.

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Die Wolf-Skulptur von Erich Schmidtbochum (1913 - 1999) vor dem Hinterausgang des alten Karstadt Gebäudes in Richtung Schlossplatz in Wolfenbüttel. Seit 2016 ist sie aus dem Stadtbild verschwunden.
Die Wolf-Skulptur von Erich Schmidtbochum (1913 - 1999) vor dem Hinterausgang des alten Karstadt Gebäudes in Richtung Schlossplatz in Wolfenbüttel. Seit 2016 ist sie aus dem Stadtbild verschwunden. | Foto: Jan Borner

Wolfenbüttel. Wer erinnert sich noch an die Wolf-Skulptur am alten Karstadt Gebäude in der Innenstadt? Generationen von Kindern haben ihn bestaunt, beritten und sich an den Ohren festgekrallt. Seit 2016 ist er im Zuge der Umbaumaßnahmen zum heutigen Löwentor aus dem Stadtbild entfernt und eingelagert worden. Seit Jahren beschäftigt man sich nun schon mit der Frage, wo man ihn wieder aufstellen soll. Sogar eine Expertenkommission wurde ins Leben gerufen.



Normalerweise stellt sich ja eher die Frage "Ist das Kunst oder kann das weg?" Jetzt heißt es aber: "Das ist Kunst, wo kann sie hin?" Einen Wolf wie diesen kann man nämlich nicht einfach irgendwo aufstellen. "Es muss einen entsprechenden Kontext haben", teilt die Pressestelle der Stadt Wolfenbüttel mit. Zum anderen müssten auch Vorgaben wie Rettungswege und ähnliches beachtet werden.

Künstler kritisierte fehlende Wertschätzung


Tatsächlich handelt es sich bei dem Wolf um ein Kunstobjekt und nicht um ein Spielgerät. Der Wolfenbütteler Bildhauer Erich Schmidtbochum (1913-1999) erhielt an seinem 65. Geburtstag von der Stadt Wolfenbüttel den Auftrag zur Gestaltung einer bissigen Wolfsfigur. Damit wollte man den Künstler versöhnlich stimmen, denn zuvor hatte er immer wieder eine fehlende Wertschätzung seines künstlerischen Schaffens seitens der Stadt Wolfenbüttel kritisiert. So ist es in einer Broschüre der Stadt dokumentiert.

Doch vor gut sieben Jahren baute man die Wolf-Skulptur also ab und lagerte diese an einem nicht öffentlich zugänglichen Ort ein. Nachdem man sich bei der Stadtverwaltung zunächst Standortvorschläge der Wolfenbütteler Bürger erbeten hatte, entschloss sich der Rat der Stadt Wolfenbüttel im Dezember 2018 dann zur Durchführung einer Fachtagung in Kooperation mit der Bundesakademie für Kulturelle Bildung sowie dem Kunstverein. Ziel sollte es sein, ganz allgemein für Objekte im öffentlichen Raum und deren formale und inhaltliche Bezüge zu sensibilisieren sowie für die Fragestellung, wie viel Raum und Aussagekraft man einem Werk zugestehen möchte. Denn nicht nur der Wolf verschwand aus dem Stadtbild, auch der in der Nachbarschaft vor dem ehemaligen Blumen Marcus platzierte Apfel mit dem Reißverschluss, die "Neuzüchtung" von Hubertus von Löbbecke, wurde im Zuge der Baumaßnahmen entfernt. Und auch weitere Kunstwerke sowie der Umgang mit neuen Leihgaben warfen damals Fragestellungen auf.


Plötzlich musste man ein Kunstwerk ablehnen


Nach der Fachtagung sollte es zur Bildung einer Fachkommission kommen, mit dem Ziel ein Konzept für Kunst und Denkmäler im öffentlichen Raum vorzubereiten. Dieses Konzept sollte dann eine Grundlage sein, um über zukünftige Ankäufe oder Ablehnungen entscheiden zu können. Zudem sollten darin geeignete Standorte für die verschiedenen Objekte - auch für Wolf und Apfel - benannt werden.

