Wolfenbüttel. Zehn Jahre DRK-Tafel in Wolfenbüttel - da weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll. "Im Grunde ist es ein trauriges Jubiläum", erklärte am Samstag beim Tag der offenen Tür Horst Kiehne, der Präsidiumssprecher im DRK-Kreisverband.
"Einerseits sind wir stolz darauf, eine solch funktionierende Einrichtung geschaffen zu haben. Andererseits ist der ständig steigende Bedarf beschämend und macht uns Sorge." Kiehne muss es wissen, denn die Gründung der Tafel war seine erste weitreichende Entscheidung, als er im November 2006 das Präsidiumsamt übernahm - knapp zwei Monate später öffnete die DRK-Tafel (damals an der Harzstraße) ihre Türen. "Es gab vorher einigen Gegenwind", erinnert sich Kreisvorstand Andreas Ring. Viele im DRK hätten gefragt, brauchen wir sowas in Wolfenbüttel? Doch der Erfolg gab den Pionieren Recht: "Im Rückblick lässt sich sagen, wir haben zur richtigen Zeit das Richtige getan", freuen sich die beiden Initiatoren.
Noch immer befinden sich nur wenige Tafeln bundesweit in Trägerschaft des Roten Kreuzes, weiß Juliane Liersch. Sie leitet gemeinsam mit Horst Rimke (Hauptamt) auf ehrenamtlicher Basis die Tafel und den benachbarten Rotkreuz-Shop Am Alten Tore 1. "Bei uns arbeiten rund 25 Ehrenamtliche mit", berichtete sie am Samstag kurz angebunden - sie musste weiter, denn etliche Besucher forderten zum Jubiläum Informationsgespräche ein.
Die Finanzierung der Tafel, die natürlich ein Zuschussgeschäft ist, geschieht über die Beiträge der DRK-Mitglieder, über Spenden aus den Ortsvereinen oder Privathaushalten sowie durch Stiftungszuschüsse. Auch Erlöse des Shops über den Verkauf gespendeter Dinge fließen in die Tafel. Die Hilfsbereitschaft der Wolfenbüttler sei groß, lobt Juliane Liersch. Manchmal jedoch geschehe des Guten zuviel: "Vor unserer Kleiderkammer Am Exer wurden schon ganze Haushaltsauflösungen abgestellt", sagt Björn Försterling, Vorsitzender des DRK-Ortsvereins. Allerdings behindere das nicht nur die tägliche Arbeit, sondern schieße auch über das Ziel hinaus. "Einen Großteil dieser Dinge kann niemand mehr gebrauchen."
"Geht nicht gibts nicht"
Darum empfiehlt Andreas Ring die Online-Plattform www.Donaki.de, die das DRK gemeinsam mit der TU Braunschweig entwickelt hat. "Dort können alle Arten von Sach- und Zeitspenden gemeldet werden, und es entscheidet sich rasch, ob es für die Dinge Bedarf gibt. "Geht nicht gibts nicht" lautet nach Auskunft von Ines Renner auch das Motto von Tafel und Rotkreuz-Shop. Die Wolfenbüttelerin arbeitet Am Alten Tore mit. "Zuletzt haben wir wieder Tonnen von Lebensmitteln geschleppt, schließlich kommen jetzt die ganzen Süßwaren aus der Weihnachtszeit rein."
Monika Winnecke aus Ahlum ist ebenfalls Ehrenamtliche am Alten Tore. "Ich bin in Pension, habe Zeit und arbeite ausgesprochen gerne hier." Sie wollte schon immer mal Gutes tun und treffe jetzt viele nette Menschen im Shop. "Manche wollen zwar immer noch handeln", erzählt sie von Kundenwünschen, "doch da bleibe ich hart: Unsere Waren sind ohnehin schon günstig genug."
Zur Tafel kam sie zufällig. "Ich traf Juliane Liersch im Solferino - seitdem bin ich Ehrenamtliche im DRK", berichtet sie von ihrer persönlichen Initialzündung. Wer als Helfer mitarbeiten möchte, ist immer gern gesehen und kann sich beim DRK nach den Möglichkeiten erkundigen (05331/ 927 84 44).
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