Zwar fand zunächst die geforderte Fachtagung mit Kunstexperten statt, doch offenbar verlor man sich anschließend nicht nur in der Diskussion, sondern auch aus den Augen - bis man 2020 auf ein Problem stieß. Die Curt Mast Jägermeister Stiftung sowie die Unternehmerfamilie Mast baten der Stadt ein Werk des mehrfach ausgezeichneten britisch-deutschen Künstlers Tony Cragg als Dauerleihgabe zur Aufstellung im Öffentlichen Raum an. Doch dem widersprach der Ratsbeschluss aus 2018. Und so beschloss die Politik Anfang 2021 abweichend vom Ursprung zunächst mit einer Arbeitsgruppe zeitnah Orte für die Aufstellung der eingelagerten Objekte - also dem Wolf und dem Apfel - sowie für das Kriegerdenkmal 1870/71 (ehemals Zeughaus/Schlossplatz) und die vor der Feuerwache abgestellten Kanonen zu benennen. Auch Orte für neue Objekte, wie der eventuellen Dauerleihgabe des Tony Cragg-Objektes sollten gefunden werden. Man wollte sich der Sache annehmen, sobald die damals herrschende Corona-Pandemie physische Treffen wieder zulasse.

Arbeitsergebnisse lassen auf sich warten


Besagte Arbeitsgruppe hat sich dann offensichtlich tatsächlich getroffen und beraten. So ist von einer Sitzung des Ausschusses für Bau, Stadtentwicklung und Umwelt am 21. Juni 2022 protokolliert, dass die Arbeitsgruppe fast ein Jahr vorher, am 14. Juli 2021, zusammenkam. Offenbar daraus resultierende Ergebnisse sollten dann in einer umfangreichen Vorlage im Herbst 2022 vorgestellt werden. Statt der Vorlage teilte man dann im November aber mit, dass diese nun im ersten Quartal 2023 kommen solle. Aber auch damit ist jetzt wohl nicht mehr zu rechnen. Auf Anfrage von regionalHeute.de, wann jetzt mit einem Konzept zu rechnen ist und ob dieses einen neuen Standort für die Skulpturen von Wolf und Apfel vorsieht, antwortet die Pressestelle der Stadt Wolfenbüttel: "Die Expertenkommission wird sich noch zu dem Thema beraten und Empfehlungen aussprechen. Eine entsprechende Übersicht zur Beratung wird im Anschluss zusammengestellt."

Wann der Wolf nun also seinen Weg zurück ins Stadtbild finden wird, bleibt auch im siebten Jahr seines Verschwindens ungeklärt. Doch warum ist es so schwer, einen geeigneten Standort für die Skulptur zu finden und warum zieht sich dieser Prozess über so viele Jahre hin? Dazu schreibt die Stadt Wolfenbüttel: "Zum einen soll natürlich das entsprechende Objekt 'nicht einfach irgendwo' stehen. Es muss einen entsprechenden Kontext haben. Zum anderen müssen auch Vorgaben wie Rettungswege etc. beachtet werden, um nur zwei Beispiele zu nennen. Der Umbau/die Umgestaltung vom Schlossplatz, der Fußgängerzone, des Seeliger-Parks sind zu beachten/beachten gewesen. Und natürlich haben die Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg oder Energie-Krise für Verzögerungen gesorgt und sorgen noch dafür, da entweder die benötigten Treffen nicht stattfinden konnten oder das vorhandene Personal mit anderen Aufgaben befasst war/ist. Es sollte aber auch selbstverständlich und klar sein, dass Prozesse mit gewisser Tragweite durchaus auch länger dauern dürfen, wenn entsprechender Beratungsbedarf besteht."

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar von regionalHeute.de-Chefredakteur Werner Heise: "Bessere Organisation, weniger Ausreden: Der absurde Umgang mit dem Wolf".


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